Der Haselbach aus der Luft fotografiert
Bildrechte: BR/Michael Frick

Breite Uferrandstreifen säumen den Haselbach zwischen Arlesried und Frickenhausen im Unterallgäu.

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Haselbachtal: Refugium für bedrohte Arten soll erhalten werden

Das Haselbachtal im Unterallgäu ist Naturjuwel und Relikt zugleich: Intensive Landwirtschaft hat hier nie stattgefunden. Auf Nasswiesen, in Teichen und Wäldern finden seltene Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Der soll aufgewertet werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ein Traktor mäht eine Fläche von der Größe eines halben Fußballplatzes mit meterhohem Schilf nieder. Doch hier wird kein Lebensraum zerstört, sondern neuer geschaffen. Das Schilf hatte in den letzten Jahren alles überwuchert, jetzt soll hier wieder eine artenreiche Nasswiese entstehen, auf der sich zum Beispiel der Laubfrosch wohlfühlt.

Viele verschiedene Lebensräume in einem

"Der braucht dieses feuchte Milieu, er braucht natürlich auch das Gewässer als Lebensraum, als Laichraum", sagt Fabienne Finkenzeller, Biodiversitätsberaterin des Landkreises Unterallgäu. "Und er braucht ein Winterhabitat", fährt sie fort, "da geht er gerne ins Unterholz rein, in die alten Grasbestände". Um überleben zu können, sei der Laubfrosch über das Jahr auf ganz viele verschiedene Lebensräume angewiesen.

Behörden, Verbände und Privatbesitzer arbeiten zusammen

In diesen Lebensräumen auf Wiesen, in Tümpeln und Wäldern tummeln sich neben dem Laubfrosch noch viele weitere Arten: die Sumpfschrecke und der Gelbringfalter, Trollblume und Knabenkraut, der Eisvogel und im Haselbach selbst die Elritze, ein wichtiger Wirtsfisch für die Bachmuschel. Damit all das im Biotopverbund im Haselbachtal, das sich über eine Länge von rund 15 Kilometer erstreckt, erhalten bleibt, arbeiten Behörden, Naturschutzverbände und auch die Grundbesitzer vor Ort zusammen.

Der Bach braucht Platz

"Die Flächen, die wir im Hintergrund sehen, liegen in Privathand, die dem Landkreis oder dem Freistaat zur Verfügung gestellt wurden", sagt Maximilian Simmnacher von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Die Landwirte stellen etwa breite Uferrandstreifen entlang des Bachs zur Verfügung, zum Teil freiwillig. Es gebe aber auch finanzielle Anreize, sagt Simmnacher: "Sie kriegen eine Förderung über das Vertragsnaturschutzprogramm." Außerdem können die Landwirte von der Pflege der Naturschutzflächen wie jetzt bei der Schilfmahd profitieren: "Dafür werden sie vom Freistaat Bayern als Lohnunternehmer mit Stundensätzen vergütet."

Doch vieles muss auch gar nicht gepflegt werden. Umgestürzte Bäume lässt man absterben, damit sich Totholz als Lebensraum bildet. Auf den sich selbst überlassenen Uferrandstreifen kann der Bach sich ausbreiten, auch mal ein Ufer unterspülen und kleine Buchten bilden.

Regelmäßig mähen nützt der Artenvielfalt

Auf einer anderen Fläche, etwa einen Kilometer weiter nördlich im Haselbachtal, wird das Schilf schon seit zwei Jahren gemäht - einmal jährlich. Hier sieht man bereits den Zustand, den auch die Fläche am Bach, die heuer zum ersten Mal gemäht wird, bald erreichen soll. Bereits jetzt im warmen Februar wird die Wiese grün, "es kommen schon die ersten Blühpflanzen wieder auf der Fläche vor", sagt Maximilian Simmnacher. Darunter auch der Schlangen- oder Wiesenknöterich, die Futterpflanze für den Randring-Perlmuttfalter. Die Schmetterlingsart lebt ebenfalls im Haselbachtal und gilt als Indikator für ein intaktes Ökosystem. Der artenreiche Lebensraum im Haselbachtal soll jetzt Stück für Stück ausgeweitet werden.

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