Ein Triebwagen von Go-Ahead Bayern
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Eisenbahngesellschaft kündigt Go-Ahead Vertragsstrafen an

Bahnbetreiber Go-Ahead streicht Verbindungen wegen Lokführermangels - jetzt hagelt es Kritik von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Sie fordert Transparenz und kündigt Vertragsstrafen an.

Schienenersatzverkehre und weniger Verbindungen - Go-Ahead muss zum Fahrplanwechsel im Dezember im Raum Augsburg mit einem reduzierten Angebot an den Start gehen - laut Unternehmen, weil 40 Lokführer fehlen. Dabei zeigte sich Go-Ahead im Oktober noch optimistisch. Der Bahnbetreiber sei mit seinen Zügen in einer "guten Verfassung und mit ausreichend Personal ausgerüstet", so Gordon Lemke, technischer Geschäftsleiter von Go-Ahead damals im Gespräch mit dem BR. Weil der Bahnbetreiber dieses Versprechen nicht halten kann, zeigt sich die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) nun irritiert.

BEG fordert Nachbesserungen

Die BEG, die in Bayern den Schienen-Personennahverkehr finanziert und kontrolliert, war "überrascht über den Zeitpunkt der Bekanntgabe der Einschränkungen", heißt es in einer schriftlichen Mitteilung an den Bayerischen Rundfunk. Die BEG sehe die Einschränkungen gegenüber den vertraglich vereinbarten Leistungen sehr kritisch, da Go-Ahead noch bis vor kurzem der BEG eine vollständige Betriebsaufnahme in Aussicht gestellt habe.

Laut Mitteilung habe die BEG nun Go-Ahead mit Nachdruck aufgefordert, ein Ersatzkonzept transparent darzustellen und alle Anstrengungen zu unternehmen, um die vertraglich vereinbarten Leistungen anzubieten. Bis zu diesem Zeitpunkt werde die BEG Vertragsstrafen geltend machen. Details nennt die Eisenbahngesellschaft nicht, das sei "Geschäftsgeheimnis".

Kritik an Personalpolitik von Go-Ahead

"Die BEG kann das natürlich nicht gutheißen", so Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead Bayern über die Streich-Pläne des Bahnbetreibers. Das Unternehmen habe transparent mit der Auftraggeberin BEG kommuniziert, nachdem sich der Personalmangel abgezeichnet hatte. Auch die BEG bestätigt fortlaufende Gespräche, sowohl auf Fach- als auch auf Geschäftsführerebene.

Dabei sei jedoch "wiederholt auf die rechtzeitige Rekrutierung von Leiharbeitnehmern und Kooperationen mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen hingewiesen worden", so ein Sprecher der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Gerade im Jahr 2022 sei erneut Druck ausgeübt worden, entsprechende Verträge abzuschließen. "Dass es im Personalbereich kritische Entwicklungen gibt, die erkennen lassen, dass die vertraglichen Leistungen ab Fahrplanwechsel trotz diverser Gegensteuerungsmaßnahmen nicht in vollem Umfang gefahren werden können, wurde seitens Go-Ahead erst Anfang November dargelegt", erklärt der BEG-Sprecher.

Vertragskündigung unwahrscheinlich

Go-Ahead plant nach eigenen Angaben, stufenweise bis Juni die Strecken wieder in vollem Umfang bedienen zu können. Das Unternehmen will bis dahin genug eigenes Personal ausbilden und auch weiter auf dem Markt Personal suchen. Keine leichte Aufgabe. "Überall fehlen Lokführer", so Amini. Er verweist auf das branchenübergreifende Problem des Fachkräftemangels. Auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft bestätigt dem BR den Lokführermangel. Zu Zugausfällen aufgrund von Personalmangel komme es derzeit auch bei der DB Regio, bei Agilis und der Westfrankenbahn.

Bei besonders schwerwiegenden Verletzungen sehen die Verkehrsverträge eine sofortige Kündigungsmöglichkeit vor, so die Bayerische Eisenbahngesellschaft. Diese weitreichende Konsequenz schließt die BEG allerdings im Fall von Go-Ahead Bayern aus, weil andere Eisenbahnverkehrsunternehmen die Leistungen von Go-Ahead "nicht ohne Weiteres und nicht kurzfristig übernehmen könnten", so der Sprecher.

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