Ehrenamtliche führen Corona-Schnelltests in der Kirchheimer Turnhalle durch
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Ehrenamtliche betreiben Schnellteststelle in Kirchheim

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Kommune handelt: Ehrenamtliche betreiben Schnellteststelle

In Eigenregie hat die unterfränkische Gemeinde Kirchheim eine eigene Teststelle für Corona-Schnelltests aufgebaut. Das Besondere: Sie wird komplett ehrenamtlich betrieben – ist deshalb aber nicht weniger professionell.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Seit gut einer Woche ist die Turnhalle in dem kleinen Dorf Kirchheim im Landkreis Würzburg ein Testzentrum. Viermal pro Woche ist sie für zwei bis vier Stunden geöffnet. Eine Mitarbeiterin ist zuständig für die Registrierung. Zwei weitere Helfer nehmen die Abstriche für die Corona-Schnelltests und kümmern sich um deren Auswertung. Im Vier-Minuten-Takt testen sie so die Bürger. Das alles machen sie freiwillig.

  • Mehr zur aktuellen Lage in Unterfranken lesen Sie in unserem Corona-Ticker.

25 Ehrenamtliche folgen Aufruf des Bürgermeisters

Nur eineinhalb Wochen hat Bürgermeister Björn Jungbauer (CSU) gebraucht, um die Bürgertest-Station in Kirchheim auf die Beine zu stellen. Mit einem Aufruf über Facebook, Instagram und die örtliche Tageszeitung hat er schnell genügend Freiwillige gefunden. Ein 25-köpfiges Team kümmert sich um die Verwaltung des Testablaufs und führt auch die Schnelltests durch. Für den Nasenabstrich kommen medizinisch geschulte Fachkräfte zum Einsatz, zum Beispiel aktive oder bereits im Ruhestand befindliche Krankenschwestern.

Inzwischen mehr als 500 Tests, einer davon positiv

Die ersten Termine waren bereits komplett ausgebucht. Die Anmeldung erfolgt über ein Online-Buchungssystem und auch die Testergebnisse gibt es elektronisch per E-Mail oder SMS. Am Wochenende übernimmt die Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes Giebelstadt die Schicht. Mittlerweile wurden mehr als 500 Tests vorgenommen. Davon war einer positiv.

Ab Mai: Minijobs statt Ehrenamt

"Nur durch die Ehrenamtlichkeit konnten wir die Teststelle so schnell eröffnen", erklärt Bürgermeister Jungbauer. Denn alle so kurzfristig über Minijobs bei der Gemeinde anzustellen, wäre nicht möglich gewesen. Juristische Fragen müssen geklärt werden. Da Jungbauer aber davon ausgeht, dass die Teststelle in dem 2.250-Einwohner-Ort noch bis in den Sommer gebraucht wird, will er die Helfer ab Mai aber von der Ehrenamtlichkeit in 450-Euro-Jobs übertragen. Schließlich wolle die Gemeinde auch keinen Gewinn mit den Abstrichen machen. Zwölf Euro gibt es aktuell pro Abstrich von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Nur etwa die Hälfte davon sind für die Deckung der Fixkosten nötig, schätzt Jungbauer.

Bürgermeister sieht Kommunen in der Pflicht

Als der Landkreis Würzburg die Gemeinden um Unterstützung bei dem Aufbau von Teststationen bat, sagte Jungbauer sofort zu. "Wo sollen die Kapazitäten denn sonst herkommen, wenn nicht von den Kommunen vor Ort", so der Kirchheimer Bürgermeister. Als Netzwerker vor Ort sieht er die Kommunen beim Aufbau solcher niederschwelligen Testangebote in der Pflicht: "Wir als Kommune kennen unsere Partner. Wir wissen ganz genau, wen brauchen wir wo, sei es jetzt das Rote Kreuz oder bei der Materialbeschaffung unser Apotheker. Das ist alles ganz kleingliedrig und oft ist eine Sache mit einem Anruf erledigt." Jungbauer lobt auch die Unterstützung des Landratsamtes Würzburg, das beispielsweise die Testkits liefert, und auch des Gesundheitsamtes beim Aufbau der Teststelle.

Bürokratische Hürden beim Aufbau der Teststelle

Nichtsdestotrotz gibt der Kirchheimer Bürgermeister auch zu: "Unsere Bürokratie hält uns schon auch auf." Versicherungsschutz, Gefährdungsbeurteilungen, Haftungsfragen etc. – all das zu klären sei weitaus schwieriger gewesen als die Personalfrage. Deshalb sind die Gemeinden im Landkreis Würzburg auch in einem ständigen Austausch. Neben Kirchheim gibt es im Landkreis Würzburg rund 20 teils ehrenamtlich organisierte Testzentren, viele davon mit Unterstützung des Roten Kreuzes.

Corona-Schnelltests nicht nur für Bürger aus Kirchheim

In Kirchheim dürfen sich übrigens nicht nur Bürger aus dem eigenen Ort testen lassen. Laut Bürgermeister Jungbauer kommen auch viele Bürger aus dem direkt angrenzenden Baden-Württemberg. Dort seien Schnelltests knapp und viele froh über die Testmöglichkeit in Kirchheim. Das bestätigt Silke Prax. Sie ist eine der 25 Freiwilligen und wohnt in Baden-Württemberg. Nach ihrer Arbeit als Geschäftsstellenleiterin der Gemeinde Kirchheim hilft sie im Testzentrum: "Ich habe Verwaltung gelernt, das kann ich und dann mach ich das. Ich bin froh, dass ich hier helfen kann und dass die Nachbarortschaften gleich mitgetestet werden."

Schild: Corona-Schnelltest-Station
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Schild: Corona-Schnelltest-Station

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