Geflüchtete an einem Bahnhof (Symbolbild)
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk/Manuel Rauch

Der Landkreis Aichach-Friedberg hat seine Aufnahmegrenze für Geflüchtete bald erreicht. Landrat Klaus Metzger fordert deshalb Hilfe vom Bund.

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Flüchtlinge im Kreis Aichach-Friedberg: Lage "sehr angespannt"

Jede Woche kommen neue Flüchtlinge in den Landkreis Aichach-Friedberg. Landrat Klaus Metzger sieht seinen Kreis an der "Kapazitätsgrenze". Er fordert deshalb die Bundesregierung auf, die Kommunen finanziell zu unterstützen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Der Landkreis Aichach-Friedberg kommt bei der Aufnahme von Flüchtlingen bald an seine Grenzen. Wie Landrat Klaus Metzger, CSU, heute mitgeteilt hat, sind zurzeit 1.605 Geflüchtete im gesamten Landkreis untergebracht. Und zwar in Unterkünften, die das Landratsamt angemietet hat. Hinzu kämen rund 1.000 Menschen, die seit 2015/16 nach Deutschland geflüchtet waren und mittlerweile selbst eine Wohnung im Landkreis gefunden hätten. Auch knapp 900 Ukrainerinnen und Ukrainer leben laut Metzger aktuell im Landkreis in privaten Unterkünften.

Flüchtlinge sollen vorerst ins ehemalige Impfzentrum

Die Situation für die Landkreise und Kommunen sei "sehr angespannt". Dem CSU-Politiker zufolge ist es auch schwer, für die nächsten Monate zu planen: "Wir können eigentlich gar nichts planen, weil wir gar nicht wissen, wie viele Menschen kommen." Es gehe darum, sich gut vorzubereiten, um mit der weiter hoch bleibenden Zahl an Flüchtlingen, nicht nur aus der Ukraine, klarzukommen. So plane man derzeit, das ehemalige Impfzentrum im Dasinger Gewerbegebiet zu einer Notunterkunft für Geflüchtete umzubauen – Platz wäre hier für etwa 150 Menschen, das sei allerdings nur eine Zwischenlösung, die Menschen sollen so schnell wie möglich adäquat woanders untergebracht werden, sagt Metzger.

Landrat vom Kreis Aichach-Friedberg kritisiert Bundesregierung

Sollte auch das ehemalige Impfzentrum mal voll sein, müssten wieder Turnhallen belegt werden: "Wir kommen so langsam an die Kapazitätsgrenze und sind vom sogenannten Flüchtlingsgipfel der Bundesregierung schwer enttäuscht." Durch die vielen angekommenen Menschen in den Kreisen entstünden hohe Folgekosten, etwa durch die Kinderbetreuung, Bildung und auch Wohnen, mit denen der Bund die Kreise allein lasse. Landrat Klaus Metzger sagte:

Wir verantworten die Flüchtlingspolitik nicht, aber wir müssen sie bewältigen

Der Bund müsse sich zu einer finanziellen Unterstützung durchringen, so der Landrat.

Flüchtlinge sollen nicht obdachlos werden

Ohne die zahlreichen Ehrenamtlichen wäre die Lage noch deutlich dramatischer, betonte Simone Losinger. Sie ist im Landratsamt maßgeblich für Geflüchtete zuständig. Ihr zufolge kommen pro Woche bis zu zehn Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis Aichach-Friedberg an. Ein weiteres Problem seien auch die 160 "Fehlbeleger" in den Unterkünften, die zwar einen positiven Asylbescheid bekommen hätten, aber auf dem überhitzten Wohnungsmarkt nichts fänden. Deswegen müssten sie in einer Unterkunft des Landratsamtes bleiben und belegen somit Plätze, die dringend für neu ankommende Geflüchtete gebraucht würden. Die Behörde wolle die "Fehlbeleger" aber auch nicht vor die Tür setzen, da sie andernfalls obdachlos würden.

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Geflüchtete in Leichtzelte statt in Turnhallen

Auch der Landkreis Oberallgäu möchte verhindern, dass Geflüchtete in Turnhallen leben müssen. Er hat deshalb beschlossen, dass ankommende Flüchtlinge künftig in einem Leichtbauzelt in Immenstadt untergebracht werden. Laut Landratsamt hatte man wegen des anhaltenden Zustroms von Flüchtlingen befürchtet, Turnhallen als Notfallquartiere belegen zu müssen. Doch mit der Lösung, ein Leichtbauzelt aufzubauen, stehen die Hallen weiter dem Schul- und Vereinssport offen. Die Notunterkunft wird zurzeit errichtet und soll ab dem 20. März bis zu 120 Menschen aufnehmen können. Dort sollen sie solange bleiben, bis Plätze in dezentralen Unterkünften frei sind. Die Dauer des Aufenthalts in dem Leichtbauzelt wolle man aber auf ein Minimum reduzieren, betonte Landrätin Indra Baier-Müller, Freie Wähler.

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