Ausschnitt einer Krippe
Bildrechte: BR/Anja Bischof

Die Bruckner-Krippe im Marktredwitzer Ortsteil Brand steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Das diesjährige Thema: "Industrielle Revolution"

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Die Kripperer von Marktredwitz: Traditionsbewahrer und Künstler

Sie sind die Hüter einer Tradition, die mehr als 100 Jahre alt und weit über Marktredwitz hinaus bekannt ist: die Kripperer. Jedes Jahr bauen sie eine andere Landschaftskrippe auf. Viele haben diese Leidenschaft von ihren Vorfahren übernommen.

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Robert Bruckner schaltet die Beleuchtung seiner Landschaftskrippe mit einem Knopfdruck auf Nachtmodus. Die Szene aus dem beginnenden 20. Jahrhundert versinkt in Dunkelheit. Nur noch kleine orange Lichtquellen beleuchten Figuren, Gebäude und den Stall mit dem Jesuskind. Ein Effekt, der bei Erwachsenen wie Kindern Begeisterung auslöst. Der Kripperer Robert Bruckner liebt solche Spielereien. Eine weitere ist ein Tunnel, aus dem ein Zug zu fahren scheint - es handele sich aber über eine Illusion, sagt Bruckner verschmitzt und bietet seinen Gästen eine Kleinigkeit zum Trinken an. In seiner Scheune im Marktredwitzer Ortsteil Brand ist jedes Jahr beim Krippenweg ein Kommen und Gehen.

Krippe gucken und waafen

"Was glauben Sie, wie traurig das war, als während Corona niemand kam", erzählt Robert Bruckner, dem man die Erleichterung über die relativ normalen Zustände im Winter 2022 deutlich anmerkt. Jeder Kripperer möchte zeigen, was er das ganze Jahr über gewerkelt, verbessert und verändert hat. Er natürlich auch. Doch Bruckner liebt außerdem die Gespräche mit den Besuchern: "Da geht es oft um ganz andere Dinge, nicht nur um die Krippe". Doch heuer muss er viel erklären, denn unter das Thema "Industrielle Revolution" hat außer ihm sicherlich noch kein Kripperer sein Werk gestellt.

Kripperer haben keine Pause

Das Besondere an der Bruckner-Krippe in diesem Jahr sind die Gebäude. Alle hat er natürlich selbst gebaut und zwar nach dem Vorbild echter Gebäude in Brandenburg. Da gibt es eine Industriellenvilla, einen Wasserturm, eine Kapelle, ein heutiges Industriemuseum - alle en miniature und maßstabsgerecht. "Ich bau' halt gerne Gebäude", sagt Bruckner bescheiden, während die Krippenwegspilgerer ihn mit Fragen bestürmen. Nächstes Jahr wird er wieder ein neues Thema aufbauen - vielleicht "fränkisch", "orientalisch" oder "alpenländisch". Die Planungen beginnen nach dem Abbau der Krippe. "Kripperer ist man das ganze Jahr", betont Bruckner.

Sehnsuchtsort Alpen

Auch im wenige hundert Meter entfernten Haus der Familie Geyer leben mehrere Generationen von Kripperern. Die beiden 25 Jahre alten Töchter Sabine und Marion gehören zu den jüngsten überhaupt. Sie haben die Tradition und die Familienkrippe von ihrem Vater und von ihrem Opa übernommen. Im Keller des Hauses zeigen sie den Krippenweg-Besuchern in einem eigenen "Krippenzimmer" ihre diesjährige Version der alpenländischen Landschaft. "Die Alpen waren vor 100 Jahren Sehnsuchtsort und unerreichbar für die Marktredwitzer", erklärt Sabine Geyer, warum so viele Krippen im Alpenraum angesiedelt sind.

Bildrechte: BR / Anja Bischof
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Mittelpunkt jeder Krippe: die Geburtszene von Betlehem. In der Geyer-Krippe mit verstecktem Einhorn.

Nach dem Krippenweg ist vor dem Krippenweg

Die "Stückla" vom Urgroßvater, Opa und Vater, die um 1990 herum selbst begonnen haben, sie anzufertigen, stehen nun einträchtig neben denen, die auch die Zwillinge mittlerweile selbst herstellen. "Sie dürfen halt nicht so neu aussehen", erklärt Sabine Geyer. Dann deutet sie auf die Stallszene und sagt lächelnd: "Da haben wir ein Einhorn versteckt". Die Kinder würden das Phantasietier immer sehr schnell entdecken. Auch sie und ihre Schwester sind in jeder Krippenversion vertreten: "Bei unserer Geburt vor 25 Jahren hat der Opa zwei Mädchen angefertigt, die vor einem Marterl knien", sagt Sabine Geyer und deutet auf die beiden Stückla. Wenn der Krippenweg am 8. Januar endet, kommen alle Figuren wieder in eine Vitrine. "Dann planen wir aber gleich schon los, wie wir die nächste Krippe gestalten", betont Sabine.

Bildrechte: BR/Anja Bischof
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der verstorbene Papst Benedikt XVI. ist in der Rahn-Krippe im Schloss Brand verewigt.

Krippe mit Papst Benedikt im Schloss Brand

Die Rahn-Krippe, die seit zehn Jahren im Schloss Brand steht, ist in diesen Tagen auf traurige Weise aktuell. Denn sie zeigt den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. vor dem Kloster Waldsassen. Schlossherr Joachim Rohrer betont, dass die Figur nun nach dem Tod Benedikts nicht entfernt wird, im Gegenteil: "Er bleibt hier als Behüter unserer Krippe stehen."

Die Rahn-Krippe gehört zu den größten Krippen in Marktredwitz - sie ist zwischen 15 und 20 Quadratmeter groß und um die 100 Jahre alt. Auch hier ist das Motto das Alpenidyll. Doch der Erbauer der Krippe hat vor vielen Jahrzehnten auch historische Gebäude aus Marktredwitz nachgebaut und in die Landschaft integriert. Darunter sind zum Beispiel die Jägervilla, das alte Rathaus oder die Bartholomäuskirche. Joachim Rohrer ist selbst kein Krippenbauer - er stellt den Raum im Schloss zur Verfügung. Doch auch er hat die Landschaft um eine Szene erweitern lassen: eine Kartoffelernte.

Bis zum 8. Januar kann man bei den Kripperern klingeln

Der 32. Marktredwitzer Krippenweg endet am 8. Januar. Bis dahin gibt es zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit, die Kripperer privat zu besuchen. Auch Führungen und Bustouren zu den entlegeneren Krippen wie in Brand werden von der Stadt angeboten. Im Internet sind alle Stationen des Krippenwegs und alle Termine zusammengefasst.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!