Regale im THW Logistikzentrum in Obernburg
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Regale im THW Logistikzentrum in Obernburg

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Hilfsgüter-Zentrum: Aus Obernburg nach Gaza und in die Ukraine

Es entstand als Lehre aus der Pandemie: Das THW-Logistikzentrum im unterfränkischen Obernburg ist eines von bundesweit vier Zentren, die dafür sorgen, dass Hilfsgüter da ankommen, wo sie gebraucht werden. Die nächste Lieferung könnte nach Gaza gehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Ob der Krieg in der Ukraine, das Erdbeben in der Türkei oder Überschwemmungen in Libyen: Immer wieder entstehen neue Krisengebiete, brauchen Menschen Hilfe. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt in solchen Fällen weltweit mit Hilfsgütern. Wie das möglich ist, zeigt sich im Logistikzentrum des THW in Obernburg im Landkreis Miltenberg. Aktuell bereitet sich das Logistikzentrum auf ein Hilfeersuchen für den Gazastreifen vor.

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Hilfsgüter-Vorrat in zwei Lagerhallen

Das THW-Logistikzentrum am bayerischen Untermain ist eines von bundesweit vier neuen Logistikzentren, die 2021 eröffnet wurden. In zwei Lagerhallen von jeweils einer Fläche von 10.000 Quadratmetern werden dort Hilfsgüter vorgehalten, sowohl für Einsätze in Deutschland als auch für Krisen- und Kriegsgebiete im Ausland. "Wir haben hier die Nationale Reserve Gesundheitsschutz eingelagert, für das Bundesgesundheitsministerium, also zum Beispiel auch Masken. Aber auch Hilfsgüter für Krisengebiete schon fertig vorgepackt, wie etwa Zelte, Isomatten, Feldbetten, Decken und Stromerzeuger", erklärt Achim Baumann, Leiter des Logistikzentrums.

Hilfstransporten gehen Hilfeersuche voraus

In Obernburg arbeiten derzeit fünf feste Mitarbeiter vor Ort daran, dass die Bestände immer wieder aufgefüllt und verstaut werden und am Ende zum Abtransport bereit sind. Laut Baumann sollen es künftig zwölf Mitarbeiter sein. Für einen Hilfstransport braucht es zunächst ein Hilfeersuchen der betroffenen Regierungen auf EU-Ebene. "Erst dann gibt es einen konkreten Auftrag an uns für das Zusammenstellen und den Abtransport der Hilfsgüter, und der kommt von der THW-Leitung in Bonn", sagt Achim Baumann.

Standort in Obernburg kein Zufall

Dass die Standortwahl für das im Sommer 2021 eröffnete Logistikzentrum des bayerischen THW auf Obernburg fiel, ist kein Zufall, zumal es in der Mitte Deutschlands liegt. THW-Sprecherin Annelie Schiller betont auch, dass die gute Verkehrsanbindung bei der Wahl eine Rolle gespielt hat: "Mit Frankfurt haben wir einen Flughafen vor der Haustür. Die Anbindung an Main und Rhein ist gegeben, um Hilfsgüter auf dem Wasser transportieren zu können. Es gibt eine Zuganbindung und schnelle Wege zu den Autobahnen."

Vor allem Hilfsgüterlieferungen ins Ausland

Gerade in diesem Jahr haben die Hilfsgüterlieferungen und auch die THW-Einsätze den Fokus im Ausland gehabt, betont Schiller. So wurden 2023 etwa Hilfsgüter aus Obernburg in die Ukraine, die Türkei, Marokko, Armenien und Libyen geschickt. Der Leiter des Logistikzentrums Achim Baumann sagt deswegen: "Natürlich macht uns jetzt auch die Situation in Nahost betroffen, in Stress bei unserer Arbeit geraten wir deswegen aber nicht. Wir sind gut vorbereitet und Profis."

Im Ernstfall: "Frage der Koordination"

Um den Weitertransport von Zelten, Decken, Feldbetten und Stromerzeugern von Obernburg aus sicherzustellen, arbeitet das THW zum Teil mit ehrenamtlichen Helfern, die die Lkw dann beispielsweise bis zum Flughafen bringen. Aber auch ab hier sind Logistik und die Zusammenarbeit mit Behörden gefragt. Das THW arbeite etwa auch mit Speditionen und der Bundeswehr zusammen, so Annelie Schiller. "Wenn es schnell gehen muss, ist es eine Frage der Koordination, ob der nächste Bundeswehrflughafen angesteuert wird, oder eine Frachtmaschine in Frankfurt die Güter weitertransportiert."

Logistikzentren wegen Corona-Pandemie eingerichtet

Die vier neuen dezentralen THW-Logistikzentren in Deutschland wurden 2021 als eine Lehre aus der Corona-Pandemie eingerichtet, um im Katastrophen- oder Pandemiefall eine schnellere Versorgung mit Schutzgütern und Ausrüstung für den Bevölkerungsschutz sicherzustellen. Neben Obernburg gibt es Standorte in Altenburg/Nobitz in Thüringen, in Biberach in Baden-Württemberg und in Westerstede in Niedersachsen.

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