Ein Stolperstein für Franz Gory Kaufmann.
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Dieser Stein wurde in der Bahnhofstraße 8 in Rosenheim verlegt.

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Erstmals Stolpersteinverlegung in Rosenheim

Fünf Jahre Vorarbeit und Recherche waren notwendig - nun gibt es in der Stadt Rosenheim die ersten Stolpersteine. Insgesamt sind es sieben Steine, die in der Innenstadt verlegt wurden. Sie sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In der Münchener Straße in Rosenheim reiht sich ein Geschäft an das andere. Auch schon früher gab es in dieser Straße Bekleidungsgeschäfte. Bis 1938 führte hier Alexander Wiener ein Geschäft, das er aber 1938 aufgeben musste. Wiener flüchtete mit seiner Frau in die Slowakei. Beide wurden dort später deportiert und ermordet.

Stolpersteine in der Innenstadt

Nun erinnern Stolpersteine an die Familie Wiener sowie an den Kaufmann Isaak Isidor Camnitzer. Vor dem Gewerkschaftshaus in der Brixstraße wurde ein Stein für Ewald Thunig verlegt. Er war im Widerstand aktiv und einer der ersten Häftlinge in Dachau. Er überlebte und war später Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rosenheim. In der Bahnhofstraße erinnert ein Stolperstein an den Sinto-Musiker Franz Gory Kaufmann.

Auch Angehörige sind gekommen

Alfred Thunig, der in Kolbermoor wohnt, ist der Großneffe von Ewald Thunig. In seiner Familie halte er stets die Erinnerung an den Onkel wach. Umso erfreulicher sei es, dass nun im öffentlichen Raum ebenfalls Ewald Thunig gedacht werde. Auch Angehörige des Geigers Franz Gory Kaufmann wohnen der Verlegung in der Bahnhofstraße bei. Musik erklingt aus einem Lautsprecher, während der Künstler Gunther Demnig den Stein verlegt.

Fünf Jahre Vorarbeit

Die Initiative Erinnerungskultur hat die Stolpersteine nach Rosenheim gebracht. Fünf Jahre Vorarbeit habe das gebraucht für Recherche und Organisation, berichtet Sprecher Thomas Nowotny. Auch für seine Familie seien bereits Stolpersteine verlegt worden, deswegen schätze er diese Art der Erinnerungskultur sehr.

Verlegung nicht auf öffentlichem Grund

Alle sieben Stolpersteine sind auf Privatgrund verlegt worden. Die Stadt Rosenheim wollte sich nicht mit öffentlichem Grund an der Aktion beteiligen. Man folge hier der Position Charlotte Knoblochs, heißt es auf Nachfrage aus der Stadtverwaltung Rosenheim. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern lehnt Stolpersteine ab und viele Kommunen folgen dieser Position.

Nach der Verlegung ist vor der Verlegung

Die Initiative Erinnerungskultur will weitere Stolpersteine in Rosenheim verlegen. Wie viele insgesamt möglich wären, diese Gesamtzahl sei noch gar nicht bekannt, so Thomas Nowotny, der hier weiter recherchieren möchte. Der Initiator hofft, dass künftig auch Stolpersteine auf öffentlichem Grund verlegt werden können.

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