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Mädchen hält sich die Hände vors Gesicht

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Verbände fordern Maßnahmen gegen Kinderarmut

Rechnerisch sind in Bayern 1,2 Millionen Menschen von Armut bedroht sind, heißt es bei der Freien Wohlfahrtspflege. Tendenz: steigend. Auf einer Armutskonferenz in München geht es unter anderem um eines der drängendsten Probleme: die Kinderarmut.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Kein Geld für Bücher, Klassenfahrten oder Nachhilfeunterricht: Ab dem frühen Alter sind Kinder aus armen Familien benachteiligt, warnen bayerische Wohlfahrtsverbände. Verschärfend komme hinzu, dass das Kindergeld vom Harz-IV-Satz abgezogen wird.

Kindergrundsicherung statt Kindergeld gefordert

Die Forderung von AWO, Diakonie und anderen Verbänden: Statt des Kindergelds sollte eine Kindergrundsicherung von 619 EUR pro Kind an alle Familien ausgezahlt. Das wird teuer: Mindestens 22 Milliarden Euro würde das den Staat im Jahr mehr kosten.

"Gut investiertes Geld. Es ist persönlich gerecht und es wäre volkswirtschaftlich sinnvoll, weil wir viel zu viele Kinder haben, die nicht alle Bildungschancen ergreifen können. Wir wissen bei diesen: Das ist der wirkliche Faktor, warum Armut immer weitergetragen wird." Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Bayern, Thomas Beyer

Das Absurde momentan ist, dass wohlhabende Familien über den Kinderfreibetrag mehr Geld am Ende des Monats für Kinder bekommen, als arme Familien über das Kindergeld. Eine Kindergrundsicherung wäre für alle Familien gleich hoch - und gerechter, weil sie versteuert wird. Das heißt: unter dem Strich bekäme eine einkommensschwache Familie mehr als eine einkommensstarke Familie. Die bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer ist am Abend zu Gast bei der Armutskonferenz. Eine Kindergrundsicherung lehnt sie bislang ab.

"Die Kindergrundsicherung unterstellt, dass man die Kinder separat in den Blick nimmt. Aber das nicht das Ziel. Das Ziel ist: wie schaffen wir es, dass Familien wirklich gut miteinander leben können, und wie können wir das auch finanziell entsprechend auch unterfüttern." Bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer

Andererseits verweist sie auf das neu eingeführte bayerische Familiengeld. Das sind 259 Euro monatlich pauschal für Ein- und Zweijährige Kinder. Und: es wird nicht von Sozialleistungen abgezogen.

"Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nur: Hier beseitigen wir nicht das soziale Gefälle. Denn auch der Millionär bekommt dieses Geld. Die Kindergrundsicherung gibt allen etwas, sorgt aber dafür, dass bei denen die weniger haben, mehr übrig bleibt, als bei denen, die mehr haben. Das ist das gerechtere Modell." Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Bayern, Thomas Beyer