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Die Angst vor der Abschiebung aus dem Klassenzimmer

Die Angst vor der Abschiebung aus dem Klassenzimmer

Das Schuljahr hat begonnen, so langsam kommt wieder Normalität in den Schulalltag. Ganz anders sieht es für viele Flüchtlinge in den Berufsschulen aus. Dort herrscht immer wieder ein Klima der Angst – und zwar vor der Abschiebung. Von Angela Braun

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Nach einem Vorfall Ende Main in Nürnberg, bei dem die Polizei versucht hat, einen afghanischen Flüchtling aus dem Unterricht an der Berufsschule abzuholen, fühlen sich viele Asylbewerber nicht mehr sicher. In der "SchlaU-Schule" in München lernen mehr als 300 junge Flüchtlinge. Die Angst vor einer möglichen Abschiebung ist auch hier präsent, erzählt zum Beispiel Yassu.

"Wir haben auch in München Angst bekommen, wir könnten die nächsten sein. Das ist so ein Stress. Wenn man abgelehnt ist, kann man nicht mehr richtig denken." Yassu, Asylbewerber aus Afghanistan

Post vom Amt - kurz vor der Prüfung

Yassu kommt aus Kabul in Afghanistan. Seit zwei Jahren lebt er in München und ist inzwischen anerkannter Asylbewerber. Seinen Mittelschulabschluss hat er auch schon und will weiterlernen. Yassu ist in derselben Klasse wie Hava aus Inguschetien – einer Region südöstlich von Russland. Sie kam vor knapp drei Jahren nach München.

"Mein Onkel war Politiker, meine Mutter hat politisch aktiven Menschen geholfen. Mein Onkel hat im Radio ein Interview gegeben und wurde umgebracht. Meiner Mutter wurde gesagt: 'Das nächste sind deine Kinder.'" Hava, Asylbewerberin aus Inguschetien

Die Familie konnte fliehen. Auch Hava ist bereits als Asylbewerberin anerkannt, kennt aber die Ängste und das Warten auf diese Entscheidung.

"Ich hab meinen Aufenthalt vor zwei Monaten bekommen. In dem Moment, wo ich die Prüfung geschrieben habe, hat mein Mitschüler eine Abschiebung bekommen. Da stand, er muss in 30 Tagen das Land verlassen. Wir lernen auf die Prüfung und dann werden wir abgeschoben, das passt nicht zueinander." Hava

"Ungeheure Motivation"

Hava und Yassu gehen in die "SchlauSchule" in München. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler aus 25 Ländern lernen dort nicht nur Deutsch, sondern auch andere Fächer, um einen Quali, die mittlere Reife oder sogar das Abi zu schaffen. Michael Stenger hat die "SchlauSchule" vor 17 Jahren gegründet. Die jungen Flüchtlinge hätten eine ungeheure Lernmotivation, sagt er, und das obwohl viele nicht wissen, wie es ihren Familien in der Heimat geht.

"Aber sie wissen, sie haben nur diese eine Chance. Und die nutzen sie auch." Michael Stengel, Gründer der SchlauSchule

Er lobt die Einführung der Berufsschulpflicht für Flüchtlinge in Bayern als. In einem Brief an Innenminister Joachim Herrmann kritisiert Michael Stengel aber die Abschiebung aus der Schule massiv und fordert ein Ende dieser Praxis. Aus dem Ministerium heißt es, dass die Praxis nur in Ausnahmefällen angewandt werden soll. Wenn es aber keine andere Möglichkeit gebe, eine Abschiebung durchzusetzen, dürfe der Rechtsstaat nicht kapitulieren.