Gelbes DHL-Paket auf einem Acker.
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Große Diskussion um geplantes Paketzentrum in Weichering

Ein großer Acker und ein Waldstück – derzeit läuft hier eine kleine, schmale Straße durch zwischen einem Neuburger Stadtteil und der Gemeinde Weichering. Das könnte sich bald ändern: Auf dieser Fläche plant die Post ein neues Paketzentrum.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Die Pläne der Post für die kleine Gemeinde Weichering im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind groß: Ein überregionales Paketzentrum außerhalb des Ortes. Die Kennziffern unterstreichen die Größe des Vorhabens: rund 100 Millionen Euro Investition, 400 neue Arbeitsplätze, eine Fläche von etwa 15 Hektar. 40.000 Päckchen sollen pro Stunde verarbeitet werden. Sechs Tage die Woche, 24 Stunden im Schichtbetrieb. Die Zahlen beeindrucken, aber verunsichern auch viele Menschen in Weichering und den umliegenden Gemeinden.

Verkehr, Lärm, Umweltschutz

Die Vielzahl der Pakete, die am Standort in Weichering verarbeitet werden sollen, müssen natürlich abtransportiert werden. Das ist einer der Kritikpunkte von Hans-Jürgen Steinherr, der sich gegen das geplante Paketzentrum engagiert. Konkret würde das heißen: 700 bis 800 Lastwagen täglich, die das DHL-Zentrum ansteuern und wieder von dort abfahren würden. "Das würde nicht nur die B16 komplett überlasten, sondern das heißt dann auch Lärm und viele Abgase", meint Steinherr. Sein größter Kritikpunkt ist aber, dass dabei so viel Fläche in einem Landschaftsschutzgebiet versiegelt werden würde - mit altem, wertvollen Baumbestand. "Logistikunternehmen sind sehr flächenintensiv. Vielleicht würden wir ja ein Unternehmen finden, das pro Quadratmeter mehr erwirtschaftet", meint Steinherr. Außerdem würde er sich einen Austausch der Gemeinden in der Region wünschen, wo das Zentrum vielleicht einen besseren Standort haben würde – vielleicht auch in Autobahn-Nähe.

Arbeitsplätze und hohe Einnahmen

Die Post will die versiegelten Flächen anderswo ausgleichen. Das Wo und Wie ist noch unklar. Der Gemeinderat von Weichering und der Kreistag stehen dem Projekt auf jeden Fall positiv gegenüber. Die Gemeinde zählt zu den höchst verschuldeten in Bayern. Das Postzentrum könnte die Lage verändern: "Es geht natürlich nicht nur ums Geld. Wir schaffen damit auch zukunftsfähige Arbeitsplätze vor Ort, die wir gut gebrauchen können", meint Bürgermeister Thomas Mack (CSU). Aber auch die Gewerbesteuer könne man gut gebrauchen, es stehen große Projekte in der Gemeinde an: Kindergartensanierung, Dorfsanierung. Hohe Kosten, die auf die etwas über 2.000 Einwohner große Gemeinde zukommen. Mit der Gewerbesteuer, die das Postzentrum einbringen würde, ließen sich diese Einnahmen verdoppeln. "Selbst wenn wir wieder etwas über die Kreisabgabe verlieren, auch davon profitieren wir, wenn zum Beispiel Schulen in Neuburg damit saniert werden", meint der Bürgermeister.

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Das Paketzentrum in Weichering läge logistisch günstig an der B16 und zwischen bereits bestehenden Zentren - so die Post.

Weichering als Standort

Die Entscheidung der Post für Weichering hat mehrere Gründe. Die direkte Anbindung an die Bundesstraße 16 und die Lage zwischen den bereits bestehenden Paketzentren in Augsburg, Aschheim, Regensburg und Feucht sei, so schreibt die Post auf der Homepage der Gemeinde, "logistisch ideal". Allerdings fehlen auch noch viele Informationen, die demnächst Gutachten beisteuern sollen, wie Bürgermeister Mack mitteilt. Das betreffe vor allem die Themen Statik, Lärm und Verkehr. Beispielsweise laufe schon ein erweitertes Verkehrsgutachten, das die DHL in Auftrag gegeben habe. Immer wieder wird dabei auch der geplante Ausbau der Bundesstraße thematisiert. Laut Post sei dieser aber gar nicht zwingend erforderlich. Für Bürgermeister Mack ist klar: "Sollten sich da Dinge ergeben, die eine deutliche Belastung für die Bürger darstellen, dann stoppen wir das Projekt." Wichtig sei ihm in der kleinen Gemeinde, die Menschen mitzunehmen und einen guten Entscheidungsprozess zu finden.

Ratsbegehren im neuen Jahr

Bundesweit betreibt die Deutsche Post DHL Group 82 Briefzentren, 36 Paketzentren und zwei internationale Postzentren. Doch das wird langfristig nicht reichen. Denn der Onlinehandel boomt. Die Zahl der versendeten Pakete bricht jedes Jahr neue Rekorde. Ob das neue Logistikzentrum aber in Weichering entsteht, sollen die Bürgerinnen und Bürger entscheiden. Im ersten Halbjahr 2022 will die Gemeinde ein Ratsbegehren durchführen. Bis dahin sollten alle Informationen vorliegen, so dass sich die betroffenen Menschen eine Meinung bilden können. Klar sei auch, dass alle Beteiligten dann die Entscheidung der Bürger akzeptieren müssten.

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