Hans Schneider hat in Buch am Erlbach über Jahrzehnte die Dorfgeschichte erforscht.
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Hans Schneider hat in Buch am Erlbach über Jahrzehnte die Dorfgeschichte erforscht.

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Geschichte(n) per "Zeitmaschine" in Vatersdorf

Geschichte erfahren in einer "Zeitmaschine". Wer hat davon nicht schon immer geträumt? Möglich ist das jetzt im kleinen niederbayerischen Vatersdorf in der Gemeinde Buch am Erlbach bei Landshut.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Fast sein ganzes Leben lang hat Hans Schneider Menschen als Gastwirt in Buch am Erlbach im Landkreis Landshut versorgt. Darüber hinaus hat der 80-Jährige aber auch über Jahrzehnte die Dorfgeschichte erforscht und mit seiner Arbeit sogar die Fachwelt überrascht.

Mit finanzieller Unterstützung eines örtlichen Unternehmens ist daraus jetzt in Vatersdorf ein neuartiges, bundesweit beachtetes Museum entstanden - in dem es jetzt sogar eine "Zeitmaschine" gibt.

Geschichte als Zeichentrickfilm

2.600 Jahre niederbayerische Dorfgeschichte in 15 Minuten. Die Vatersdorfer "Zeitmaschine" macht es möglich. Genau gesagt ist die Zeitmaschine ein Zeichentrickfilm, der in einem Nebenraum im Museum "Der Neue Geschichtsboden" läuft.

Die Geschichte in dem kleinen Dorf im Hügelland an der Grenze zwischen Nieder- und Oberbayern beginnt um 600 vor Christus. Eine mit wertvollem Schmuck aus dem Baltikum ausgestattete keltische Fürstin errichtete in heutigen Erlbachtal einen keltischen Herrenhof. Der wird vermutlich bei einer kriegerischen Auseinandersetzung niedergebrannt, detailgetreu gezeichnet von Hans Ott.

Zwei Jahre Arbeit auf historischer Grundlage

Zwei Jahre lang hat der Zeichner an dem Trickfilm über die Geschichte der Dorfs gearbeitet. Seine Darstellungen beruhen auf historischen Quellen. "Orientiert habe ich mich an den ältesten existierenden Plänen von 1808. Da gibt es auch schon Beschreibungen der Häuser und man sieht, wo sie wie gestanden sind." Und so hat er das Dorf mit viel Wissen und etwas Phantasie rekonstruiert und gezeichnet - zurück bis in die Zeit um 600 vor Christus.

Fülle an Informationen - komprimiert auf eine Viertelstunde

Basis für das Projekt ist die vielleicht sogar einzigartig genau erforschte Geschichte von Buch am Erlbach, sagt Filmautor Thomas Ecker: "Ja, es ist natürlich unglaublich. Es ist zum einen natürlich in der in der Person des Heimatforschers Hans Schneider verbunden. Für mich ist er ein wandelndes Lexikon, eine unglaubliche Persönlichkeit. Ich habe so genossen, mit ihm zusammenzuarbeiten, und ihn elf Stunden interviewt für den Text. Und dann ist das, was letztendlich im Film zu sehen ist, die Essenz aus dem ganzen Film."

Pestkreuze stehen heute noch

Zerstörung und Wiederaufbau ziehen sich bis in die Neuzeit wie ein roter Faden durch die Geschichte. Zwischendurch wird das Dorf von anderen Katastrophen wie der Pest heimgesucht. Im Erlbachtal überleben nur zwei Menschen die Beulenpest: der Pfarrer und die Wirtin. An den Eingängen des Dorfes wurden Pestkreuze aufgestellt, man durfte weder in das Dorf hinein noch aus ihm heraus. Eines der Pestkreuze ist in dem neuartigen Heimatmuseum zu sehen. Und mehr noch, erzählt Hans Schneider, sozusagen Gehirn und Herz des Museums: "Wir sind wahrscheinlich die einzige Gemeinde in der Bundesrepublik, die heute noch diese Kreuze aus der Pest in Buch am Erlbach von 1634 an allen vier Himmelsrichtungen stehen hat."

Neuanfänge als Motor der Geschichte

Hans Schneider, wie erwähnt eigentlich Gastwirt, hat den Film und das neuartige Heimatmuseum erst ermöglicht. Seit Jahrzehnten forscht und sammelt er wie besessen an der Dorfgeschichte von Buch. Und seine Erkenntnis ist: Der Mensch vernichtet und fängt dann immer wieder von vorne an. Das ziehe sich durch die ganze Geschichte und zeige auch die Dorfgeschichte von Buch am Erlbach.

Geschichte aus der Perspektive einfacher Menschen

Seine Alltagsexponate hängen wie eine Wissens-Cloud über den Besuchern im Dachstuhl. Dieses neuartige Heimatmuseum setzt neue Maßstäbe in der Museumskonzeption. Von der Decke hängen auch Laptops, auf denen man die über einem hängenden Exponat ansteuern und mehr über sie erfahren kann.

"Wir wollen damit Heimatgeschichte auf ein anderes Level heben und für jeden begreifbar machen", sagt Bernhard Reger von der Unternehmenskommunikation Leipfinger-Bader. Das von dem örtlichen Ziegelwerk ermöglichte neuartige Heimatmuseum erzählt letztlich die Geschichte aus der Perspektive einfacher Menschen - und nicht aus der Perspektive der Mächtigen.

Eine Zeitreise durch das Erlbachtal im Museum Vatersdorf
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Eine Zeitreise durch das Erlbachtal im Museum Vatersdorf

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