Eichstätter Altstadt
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Das Bistum Eichstätt hat derzeit vor allem mit harten Sparmaßnahmen zu kämpfen. Da würden sich viele Gläubige mehr Mitbestimmung wünschen.

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Bistum Eichstätt muss sparen: Breite Mitsprache möglich?

Das kleine Bistum Eichstätt ist in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten: Erst der Finanzskandal, dann Missbrauchsfälle und seit einigen Monaten ein harter Sparkurs. Bei dem fühlen sich viele Gläubige übergangen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

12,5 Millionen Euro - so hoch fällt das Defizit im Bistum Eichstätt im am Mittwoch veröffentlichten Finanzbericht aus. Der finanzielle Spielraum der Diözese Eichstätt bleibt damit weiterhin eng. Doch das war schon im Frühjahr klar. Da stellte das Bistum seinen Zukunftsplan vor, der weitreichende Sparmaßnahmen enthält. Es war ein Paukenschlag, als die Diözesanleitung im März bekannt gab, dass die diözesanen Schulen im Bistum Eichstätt abgegeben werden. Derzeit läuft die Suche nach einem neuen Träger. Es gibt erste Gespräche mit dem Schulwerk der Diözese Augsburg.

Doch der sogenannte Zukunftsplan sorgte bei vielen Katholikinnen und Katholiken für Ärger, berichtet Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrats. Deshalb kam dieses oberste Laiengremium des Bistums zu einer außerordentlichen Vollversammlung zusammen - das erste Mal in seiner Geschichte. "Wir nehmen schon wahr, dass die Leute in der momentanen Situation, wo die Sparmaßnahmen verkündet werden, ohne dass sie sich eingebunden fühlen, sehr unzufrieden sind", sagt Gärtner. Die Menschen wollten mehr mitentscheiden.

Sparen, aber mit mehr Partizipation

Den Leuten sei es wichtig, dass die Entscheidungen nicht über ihre Köpfe hinweg getroffen würden, meint Christian Gärtner. So geht es auch Petra Malke aus Ingolstadt. Seit ihrer Jugend ist sie in der katholischen Kirche engagiert. Sie ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und war bei der Reformdebatte Synodaler Weg dabei. Gerade die Aufgabe der Schulen hat sie sehr enttäuscht. "Mich stört ganz deutlich, dass ich das Gefühl habe, wir bekommen Entscheidungen präsentiert, manchmal sogar später als die Presse."

Die Laien hätten bei keiner Entscheidung die Chance gehabt, ihre Meinung kundzutun. "Wir wurden nicht gefragt. Teilhabe fand nicht statt, Partizipation schon gar nicht", sagt Petra Malke. Sie wünscht sich, gehört und ernstgenommen zu werden. Ändere sich nichts, denke sie über einen Austritt nach. "Dann kann ich entscheiden, wo ich mein Geld investiere und es kommt da an, wo ich es will." An ihrem Glauben ändere das nichts.

Geld in Jugend investieren

Auch Jolande Kopp ist Pfarrgemeinderätin. In dieser Funktion bringt sie sich bei neuen spirituellen Angeboten ein. Sie ist enttäuscht, dass immer weniger Menschen die Neugierde und Sehnsucht nach Gott empfänden. Umso wichtiger sei es, von offizieller Seite in der Arbeit und in seinem Engagement bestärkt zu werden, findet Jolande Kopp. Damit die, die noch überzeugt von der Sache seien, dabei blieben. Sie wolle nicht nur beratend und unterstützend dabei sein, sondern auch mitentscheiden. "Wir sparen zu viel in der Jugendarbeit. Und ich weiß nicht, wie wir hoffen können, dass Kinder bei der Kirche bleiben, wenn da zu wenig Begleitung der Kinder ist. Ich glaube, das ist ein ganz, ganz großer Fehler."

Sparpotenzial sieht Jolande Kopp etwa bei Gebäuden. Auch Pfarreien könne man eventuell noch mehr bündeln. "Man geht da gerne hin, wo viele Menschen zusammen kommen." Und das sei oft bei kirchlichen Veranstaltungen nicht mehr der Fall. Bei vielen Ehrenamtlichen spüre sie Resignation, bei Hauptamtlichen Erschöpfung.

Bischof Hanke: Offen für neue Partizipationsformen

Bischof Hanke war einer der wenigen Bischöfe, der sich gegen eine Finanzierung der Fortsetzung der Reformdebatte Synodaler Weg ausgesprochen hatte. Doch vor Ort will Hanke mehr Partizipation möglich machen. Denkbar wäre eine Diözesanversammlung: "Um pastorale Prioritäten gemeinschaftlich auf breiterer Basis zu sammeln. Ich kann mir auch vorstellen, dass in der Finanzverantwortung andere Akzente gesetzt werden." Deutschlandweit gebe es unterschiedliche Modelle. Er sei offen, betont der Bischof.

Klar sei aber auch: Wer entscheide, müsse dann auch Verantwortung tragen. Anders gehe es nicht. Und alle Beteiligten müssten dazu in der Lage sein, Kompromisse zu suchen. Einen Zeitplan, wann ein neues partizipatives Gremium entstehen könnte, nannte Hanke nicht. Die Überlegungen liefen. Dass der Ärger bei einigen Gläubigen über die letzten Entscheidungen groß war, kann der Bischof nach eigenen Worten verstehen. Allerdings sei der finanzielle und zeitliche Druck zuletzt groß gewesen. "Der Not-Haushalt stand im Raum. Wir mussten schnell handeln, um weiterhin finanziellen Spielraum für wichtige Projekte zu haben", meint Hanke. "Ich verstehe natürlich, dass sich manche übergangen fühlen. Aber hier sind einfach viele Faktoren zusammengekommen."

Mehr Transparenz in der Kommunikation

Die persönliche Zusammenarbeit mit Bischof Hanke laufe gut, sagt Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner. Allerdings wünsche man sich in der Kommunikation mehr Transparenz sowie mehr Zeit und Raum für Diskussionen. "Diskutieren, bevor Entscheidungen getroffen werden. Das ist unser Ziel." Denn: Prinzipiell sei noch immer viel Potenzial und noch viel Engagement bei den Gläubigen da, meint Christian Gärtner. Vielen sei Kirche noch wichtig. Und die wollten mitgenommen werden.

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