"SOS" ist an der Fassade der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren zu lesen.
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61 Prozent der Kliniken in Bayern erwarten für 2021 ein Defizit, das hat eine Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft ergeben.

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Immer mehr Krankenhäuser in Bayern in den roten Zahlen

Die Zahl der Krankenhäuser in Bayern, die Verlust machen, ist zuletzt deutlich gestiegen. Nach einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft erwarten 61 Prozent der Kliniken für 2021 ein Defizit. In diesem Jahr könnte der Anteil noch steigen.

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Wenn keine politischen Gegenmaßnahmen ergriffen werden, drohe einer Rekordzahl von Kliniken in Bayern in diesem Jahr Verlust, warnt die Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft Tamara Bischof. Laut einer Umfrage der BKG könnte der Anteil auf 66 Prozent steigen. Es sei nicht akzeptabel, dass die Krankenhaus-Träger für Defizite in Krankenhäusern aufkommen müssen, sagt Bischof, die auch Landrätin des Landkreises Kitzingen ist, bei der Vorstellung des aktuellen Bayerischen Krankenhaustrends.

Davon würden Städte und Kreise ebenso getroffen wie kirchliche Wohlfahrtsverbände und zum Teil auch private Kliniken. Neben einer allgemeinen Unterfinanzierung würden auch die Krankenhäuser von der steigenden Inflation belastet, warnt die BKG. So schlagen etwa die deutlich höheren Energiekosten auch auf ihre Haushalte durch.

Pflegekräfte weiter dringend gesucht

Zu schaffen macht Bayerns Kliniken auch ein wachsender Personalmangel. In knapp 40 Prozent der befragten Krankenhäuser ist die Zahl der Pflege-Fachkräfte seit Ausbruch der Corona-Pandemie gesunken. Mehr als 29 Prozent der Kliniken konnten aber neues Personal gewinnen, sagte der BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen. Insgesamt sei die Personalsituation im Wesentlichen stabil. "Das ist bereits ein Erfolg", betonte Engehausen.

Auch bei der Nachwuchsgewinnung gibt es Probleme. Mehrere hundert Ausbildungsplätze seien im vergangenen Jahr unbesetzt geblieben, berichten die Klinikleitungen. Rund 40 Prozent der bayerischen Kliniken erwarten eine Verschlechterung der Ausbildungssituation, nur sieben Prozent eine Verbesserung.

Kritik an einrichtungsbezogener Corona-Impfpflicht

Deutlich mehr Kritik als Zustimmung gibt es in bayerischen Klinikleitungen bei der Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich, die seit vergangener Woche gilt. Diese lehnen mehr als 40 Prozent der befragten Klinik-Manager ab. Rund 29 Prozent befürworten sie, etwa 21 Prozent bewerten sie mit "teils, teils". Sie werde oft als "unfair" empfunden, sagte der BKG-Geschäftsführer Engehausen, zumal im Schnitt deutlich mehr als 95 Prozent der Beschäftigten in Kliniken geimpft seien.

Eine allgemeine Impfpflicht hingegen wird nur von rund sieben Prozent der befragten Krankenhaus-Manager abgelehnt. Insgesamt findet eine Impfpflicht, die für weite Teile der Bevölkerung gilt, breite Zustimmung: Rund 63 Prozent der Klinikleitungen wünschen sich eine allgemeine Impfpflicht ab dem 18. Lebensjahr, rund 17 Prozent eine Impfpflicht für besonders gefährdete Gruppen, wie etwa Ältere.

  • Zum Artikel: Was die nun geltende Teil-Impfpflicht für Kliniken bedeutet

Nachholbedarf bei Digitalisierung

Auch bei der weiteren Einführung digitaler Technik sehen viele Klinik-Manager noch Defizite. Nur jede dritte Klinik sehe sich für die künftigen Anforderungen der Digitalisierung gut gerüstet, berichtet die Krankenhausgesellschaft. Mehr als die Hälfte der Kliniken schätzt ihre Digitalisierungsfortschritte mit "teils, teils" ein, 13 Prozent sehen sich "weniger gut" vorbereitet.

Hier will die BKG auch selbst aktiv werden. In enger Abstimmung mit dem Freistaat Bayern sollten Möglichkeiten geschaffen werden, sodass Kliniken ihre IT-Ressourcen bündeln und beispielsweise gemeinsam ein Rechenzentrum betreiben.

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