73. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau

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Gedenkfeier in Dachau: "Andenken an Opfer muss gewahrt werden"

Mit Kranzniederlegungen und Ansprachen ist heute auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau an die Befreiung des Lagers vor 73 Jahren erinnert worden. An der Veranstaltung nahmen auch einige der letzten Überlebenden des KZ teil. Von Thies Marsen

Die Redner der Veranstaltung forderten, das Andenken an die Opfer des NS-Regimes zu bewahren und aktuelle extrem rechte Tendenzen zu bekämpfen. Unter ihnen waren Bayerns Kultusminister Bernd Sibler, Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann und der Präsident des Internationalen Dachau-Komitees, General Jean-Michel Thomas.

KZ-Überlebender Ernst Grube warnt vor Abbau der Demokratie

Der Vorsitzende der Lagergemeinschaft Dachau, der KZ-Überlebende Ernst Grube, wandte sich mit deutlichen Worten auch gegen den Abbau von Demokratie und Freiheitsrechten - insbesondere gegen die geplante Neufassung des bayerischen Polizeiaufgabengesetzes. Es sei eine der wichtigsten Lehren aus dem Nationalsozialismus, Geheimdienste und Polizei zu trennen, um eine neuerliche Geheime Staatspolizei zu verhindern. Dass die Staatsregierung nun plane, der Polizei vermehrt geheimdienstliche Kompetenzen zu übertragen, erfülle die Überlebenden der NS-Verbrechen mit tiefer Sorge.

Entsetzen über zunehmenden Antisemitismus

Den wachsenden Antisemitismus in Deutschland prangerten der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, an. Die Bestellung von Antisemitismus-Beauftragten reiche nicht aus, der Kampf gegen Judenhass sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

200.000 Menschen von Nazis inhaftiert

Das KZ Dachau war eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Von seiner Errichtung im März 1933 bis zur Befreiung durch die US-Armee im Frühjahr 1945 inhaftierten die Nazis hier rund 200.000 Menschen, etwa 43.000 davon wurden ermordet. Die ersten Häftlinge waren vor allem politische Gegner der Nazis wie Kommunisten und Sozialisten, später kamen auch andere Opfergruppen hinzu wie Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Geistliche. Nach Kriegsbeginn wurden auch tausende Nazigegner aus ganz Europa nach Dachau verschleppt.

"Schule der Mörder"

Kurz vor Kriegsende wurde das KZ Dachau Tatort des Holocaust, als in den Außenlagerkomplexen rund um Landsberg und Mühldorf am Inn tausende osteuropäische Juden durch Arbeit vernichtet wurden. Im KZ Dachau wurden nicht nur Menschen gedemütigt, gefoltert und ermordet. Die Nationalsozialisten führten hier auch medizinische Menschenversuche durch, zudem lernte hier das spätere Personal der Vernichtungslager in Osteuropa ihr grausames Handwerk, weshalb Dachau auch als "Schule der Mörder" bezeichnet wird. Bis heute steht der Name Dachau in der ganzen Welt als Synonym für die Verbrechen der Nationalsozialisten.