Aufgrabungsmeister Philipp Kreuzer auf der Baustelle am Plärrer in Nürnberg.
Bildrechte: BR/ Michael Reiner

Er schätzt die Vorteile des öffentlichen Dienstes: Aufgrabungsmeister Philipp Kreuzer (Mitte) auf der Baustelle am Plärrer in Nürnberg.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Fachkräftemangel bremst Städte aus: Was Nürnberg dagegen tut

Der Stadt Nürnberg fehlen Fachkräfte. Daher nerven im Straßenbau auch Baustellen immer länger. Der zuständige Servicebetrieb Öffentlicher Raum geht daher neue Wege: Eine Job-Offensive soll zeigen, dass der öffentliche Dienst besser ist als sein Ruf.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Seit Monaten sind am Plärrer einige Fahrspuren gesperrt. Im August 2023 hatte sich dort die Straße abgesenkt. Zehntausende Autos sind hier tagtäglich unterwegs – und stauen sich. Die Autofahrer sind genervt. Philipp Kreuzer managt für den Servicebetrieb Öffentlicher Raum die Arbeiten. SÖR, wie der städtische Betrieb kurz heißt, kümmert sich um Grünflächen, Spielplätze und eben den Straßenbau. So wie in vielen anderen Kommunen in Bayern auch, fehlen in diesem Bereich Fachkräfte. Und deshalb dauert es länger, bis Baustellen fertig und staugefährliche Engstellen wieder beseitigt sind.

Starkstrom macht Arbeiten zusätzlich schwer

Am Plärrer kommt ein weiteres Problem dazu. Zwei Starkstrom-Leitungen kreuzen sich unter dem Baufeld, erklärt der 39-jährige Aufgrabungsmeister Kreuzer. Die 110-Kilovolt-Leitungen müssen abgeschaltet werden. Das ist jetzt Ende Februar möglich, weil die Witterung nicht mehr so kalt ist und das gesamtstädtische Stromnetz den Ausfall nun verkraften kann.

"Jetzt schauen wir, wie der Untergrund aussieht", sagt Kreuzer. In den nächsten Tagen kommt ein Saugbagger zum Einsatz. "Da gehen wir dann runter auf 1,80 Meter Tiefe und können sehen, wo wir das Erdreich auffüllen und verdichten müssen."

Geregelte Arbeitszeiten sind ein großes Plus

Philipp Kreuzer arbeitet seit elf Jahren beim SÖR der Stadt Nürnberg. Den öffentlichen Dienst findet er gut, auch wenn er in der freien Wirtschaft vielleicht mehr verdienen würde. Für ihn ist anderes wichtig. "Der Vorteil ist, dass ich einen sicheren Arbeitsplatz habe und zwölf Monate mein sicheres Gehalt bekomme."

In der Baubrache sei es sonst schon hin und wieder üblich, dass Mitarbeiter im Winter ausgestellt werden. "Das gibt es bei SÖR nicht. Wir haben feste und geregelte Arbeitszeiten. Da kann man die Familie und den Beruf besser vereinbaren", sagt er.

Konkurrenz zur Privatwirtschaft

SÖR hat nun eine groß angelegte Job-Offensive gestartet. Im Internet und auf Großplakaten, die gerade überall in Nürnberg hängen, geht der Servicebetrieb auf Mitarbeitersuche. Normale Stellenausschreibung, wie sie vor einigen Jahren noch üblich waren, reichen längst nicht mehr aus, sagt Ronald Höfler, der kaufmännische Werkleiter von SÖR.

Im Fokus hat er vor allem Fachkräfte, die bereits ausgebildet sind – und die derzeit aber noch anderswo arbeiten. "Wir gehen selbstverständlich, gerade im Bereich der technischen Berufe, in Konkurrenz zur Privatwirtschaft", sagt Höfler. "Ich hoffe, dass wir mit unseren attraktiven Angeboten punkten können."

SÖR hat auch das Privatleben im Blick

Mit Geld können Stadt und Servicebetrieb nicht locken. Der Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst gibt das nicht her. Es sind andere Faktoren, mit denen die öffentlichen Arbeitgeber für sich werben müssen – zum Beispiel, dass sich Berufs- und Privatleben durch Teilzeit und Home-Office besser vereinbaren lassen, sagt Höfler.

"Viele wollen einfach nicht mehr so eine 50- oder 60-Stunden-Woche abarbeiten. Sie wollen weniger und diese Möglichkeit können wir ihnen eröffnen." Und: Bei einem privaten Arbeitgeber könne es schon einmal vorkommen, dass man für ein halbes Jahr ins Ausland gehen müsse. "Unser Einsatzgebiet ist das Stadtgebiet, also zwischen Fischbach und Boxdorf. Damit können wir punkten", so Höfler.

Geld ist da, es fehlt das Personal

Die Resonanz auf die Job-Offensive sei zwar gut, aber sie reiche nicht. "Der Stadtrat hat ja einen Mobilitätsbeschluss gefasst und er hat uns das Geld für die Stellen dazu bewilligt", sagt Höfler. Der Mobilitätsbeschluss fördert zum Beispiel die Planung und den Bau von Fuß- und Radwegen. "Das ist alles wunderbar. Aber ich habe ein Jahr gebraucht, um die Stellen für den Mobilitätsbeschluss zu besetzen." Es fehle trotzdem noch immer Personal. Höfler: "Wir könnten wesentlich mehr umsetzen. Aber es fehlt uns am Personal."

Zurück zur Baustelle am Plärrer. Dort entfernt ein Bagger gerade die oberste Asphaltschicht. Bisher läuft alles glatt, sagt Aufgrabungsmeister Kreuzer bei seinem Baustellen-Check an diesem Morgen. Wenn es so weitergeht, dann hofft er, dass er die Straße in 14 Tagen wieder freigeben kann.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!