Ein Korb voll Hackschnitzel.
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Hackschnitzel

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Heizen wird teuer: Kirchen steuern schon um

Die Kirchen in Deutschland wissen: Eine Wärmewende muss her - sonst wird es teuer. Nach einer EU-Reform werden künftig auch Hauseigentümer für die Emissionen ihrer Immobilie CO2-Zertifikate kaufen müssen. Für die Kirchen eine teure Perspektive.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Durch politische Weichenstellung wird deutlich: Wer CO2 ausstößt, muss künftig mehr dafür zahlen. Nach einer EU-Reform soll der Gebäudesektor in den Emissionshandel eingebunden werden. Für die Emissionen der Gebäude müssen also Zertifikate gekauft werden. Das betrifft Privathaushalte genauso wie öffentliche. Bislang liegen nur grobe Schätzungen für die Kosten pro Tonne CO2 vor: Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gibt für die CO2-Preise im Jahr 2030 eine Spanne von 200 bis 300 Euro an und rechnet mit einem Anstieg auf 370 bis 670 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2045.

Erzbistum München-Freising: CO2-Zertifikate würden bis zu 70 Millionen Euro kosten

Das Bistum München und Freising hat einen CO2-Ausstoß von etwa 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr für ihre Gebäude ermittelt. Demnach lägen die Kosten im Jahr 2030 bei Berechnung mit den Zahlen vom MCC bei 20 Mio. bis 30 Mio. Euro für die CO2-Zertifikate der Gebäude. Im Jahr 2045 wären von 37 Mio. Euro bis 67 Mio. Euro auszugehen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass das Bistum München und Freising eines der großen Bistümer ist. Das deutlich kleinere Bistum Eichstätt mit ca. 11.905 Tonnen CO2 pro Jahr läge bei etwa 2,4 Mio. bis 3,6 Mio. Euro für 2030 und 4,4 Mio. bis 8 Mio. Euro für 2045. Die genannten Emissionen sind aber in beiden Fällen die zuletzt ermittelten, spiegeln also nicht zwingend die zukünftigen Emissionen wider. Denn diese dürften sich durch geplante Klimaschutzmaßnahmen verändern.

Gegensteuern vor Ort

In Hohenkammer (Landkreis Freising) steht ein unscheinbares Häuschen unterhalb der Kirche St. Johannes Evangelist. Aber darin steckt der ganze Stolz von Herbert Hanrieder: Es ist eine Hackschnitzelheizung, die klimaneutral Kirche, Pfarrhof und Pfarrsaal sowie den örtlichen Kindergarten mit Wärme versorgt. Das Holz werde nicht extra gefällt, sondern sei Schadholz und bei der Forstwirtschaft übriggebliebenes Holz, stellt Hanrieder klar. "Wir haben es geschafft, dass wir unabhängig von fossilen Brennstoffen sind. Und haben damit die Möglichkeit, autark reagieren zu können." Auch Strom soll bald aus einer Photovoltaikanlage kommen und ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk ablösen.

Auch in anderen Kirchengemeinden wird ein breites Spektrum an Maßnahmen für den Klimaschutz ergriffen, was von den Bistümern und der evangelischen Kirche in Bayern (ELKB) gefördert wird. Die Emissionen im Gebäudesektor nehmen in den bayerischen Bistümern etwa 80 Prozent der gesamten Emissionen ein. Die evangelische Landeskirche geht sogar von 89 Prozent aus. Die Mobilität hingegen mache nur einen geringen Anteil aus. Dennoch werde auch da mit Dienstfahrrädern und ÖPNV sowie sukzessiver Umstellung auf E-Mobilität eingespart.

Aus drei mach eins

Mattias Kiefer ist Leiter der Umweltarbeit in der Erzdiözese München und Freising sowie Sprecher der diözesanen Umweltbeauftragten in Bayern und Deutschland. Neben der Umstellung auf erneuerbare Energien sieht er noch andere Stellschrauben im Klimaschutz und damit der Kosteneinsparung: "Wir müssen die Gebäudenutzungsintensitäten erhöhen." Das funktioniere, indem Gebäude zum Beispiel von katholischer und evangelischer Kirche sowie der Kommune verwendet werden: "Warum bringe ich nicht die drei Träger vor Ort an einen Tisch? Alle drei überlegen zusammen, welches Gebäude sie in Zukunft gemeinsam nutzen wollen." Dadurch könnten andere Gebäude abgegeben und viel Energie eingespart werden.

Mattias Kiefer meint außerdem, man könne viel einsparen, wenn man Kirchen oder Gemeinderäume etwas weniger beheize. Das geht, solange Gebäude oder Kunstschätze nicht darunter leiden. Maßstab für künftige Temperatureinstellung sei dann nicht der Mensch, sondern das Gebäude: "Also das, was das Bauwerk von der Temperatur verlangt, und nicht was der Nutzerkomfort verlangt. Heißt unterm Strich tatsächlich viel weniger Heizen", erklärt Kiefer.

Übrigens: In der Kirche in Hohenkammer funktioniert genau das mit der Hackschnitzelheizung und einer Lüftung schon gut: Feuchte Stellen in der Kirche sind verschwunden.

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