Der bayerische Finanzminister Albert Füracker in der Münchner Runde.
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Bayerns Finanzminister warnt vor neuen Staatsschulden

Grünen-Fraktionschef Hartmann spricht sich in der "Münchner Runde" dafür aus, mit günstigen Staatskrediten in Schulen und Infrastruktur zu investieren. Bayerns Finanzminister Füracker dagegen hält neue Schulden für einen gefährlichen Irrweg.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Seit sich die europäischen Volkswirtschaften aus der Corona-Rezession befreien, steigen die Verbraucherpreise – vor allem im Energie-Sektor und bei Lebensmitteln. Das wirkt sich auf die Inflationsrate aus: Im September dieses Jahres lag sie mit 4,1 Prozent deutlich über dem Wunschwert der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent.

Auf der anderen Seite schmelzen die Sparguthaben der Deutschen wegen der niedrigen oder manchmal sogar negativen Zinsen auf der Bank. 116 Millionen Euro Verlust waren es alleine in diesem Jahr.

Es sei an der Zeit, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik ändere, forderte der bayerische Finanzminister Albert Füracker. "Die Gefahr dieser niedrigen Zinsen birgt selbstverständlich die Gefahr von Blasen", so der Finanzminister. Daher sei auch die Unsicherheit in der Bevölkerung größer geworden, was ihre Geldanlagen betreffe.

  • Zum Artikel: "Mindestlohn und Minijobs - Darüber verhandeln SPD, FDP und Grüne"

Füracker: Sorge um die lockere Haltung der Grünen bei Schulden

Besonders lebhaft wurde es in der Münchner Runde, als es um mögliche neue Staatsschulden einer zukünftigen Ampel-Koalition ging.

Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, verwies darauf, dass niedrige Zinsen auch eine positive Seite hätten: "Wir haben bei Corona viel Geld aufgenommen, um schnell den Handwerksbetrieben zu helfen. Den Gastronomen zu helfen." Das Geld habe man zinsfrei bekommen." Auch in der Zukunft solle seiner Meinung nach der Staat im Zweifelsfall mehr Geld aufnehmen, um in Schulen und die Verkehrsinfrastruktur zu investieren.

Neue Schulden seien nicht der richtige Weg, widersprach Bayerns Finanzminister in der Münchner Runde. "Wir dürfen nicht so tun, als wäre Dauerkrise", so Füracker. "Was wir nach der Krise versuchen müssen, ist ein bisschen mit den Zinsen nach oben zu kommen und auch zu konsolidieren. Damit, wenn wieder eine Krise kommt, wir auch in der Lage sind zu helfen."

Sparbuch noch immer die populärste Geldanlageform

Die unabhängige Finanzberaterin Stefanie Kühn forderte in der Münchner Runde im BR Fernsehen die Politik auf, den Deutschen mehr Mut zu machen, auch auf andere Anlageformen zu setzen. Der Deutschen Bundesbank zufolge haben sie aktuell 566 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Das Sparbuch ist hierzulande immer noch die mit Abstand populärste Geldanlageform, obwohl die Inflation höher ist als die Sparzinsen.

"Heute macht sich jeder mehr Gedanken, der ein Auto kauft, als dass er sich überlegt, wie organisiere ich meine Altersvorsorge? Das ist doch was, wo man als Politiker losmarschieren muss." Sparer könnten die Inflation noch schlagen - mit dem richtigen Mix aus Notfallreserven auf einem Tagesgeldkonto, ein Festgeldkonto mit einem geringen Zinssatz und der Investition in Aktien, zum Beispiel über börsengehandelte Indexfonds wie ETFs (Exchange Traded Funds).

Jeder Siebte kann es sich nicht leisten, zu sparen

Allerdings habe jeder Siebte am Ende des Monats nicht genug Geld übrig, um noch etwas zur Seite zu legen, erinnerte der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Ulrich Reuter. Es sei Aufgabe der Politik, auch an diese Menschen zu denken. Genau diesem Problem setzte Grünen Landtagschef die Position seiner Partei entgegen. Statt immer nur auf Zinsen zu starren, würden sie sich in der zukünftigen Regierung dafür einsetzen, den Mindestlohn zu erhöhen.

  • Zum Artikel: "Sparen ohne Strafzinsen und Verwahrentgelt - Geht das noch?"

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