Proteste gegen den Ausbau des Brenner-Nordzulaufs haben im Inntal schon Tradition.
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Proteste gegen den Ausbau des Brenner-Nordzulaufs haben im Inntal schon Tradition.

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Bund Naturschutz fordert Planungsstopp am Brenner-Nordzulauf

Der Bund Naturschutz Bayern und die Bürgerinitiative Brennerdialog wollen einen Neustart bei den Planungen für den Brenner-Nordzulauf und einen Stopp der bisherigen Pläne. Ein Neubau sei nicht notwendig, der Ausbau des Bestandes sei ausreichend.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Der Bund Naturschutz Bayern positioniert sich gegen den geplanten Brenner-Nordzulauf. Sein Vorsitzender, Richard Mergner, sprach sich für ein Moratorium aus. Das Großbauprojekt Brenner-Nordzulauf müsse hinterfragt und andere verkehrspolitische Maßnahmen müssten ergriffen werden, so Mergner. Die Bahn weist die Vorwürfe zurück.

Mergner: Lkw-Maut auf Brennerautobahn viel zu niedrig

Wenn man den Verkehr auf die Schiene verlagern und unsinnige Verkehre vermeiden wolle, dann müsse man "wahre Preise" verlangen: Die sozialen und ökologischen Folgen des Lkw-Verkehrs müssten endlich eingepreist werden in einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft, so Mergner. Das würde dann zu einer Verringerung der bisherigen Verkehre führen, da diese teurer würden.

  • Zum Artikel: "Zur Entlastung der Brennerroute - Söder für höhere LKW-Maut"

Tunnel bringe große CO2-Belastung und sei sehr teuer

Nur alles in Tunnel zu legen, sei nicht das Modell, wie der Bund Naturschutz sich eine Verkehrswende vorstelle, so Mergner. Auf den ersten Blick würden Tunnel die Menschen entlasten, aber sie seien auch massive Bauprojekte mit langen Bauzeiten mit einem großen Finanzmittelbedarf. Merger sprach von 10 bis 12 Milliarden Euro Kosten für den geplanten Brenner-Nordzulauf mit Tunnel-Strecken.

Bedarf für Neubaustrecke sei nicht gegeben

Dass der Bedarf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke für Personen- und Güterverkehr zwischen Kiefersfelden und München nicht gegeben sei, belegten die Gegner mit neuen Zahlen. Der Münchner Verkehrsexperte Martin Vieregg hat die jüngst erschiene Studie der "Brenner Corridor Plattform" unter die Lupe genommen und kommt zu anderen Zugzahlen und Prognosen als in dem Papier.

Den Machern der internationalen Studie, die von Deutschland, Österreich und Italien in Auftrag gegeben wurde, bescheinigte Vieregg insgesamt drei Denkfehler: Weder hätten die Autoren den Hafen Koper berücksichtigt, noch den im deutschen Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen Ostkorridor. Der dritte Denkfehler sei die Nichtbeachtung des Umwege-Verkehrs über den Brenner.

Die Studie der Brenner-Corridor-Plattform war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Schienengüterverkehr über den Brenner die nächsten zwanzig Jahre enorm zunehmen wird und deswegen der viergleisige Ausbau zwischen München und Verona weiter vorangetrieben werden müsse. Doch auch Vieregg kommt wie Mergner zu dem Schluss, dass ein oberirdischer Ausbau des Bestandes auch für die künftigen Verkehre ausreichend sei.

Streit um den Brenner-Nordzulauf
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Streit um den Brenner-Nordzulauf

Ausbau des Bahnhofs Rosenheim gefordert

Die Bürgerinitiative Brennerdialog fordert außerdem, dass der Bahnhof Rosenheim umfassend modernisiert wird. Der Bahnhof verkomme wegen der geplanten Neubautrassen um Rosenheim herum zu einem Provinzbahnhof und werde künftig nicht mehr angefahren, prophezeit Sprecher Thomas Riedrich. Ein Ausbau des Bahnknotenpunktes Rosenheim garantiere, dass dieser auch in den Deutschlandtakt eingebunden werden könne. Die Stadt Rosenheim hat einen Ausbau des Bahnhofes bislang strikt abgelehnt, auch deswegen, weil die jahrelangen Bauarbeiten den Pendlern nicht zuzumuten wären.

Landtagsgrüne contra BN: Tunnel für Naturschutz wichtig

Dass sich der Bund Naturschutz Bayern gegen den geplanten Brenner-Nordzulauf positioniert, dafür haben die Landtags-Grünen kein Verständnis. So zumindest kommentiert Markus Büchler, Sprecher für Mobilität der Landtags-Grünen, die heutige Positionierung des BN gegen den Brenner-Nordzulauf. Richard Mergner habe sich verfahren und stehe auf der falschen Seite, erklärt Büchler in einer Pressemitteilung.

Der Landtags-Grüne fordert eine Abkehr vom Widerstand gegen den Bahnausbau: "Wir brauchen den BN auf Seiten von Klima- und Naturschutz", so Büchler. Wer das Klima schützen wolle, müsse auf die Bahn setzen. Die Bahn brauche sehr viel mehr Kapazitäten, damit mehr Menschen und mehr Güter die Bahn nutzen könnten. Dazu gehörten auch mehr Gleise, so Büchler. Dass die zwei neuen Gleise auf dem Brennerzulauf weitgehend unterirdisch geführt würden, sei wichtig für den Naturschutz.

Bahn weist Vorwürfe zurück

"Deutlich neben der Spur, kommentiert Matthias Neumaier, der DB-Gesamtleiter, die Pressekonferenz der Bahnausbau-Gegner. „Wer die Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft ignoriert, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, im Dampflokzeitalter stehen geblieben zu sein“, so Neumaier in einer Pressemitteilung. Dass die Bahnausbau-Gegner Denkfehler bei der jüngsten Studie der Brenner-Corridor-Plattform sehen, die sich für den viergleisigen Bahnausbau zwischen München und Verona ausgesprochen hat, kann Neumaier nicht nachvollziehen. „Es mutet schon seltsam an, wenn mehr Güter auf die Schiene sollen, aber die Bahninfrastruktur muss stehen bleiben, wo sie ist. Genau dort ist der Denkfehler.“ Die vorgebrachten Einwände seien aus der Luft gegriffen.

Bahnhof Rosenheim bleibe wichtig

In der Pressemitteilung nimmt die Deutsche Bahn außerdem zu dem Vorwurf Stellung, der Bahnhof Rosenheim verkomme womöglich zum Provinzbahnhof. Man verweise zum wiederholen Male darauf, dass auch künftig Fernzüge in Rosenheim halten werden und der Bahnhof in den Deutschlandtakt eingebunden werde.

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