Markus Söder im BR-Gespräch
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"Da kneift man nicht" - Söder im BR-Interview zur Kanzlerfrage

In der derzeit schwierigen Situation könne man nicht nur von Verantwortung reden, man müsse sie auch annehmen, sagt CSU-Chef Söder im BR. Die Entscheidung, ob er oder CDU-Chef Laschet Kanzlerkandidat werde, dürfe nicht im Hinterzimmer fallen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Offenes Ringen um die Kanzlerkandidatur: Sowohl CSU-Chef Markus Söder als auch der CDU-Vorsitzende Armin Laschet erklärten am Sonntag bei einem Treffen der Fraktionsführung offiziell ihre Bereitschaft, die Union in die Bundestagswahl führen zu wollen.

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Er habe "unglaublich viele Anfragen aus der Bevölkerung" bekommen, nicht nur aus Bayern, sondern aus ganz Deutschland. Deswegen habe er entschieden, sich für die Kanzlerkandidatur der Union zu bewerben, sagte Söder [zum Portrait] am Sonntagabend im Interview mit dem Rundschau Magazin des Bayerischen Rundfunks. In der derzeit schwierigen Situation könne man nicht nur von Verantwortung reden, man müsse sie auch annehmen. "Da kneift man nicht", so Söder.

Die Entscheidung liefe anders als bei den bisherigen CSU-Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber nicht konfrontativ, sondern kooperativ mit der CDU. Die Bundestagswahl sei keine "gemähte Wiese", sondern es werde "einer der schwersten Wahlgänge seit 1998", meinte der CSU-Vorsitzende. Deswegen müsse die Union die beste Lösung präsentieren und überlegen, wer der stärkste Kandidat sei. Das sei ein ganz normaler demokratischer Vorgang.

Söder: Entscheidung nicht im Hinterzimmer

Es sei wichtig, dass die Kandidatenfrage "nicht nur im kleinsten Hinterzimmer entschieden werde", antwortete Söder auf die Frage nach dem weiteren Zeitplan. Die Fraktionen müssten beteiligt werden und auch die Parteimitglieder müssten zumindest über Social Media die Gelegenheit bekommen, sich einzubringen. Es sei wichtig, "ein Gemeinschaftswerk daraus zu machen", am Ende dürfe "niemand beleidigt sein", so Söder.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) spiele eine zentrale Rolle im kommenden Wahlkampf, erklärte der CSU-Chef. "Wir wollen kein einfaches 'Weiter so', wir wollen aber auch kein 'Zurück in die Vergangenheit', sondern eine neue Entwicklung zu haben, zu zeigen, dass eine neue Zeit anbricht und dass es für neue Herausforderungen neue Ideen und auch neue Kandidaten braucht", sagte der CSU-Chef.

Unterstützung für Söder aus der CSU

In Bayern sprachen sich am Sonntagabend erste hochrangige CSU-Politiker in der Kandidatenfrage demonstrativ für ihren Ministerpräsidenten und Chef aus. "Markus Söder ist ein sehr starker Ministerpräsident, und er wäre ein sehr starker Bundeskanzler", sagte etwa Bayerns Finanzminister Albert Füracker, der zugleich auch CSU-Bezirksvorsitzender in der Oberpfalz ist. Die Union müsse geschlossen auftreten. "Nur gemeinsam können wir diese schwierige Wahl gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wir mit Markus Söder zu einem sehr guten Ergebnis kommen würden." Söders sei ein hervorragender Ministerpräsident mit sehr guten Umfragewerten.

Auch der Chef der CSU-Landtagfraktion in Bayern, Thomas Kreuzer, hält seinen Parteichef Markus Söder für den bestmöglichen Unionskanzlerkandidaten. "Ich begrüße ausdrücklich, dass Markus Söder erklärt hat, dass er als Kanzlerkandidat zur Verfügung steht. Ich halte ihn nicht nur für geeignet, sondern für den besten Kandidaten von CDU und CSU und bin mir aufgrund seiner langjährigen politischen Erfahrung sicher, dass er ein hervorragender Kanzler der Bundesrepublik Deutschland wäre", sagte Kreuzer.

Dobrindt verweist auf Umfragen

Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, betonte die große Bedeutung der Meinungsumfragen in der Kandidatenfrage. Diese seien zwar nicht einzig und allein entscheidend, jedoch ein ganz wesentlicher Faktor, sagte Dobrindt im Gespräch mit der Rundschau im BR Fernsehen. Denn letztendlich gehe es bei der Frage nach dem Kanzlerkandidaten um Chancenoptimierung für die Bundestagswahl, die man gewinnen wolle, sagte Dobrindt. In Meinungsumfragen führt CSU-Chef Söder deutlich vor CDU-Chef Laschet.

Für Dobrindt geht es jetzt darum, eine Entscheidung zwischen zwei "herausragenden Kandidaten" zu finden. Dazu habe man zwar jetzt noch ein paar Tage Zeit, die Zeit sei aber auch reif für eine Entscheidung. Angesprochen auf die CDU-Präsidiumssitzung am Montag und eine mögliche Beschlussfassung dort für Armin Laschet sagte Dobrindt: "Ich warne davor, dass man jetzt einseitige Festlegungen schafft." Noch einmal betonte Dobrindt auch das "natürliche Mitspracherecht" der Bundestagsfraktion, denn die Abgeordneten seien es ja letztendlich, die nach einer Wahl den Bundeskanzler zu wählen hätten.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt
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CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt

Präsidien von CDU und CSU beraten am Montag

Die Präsidien von CDU und CSU treffen sich jeweils am Montag, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Laschet will die Führungsgremien seiner Partei am Montag hinter seine Bewerbung für die Kanzlerkandidatur der Union versammeln. "Ich werde morgen bereit sein zur Kandidatur, so wie Markus Söder, und um Vertrauen bitten", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident am Abend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". Er fügte hinzu: "Und die Partei wird dann eine Empfehlung aussprechen." Über das Ergebnis wolle er noch nicht spekulieren. Viele Landesvorsitzende und Ministerpräsidenten hätten sich aber bereits in der Vergangenheit für ihn ausgesprochen.

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