Äpfel hängen an einem Baum.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Gollnow

Streuobstwiesen sind artenreiche Kulturlandschaften. Weil das Obst von dort optisch nicht so schön ist, müssen Produzenten kreativ werden.

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Eine Million neue Obstbäume bis 2035: Was noch getan werden muss

Streuobstwiesen sichern die Artenvielfalt. In Bayern genießen sie einen besonderen Schutz, festgeschrieben im "Streuobstpakt". Eine Million Obstbäume sollen demnach bis 2035 gepflanzt werden - eine große Herausforderung für Landwirte und Baumschulen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Eine Million zusätzliche Bäume sollen laut dem Streuobstpakt bis 2035 in Bayern gepflanzt werden. Das Problem: Die heimischen Obstbaumschulen sind jetzt schon so gut wie ausverkauft. Rund 100.000 zusätzliche junge Bäume pro Jahr zu produzieren wird für sie schwierig.

Neue Obstbäume als Problem: Flächen und Personal fehlen

Es fehlen passende Flächen und notwendiges Personal, das sich um die Bäume kümmert. Naturschützer befürchten, dass junge Bäume aus dem Ausland importiert werden, die dann aber von den Klima- und Bodenverhältnissen möglicherweise nicht gut nach Bayern passen.

Auch die Landwirte müssen Flächen für die Streuobstwiesen zur Verfügung stellen. Maximal hundert Streuobstbäume pro Hektar lautet eine Regel, das würde rund 10.000 Hektar Flächenbedarf bedeuten. Doch die Landwirte stehen jetzt schon in großer Flächenkonkurrenz zu Wohn- und Gewerbegebieten und vermehrt auch zu Photovoltaikanlagen, auf denen deutlich mehr Ertrag zu erwirtschaften ist.

Pflanzenschutzmittel: Auf Streuobstwiesen selten im Einsatz

Weil in Bayern manche Streuobstwiesen in schlechtem Zustand sind, schlagen Naturschützer Alarm. Artenschutzmaßnahmen – wie das Aufstellen von Nistkästen – sollen helfen. Zudem soll die Wertschätzung gegenüber Streuobstwiesen bei der Bevölkerung gesteigert werden: zum Beispiel in Form von Kursen zum Obstbaumschnitt.

Denn für die Natur bietet die Streuobstwiese einen einzigartigen Lebensraum: Streuobstwiesen sind artenreiche Kulturlandschaften. Da gibt es Bäume mit uralten Sorten und Wiesenkräuter. Außerdem tummeln sich dort viele Insekten und Bodenlebewesen. Dazu bieten Streuobstwiesen Platz für alte Obstsorten, die oft als schmackhafter und gesünder gelten als die wenigen Sorten im Supermarkt.

Hinzu kommt, dass etwa alte Apfelsorten, wie Gravensteiner, Ontario oder Berlepsch wohl widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind als mehltau- und schorfanfällige moderne Sorten. Deshalb kommen Pestizide und andere giftige Pflanzenschutzmittel auf Streuobstwiesen anders als auf großen Plantagen selten zum Einsatz.

Streuobst wird zu Saft, Marmelade oder Schnaps

Doch das Streuobst lässt sich oft nicht so gut verkaufen, wie das Tafelobst auf dem Supermarkt: Es ist nicht so gleichmäßig gewachsen, weist auch mal eine dunkle Stelle auf oder fällt kleiner aus. Die Produzenten müssen daher oft umdisponieren: So wird das Streuobst oftmals zu Essig, Saft, Marmelade oder Schnaps weiterverarbeitet.

Um ihre Produkte zu verkaufen, müssen Produzenten deswegen oft weiterdenken. Vermarktungsmöglichkeiten sind daher ein zentrales Thema - so wie etwa beim Naturparkhöfemarkt in Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz. 53 Naturparkhöfe gibt es insgesamt im Naturpark Fränkische Schweiz-Frankenjura. Dazu zählen biologisch-wirtschaftende Landwirtinnen und Landwirte, aber auch nachhaltig-wirtschaftende Handwerksbetriebe.

"Obstbauern brauchen eine Perspektive"

Beim Naturparkhöfemarkt in Ebermannstadt ist auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) vor Ort. Der Umweltminister bestätigt, dass es nicht damit getan ist, eine Million Bäume bis 2035 zu pflanzen. Die Bäume müssten auch dauerhaft geschnitten und gepflegt werden, nur dann würden sie alt und entwickelten über die Jahrzehnte ihren ökologischen Wert.

Glauber erklärte auf dem Markt der Streuobstbauern, dass es sein Wunsch als Umweltminister gewesen sei, nach dem Artenschutzvolksbegehren "Rettet die Bienen" keine Käseglocke über die Streuobstwiesen zu stülpen. Ihm gehe es darum, dass Obstbauern konkurrenzfähig am Markt ihre Produkte verkaufen können: "Die brauchen eine Perspektive." Und diese Perspektive sei, Vermarktungsmöglichkeiten zu fördern und auch Verbraucherinnen und Verbraucher aufzuklären.

  • Zum Artikel: Ackern unter Bäumen: Landwirte entdecken die Agrarforstwirtschaft

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