Der Waldkirchner Marktplatz
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Beliebte Stadt mit Schulden: Waldkirchen feiert 50-Jähriges

Genau 50 Jahre ist es her, dass Waldkirchen im Landkreis Freyung-Grafenau zur Stadt erhoben wurde. Die Bayerwald-Metropole hat seitdem eine erstaunliche Entwicklung genommen, kämpft aber auch mit Problemen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

16. September 1972: Ganz Waldkirchen war auf den Beinen, als der damalige Innenstaatssekretär Erich Kiesl dem damaligen Bürgermeister Heinrich Schmidhuber die Stadterhebungsurkunde überreichte. Das Jubiläum wird in diesen Tagen groß gefeiert. Der zentrale Festakt findet heute um 17 Uhr in der Karoli-Eissporthalle statt.

Deutlich mehr Einwohner

Die Beförderung vom Markt zur Stadt war wohl ein gewaltiger Schub für die Entwicklung Waldkirchens. "Ich würde sagen, dass wir jetzt – nach 50 Jahren – ziemlich weit oben stehen", so Bürgermeister Heinz Pollak (UCW-FW) im BR-Interview. Viel Positives sei passiert. Die Einwohnerzahl habe sich von 6.800 auf über 11.000 stark erhöht. Waldkirchen sei zu einer beliebten Schul- und Einkaufsstadt geworden. Es gebe hervorragende Freizeit- und Tourismusangebote.

Auch wenn die ganz großen Industriebetriebe fehlten, habe Waldkirchen einen guten Branchen- und Unternehmensmix. Überregional bekannte Firmen wie das Modehaus Garhammer und die Brennerei Penninger sprächen für den Wirtschaftsstandort Waldkirchen.

Lebenswert – aber wenig Leben in der Innenstadt

Die Waldkirchner selbst – die jungen wie die älteren - scheinen gerne in ihrer Stadt zu leben. Ines Stögbauer (32) hat sich hier mit ihrem Mann ein Haus gebaut: "Wir haben hier alles, was man zum Leben braucht. Die Nahversorgung passt."

  • Zum Artikel: Gegen den Leerstand - Waldkirchen lockt mit Mieterlass

Auch der 82-jährige Rupert Berndl hat es nie bereut, sich in den 1960er Jahren hier niedergelassen zu haben: "Man sieht doch, wie viele Menschen hierhergezogen sind. Das hätten sie nicht getan, wenn sie sich hier nicht wohlfühlen würden." Sorge bereitet ihnen allerdings die ausgedünnte Innenstadt. Da sei zu wenig Leben drin und es fehle an Lokalitäten und Treffpunkten für Jugendliche, findet Stögbauer.

Rupert Berndl erinnert sich: "Vor 50 Jahren gab es am Marktplatz noch 18 Wirtshäuser, jetzt nur noch zwei. Bäckereien und Metzgereien sind fast komplett verschwunden." Früher, so Berndl weiter, habe es auf dem Marktplatz "g’wurlt", jetzt sei kaum mehr was los. Entwicklungen, wie sie auch in anderen Städten zu beobachten sind.

Bürgermeister plagen finanzielle Sorgen

Bürgermeister Pollak sieht es ähnlich, will mit Förderprogrammen und Mieterlass Leerstände verhindern, Geschäfte wiederbeleben und Pächter für Lokale anlocken.

Das Stadtoberhaupt plagen aber auch finanzielle Sorgen. Die gute Infrastruktur am Laufen zu halten, koste wahnsinnig viel Geld. Allein die anstehende Sanierung des Bäderparks liege im zweistelligen Millionenbereich.

"Ich habe keine Ahnung, wo wir das Geld hernehmen sollen. Irgendwie werden wir es schon schaffen." Heinz Pollak, Waldkirchens Bürgermeister

Sein größter Wunsch zum 50-Jährigen: mehr finanzielle Unterstützung von Bund und Land. Der aktuelle Schuldenstand liegt bei etwa 20 Millionen Euro.

Gute Luft und viel Sonne in Waldkirchen

Trotzdem ist Pollak überzeugt, dass seine Stadt 50 Jahre nach der Stadterhebung vergleichsweise gut dasteht. Was Waldkirchen heute ausmacht? Vieles, so die Antwort, vor allem aber "haben wir hier noch eine gesunde Luft." Zum Staatlich anerkannten Luftkurort war die Bayerwaldstadt bereits 1969 ernannt worden - drei Jahre vor der Stadterhebung.

Unternehmer Christoph Huber vom Modehaus Garhammer setzt noch eins drauf: "Durch die Hanglage und die viele Sonne, die wir abkriegen, ist Waldkirchen aus meiner Sicht eine der schönsten Städte im ganzen Bayerischen Wald."

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