Höhlenretter bei der Großübung im Berchtesgadener Land
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Höhlenretter bei der Großübung im Berchtesgadener Land

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Höhlenretter treffen sich zu Großübung im Berchtesgadener Land

Fast 100 Höhlenretter aus ganz Deutschland haben sich am Wochenende bei Bad Reichenhall getroffen und den Ernstfall geprobt: Ein Höhlenkletterer bricht sich in 80 Metern Tiefe ein Bein und muss abtransportiert werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mehrere Tage saß der amerikanische Höhlenforscher Mark Dickey fast eintausend Meter tief unter der Erde fest. Bei einer Expedition in der Morca-Höhle hatte er eine Magenblutung erlitten. Die jetzt angelaufene Rettungsaktion erinnert an die geglückte Bergung von Johann Westhauser 2014 aus der Riesending-Höhle im Berchtesgadener Land. In Bayern ist dafür die Bergwacht zuständig, die solche Großeinsätze regelmäßig trainiert.

Restrisiko in der Höhle immer dabei

Die Übung: Ein Höhlenkletterer ist in der Adventshöhle abgestürzt, hat sich ein Bein gebrochen und kann die Höhle nicht mehr aus eigener Kraft verlassen. Ein "absolut realistisches Szenario", sagt Christian Tegethoff von der Bergwacht Freilassing. "Wir hatten ja jetzt schon mehrere Einsätze in der Höhlenrettung. Verletzen kann man sich in der Höhle immer, das Restrisiko ist stets dabei."

Bei der Rettung droht "Staugefahr"

Zuerst macht sich ein Mediziner-Team auf den Weg zum Verletzten. Anschließend folgen die Bautrupps, die den Weg für die Bergung vorbereiten sollen. Die Logistik ist dabei die wohl größte Herausforderung. Die Adventshöhle ist stellenweise extrem eng, es droht Staugefahr. "Wir müssen aufpassen. Wenn zu viele Retter in der Höhle sind, oder auch zu viel Material, dann geht nichts mehr vorwärts", so Max Oswald von der Höhlenrettung Sachsen.

Von anderen Höhlenrettungen lernen

Alle zwei Jahre treffen sich die deutschen Höhlenretter zu einer Großübung. Fast 100 von Ihnen sind an diesem Wochenende ins Berchtesgadener Land gekommen. Geübt wird zeitgleich in drei Höhlen. Rund 55 Helfer sind dabei unter Tage im Einsatz, zusätzlich 25 als Leiter und Koordinatoren.

Der Austausch ist wichtig, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. "Die Technik entwickelt sich ständig weiter. Du kannst immer was von anderen Höhlenrettungen lernen, darum machen wir solche Großübungen", sagt Hubert Mayer, der Leiter der Höhlenrettung Chiemgau.

Retter in Alarmbereitschaft

Nach vier Stunden Vorarbeit beginnt in der Adventshöhle der Transport des Patienten. Mühsam, manchmal nur Zentimeter für Zentimeter wird die Trage nach oben bugsiert. In der Höhle ist es nicht nur kalt. Die Wände sind schmierig und feucht, das Klettern ist extrem schwierig. Dennoch kommen die Retter gut voran. Einige von Ihnen sind derzeit in permanenter Alarmbereitschaft, falls Verstärkung für den Einsatz in der Türkei angefordert wird.

Abseilen ins Nichts

"Die Höhle dort ist ähnlich dem Riesending. Eine große Schachthöhle, wenn man da in die Tiefe abfährt und sich ins Nichts abseilt, ohne zu wissen, was kommt, das ist schon eine gewaltige Herausforderung. Aber wir hätten Leute, die das können. Nicht viele, aber wir hätten sie", schätzt Hubert Mayer die Situation ein. Bislang aber sei noch keine Anforderung vom europaweiten Verbund der Höhlenretter eingegangen.

Mehr Interesse für Höhlenrettung

Durch die Rettungsaktion im Riesending 2014 haben die Höhlenretter nicht nur öffentliche Aufmerksamkeit gewonnen. Zugleich wurde ihre Bedeutung für den Ernstfall erkannt, und sie haben eine deutlich höhere Zahl von Interessenten. "Wir haben durch das Riesending viel lernen können über die Zusammenarbeit bei Großeinsätzen. Und wir haben danach unser Ausbildungskonzept überarbeitet", so Thomas Berquet, der Landesbeauftragte für die Höhlenrettung der Bergwacht Bayern.

Im Vergleich zum Riesending ist die Adventshöhle ein einfaches Terrain. Der Patient muss "nur" aus rund 80 Meter Tiefe abtransportiert werden. Doch schon das bedeutet schon sechs Stunden Plackerei. Erst dann ist es geschafft. Der Patient ist zurück am Tageslicht und wohlauf.

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