So könnte das Neubau-Konzept aussehen
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Neubau des Archäologischen Museums Essenbach vor dem Aus?

Es sind eindrucksvolle Dokumente lang vergangener Zeiten: Die Gemeinde Essenbach ist in Besitz eines riesigen archäologischen Schatzes. Dafür soll ein angemessener Aufbewahrungsort geschaffen werden - doch da gibt es Probleme.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

In einem mehr als 400 Jahre alten Gebäude beherbergt die Gemeinde Essenbach einen archäologischen Schatz – oder zumindest das, was davon übrig ist. Unzählige Ton- und Metallobjekte von der Jungsteinzeit bis ins Frühmittelalter wurden in und um den Ort im Landkreis Landshut gefunden, darunter Töpfe, Schwerter oder Pfeilspitzen. Ein überregional bedeutsamer Bestand, der mittlerweile auch überregional verteilt wurde – nach München oder sogar Nürnberg.

Rost und Verfall bedrohen Exponate

Denn die Bedingungen in dem alten Bauernhaus, das als "Archäologisches Museum Essenbach" bekannt wurde, sind schlecht. Nachdem die Ausgrabungsfunde hunderte Jahre unter der Erde lagen, bräuchten sie zumindest heute optimale Temperaturen und die richtige Luftfeuchtigkeit. Vor allem die Exponate aus Metall sind anfällig. Weil sonst Rost droht, finden sich heute im Essenbacher Museum höchstens noch Nachbildungen aus Plastik.

Funde sollen in der Region bleiben

Das stört die Museumsbeauftragte Monika Weigl, schließlich seien die Funde auch in den nächsten Jahrzehnten noch wichtig, müssten also generell erhalten bleiben. Nur unter Optimalbedingungen sei es möglich, die Exponate auch dauerhaft am Ort des Geschehens ausstellen zu können: "Die Originale müssen einfach in einem Museum vorhanden sein. Aber nicht irgendwo in München, sondern hier vor Ort. Da wo das geschehen ist. Diese Funde sind da. Und es wäre einfach wichtig, dass man diese auch präsentieren kann – ohne, dass sie Schaden nehmen."

Gemeinde plant Neubau - der fällt bei Abstimmung durch

Seit Jahren soll deswegen ein Neubau her. Für das Konzept hat die Gemeinde sogar eigens einen Projektmanager engagiert. Das Ergebnis: der Entwurf eines futuristischen Baus, der – so der Plan – auch überregionale Bedeutung gewinnen soll. Passend zur Bedeutung der Funde eben. Als es vor wenigen Wochen im Gemeinderat zur Abstimmung kommt, fällt das Vorhaben aber vorerst durch. Der so dringend notwendige Bau – verschoben auf unbestimmte Zeit. Aktuell sei das Projekt finanziell nicht zu stemmen, lautet die Begründung.

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Ein weitere Blick in das Neubau-Konzept

Wie lange wird der Bau ausgesetzt?

Der Museumsneubau sei aufgeschoben, nicht aber aufgehoben, betont Bürgermeister Dieter Neubauer (CSU), der mit Kosten von bis zu zehn Millionen Euro rechnet: "Es ist ja nicht nur alleine die Investition, später kommt ja auch der Unterhalt hinzu. Und ich habe ja – als ich das Amt übernommen habe – eine Gemeinde übernommen, in der durchaus hohe Unterhaltungsleistungen aus den bisherigen Investitionen da sind, die auch erst einmal geschultert werden müssen."

Atomzeitalter vorbei - weniger Gewerbesteuer

Gemeint sind damit die neu gebaute Musikschule und das Aushängeschild des Ortes: die Veranstaltungshalle "Eskara". Beides läuft defizitär, belastet also den Gemeindehaushalt. Essenbach gilt als reich, jahrelang macht das nahegelegene Kernkraftwerk Isar die Kassen voll. Ein Museum von überregionaler Bedeutung – das könne man sich leisten und passt zum Image, sagen die Befürworter. Für Neubauer ist diese Frage komplexer: "Wir müssen Straßen sanieren, wir müssen Kanäle sanieren, wir müssen weiter unsere Pflichtaufgaben ausüben." Das Atomzeitalter sei außerdem vorbei, die Gewerbesteuereinnahmen nehmen ab.

Suche nach Unterstützern und Förderern

Angesichts der hohen Bedeutung für den Raum Landshut, vielleicht sogar für die ganze Region Niederbayern stelle sich für den Bürgermeister ohnehin die Frage, ob Essenbach der richtige Träger für das Vorhaben wäre. Er wolle sich deswegen an andere Stellen wenden, bis hin zur neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) – eine Bayerin, wohlgemerkt. Und auch der Landkreis Landshut hätte ein Wörtchen mitzureden.

Der Landkreis stellt zwar Zuschüsse in Aussicht, für Landrat Peter Dreier ist aber klar: "Der Großteil bleibt natürlich beim Maßnahmenträger, der in dieser Richtung natürlich die Gemeinde Essenbach sein und bleiben müsste." Ohnehin stünde bereits eine Vielzahl an potentiellen Unterstützern in den Startlöchern.

Wer übernimmt Verantwortung und Kosten?

Das Problem: die Gemeinde müsste den Bau zuerst offiziell beschließen, erst dann können mündliche Zusagen auch wirklich dingfest gemacht werden. Für den Bürgermeister ist das allerdings "Roulette, reines Glücksspiel". Er könne auf eine Zahl setzen und gewinnen, sagt er. Das Risiko, dass die Gemeinde am Ende aber auf einem zu hohen Kostenanteil sitzen bleiben könnte, ist ihm aber zu hoch. Und so bleibt die Frage offen, wer die Verantwortung und damit auch die Kosten übernehmen wird. Und, ob es für die historischen Schätze überhaupt eine Zukunft in Essenbach gibt.

Das archäologische Museum in Essenbach beherbergt wertvolle Exponate, aber das Gebäude ist marode und bräuchte dringend eine Sanierung. Allerdings hat sich der Marktgemeinderat dagegen ausgesprochen - andere Bauprojekte stehen an...
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Das archäologische Museum in Essenbach beherbergt wertvolle Exponate, aber bräuchte dringend eine Sanierung.

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