Eine Baustelle, auf der ein Haus gebaut wird
Bildrechte: BR/Renate Roßberger

Die, die ihre Grundstücke nicht zurückgegeben haben, bauen fleißig.

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Keine Bauflaute: Zurückgegebene Baugrundstücke weiter begehrt

Steigende Preise und hohe Bankzinsen haben im Frühsommer viele Bauherren ausgebremst. Fast überall in Bayern gaben sie reservierte Baugrundstücke wieder zurück, zum Beispiel in Bodenmais und Frauenau. Die Parzellen haben aber jetzt neue Eigentümer.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Entwicklung hatte im Frühsommer viele Bürgermeister überrascht. Baugrundstücke, um die sich die Bewerber früher fast geprügelt hatten, wurden plötzlich vor dem Notartermin wieder zurückgegeben. Vor allem junge Familien schreckten die gestiegenen Zinsen für Bankdarlehen und die hohen Baupreise so ab, dass sie den Traum vom eigenen Haus lieber begruben. In Bodenmais wurde zum Beispiel über die Hälfte der 16 Parzellen (10) im neuen Baugebiet "Am Ahornweg" zurückgegeben. In Frauenau gingen im neuen Baugebiet "Hirschgarten" ebenfalls sechs von 30 Parzellen zurück. Dabei galten diese Baugebiete als "Traumlage", für die es vor der Krise lange Warteschlangen an Interessenten gegeben hatte.

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Zweite Runde: wieder viele Bewerber

Für die zurückgegeben Grundstücke gab es in der zweiten Runde wieder viele Bewerber. Teils waren es Familien, die in der ersten Ausschreibung nicht zum Zug gekommen waren, teils ganz neue Bewerber. Manuela Lenz zum Beispiel hat jetzt eines der zurückgegebenen Baugrundstücke in Frauenau ergattert und ist "überglücklich":

"Für mich ist es ein Glücksfall. Denn ich hätte wahrscheinlich keinen Baugrund mehr bekommen, wenn es durch die Krise nicht so eingebrochen wäre." Manuela Lenz, neue Bauherrin

Die 42-Jährige, die als freiberufliche Autorin arbeitet und aus dem Bayerwaldort Riedlhütte stammt, will seit 2018 zurück in ihre Heimatregion. Doch bisher hatte sie vergeblich gesucht, weil schöne Grundstücke oder Immobilien kaum mehr zu bekommen waren.

Keine Angst vor der Finanzierung

Manuela Lenz will schon im Frühjahr mit dem Hausbau in Frauenau anfangen. Den Auftrag bekam eine Fertighausfirma, die ihr trotz der allgemeinen Preissteigerungen einen Fixpreis garantiert hat. Finanziell ist das Ganze gut abgesichert, denn die 42-Jährige hat vor ein paar Jahren – weil im Bayerischen Wald nichts zu kriegen war - eine Doppelhaushälfte im Raum Deggendorf erworben, die sie jetzt wieder verkauft. Sie glaubt, dass Wohneigentum einen bleibenden Wert behält, auch wenn die Preise für Immobilien wohl in manchen Regionen jetzt sinken werden.

Manche fangen erst später mit dem Hausbau an

Auf den Baugrundstücken in Frauenau und Bodenmais liegt ein "Bauzwang" - man muss als Käufer dort innerhalb von drei Jahren bauen. Das soll Spekulationen mit Baugrund verhindern. Marcus Heimerl, der sich in Bodenmais in der zweiten Runde ein Baugrundstück geholt hat, will erst 2025 oder 2026 mit dem Hausbau beginnen und ist optimistisch:

"Es wird sich wieder normalisieren, denke ich. Die Preise werden zwar auf einem höheren Niveau bleiben. Aber diese Hektik, die momentan im Markt ist, wird sich wieder beruhigen, wenn sich die Konflikte in Europa wieder einigermaßen beruhigen.'" Marcus Heimerl, neuer Bauherr

Er rechnet damit, dass man bald wieder leichter an Handwerker und Baufirmen kommt, weil die Firmen immer weniger Aufträge bekommen. Dann würden auch "die Rohstoffpreise" beim Material sinken, glaubt der 44-jährige Familienvater. Der gebürtige Bodenmaiser lebt momentan im Großraum Erding, will aber zurück in seine Heimat. Das Finanzpolster reicht für den Hausbau und auch die gestiegenen Zinsen für Bankdarlehen schrecken ihn nicht. Unüblich waren eher die sehr niedrigen Zinsen der letzten Jahre, findet der gelernte Betriebswirt. Vielleicht werde man die Häuser jetzt bei den gestiegenen Preisen auch einfach wieder etwas kleiner bauen.

Zukunft von Bauplätzen?

Große Baugebiete ausweisen, das war in den meisten Kommunen sowieso seit Jahren kaum mehr möglich – mangels Grundstücken, die man kaufen konnte. Das bleibt wohl auch so. In Frauenau wird es in den nächsten Jahren kein so großes neues Baugebiet mehr geben wie den „Hirschgarten“, sagt der Bürgermeister, höchstens einzelne Grundstücke. Die Gemeinde sieht Chancen bei Altbauten und Leerständen im Ort, ebenso Bodenmais:

"Vielleicht wird jetzt das alte Haus der Tante oder der Oma wieder attraktiv. Ein Haus zu sanieren, da kann man viel in Eigenleistung machen. Man kann relativ schnell drin wohnen und schrittweise sanieren." Joli Haller, Bürgermeister von Bodenmais

Bodenmais wird ein neues Baugebiet am Ortsrand, das man schon vor längerem gekauft hat, wegen der aktuell hohen Kosten vorerst nicht erschließen und die Parzellen nicht anbieten.

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