Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU)
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"BayernGPT": Freistaat will den Tech-Giganten trotzen

Der Freistaat soll laut Staatsregierung in Zukunft eine eigene KI-Software haben - und damit unabhängig sein von Anwendungen wie ChatGPT. Wissenschaftsminister Blume kündigt eine "KI-Offensive" an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Im Wettstreit der weltweit größten Tech-Konzerne um die beste Künstliche-Intelligenz-Software will Bayern eigene Wege gehen. "Wir sind ambitioniert", sagte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) nach einer Kabinettssitzung in München. "Wir möchten, dass wir nicht nur Modelle und Verfahren verwenden, die in anderen Teilen der Welt entwickelt worden sind, sondern wir möchten auch, dass wir eine KI haben, die unseren Daten, die unseren Wertvorstellungen folgt." Das Kabinett habe deswegen entschieden, ein bayerisches KI-Basismodell zu entwickeln.

Dabei handle es sich um eine Art "BayernGPT", sagte der Minister und zog damit einen Vergleich zum berühmten Textroboter ChatGPT des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI. Laut Blume gibt es in Bayern bereits Ansätze an mehreren Universitäten, beispielsweise an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. "Wir möchten diese Aktivitäten verstärken", betonte er. Ziel sei, den Impuls zur Einrichtung eines Zentrums zur Entwicklung eines KI-Basismodells zu geben.

Kabinett beschließt KI-Offensive

Das angestrebte "BayernGPT" ist Teil einer größeren KI-Offensive, die die Staatsregierung beschloss. "Künstliche Intelligenz ist die große Veränderung", sagte Blume. Sie werde in kürzester Zeit alle Lebensbereiche befruchten. "Es werden neue Anwendungen möglich: Mobilität wird sicherer, Krankheiten werden heilbar, das Leben im hohen Alter ist vielleicht länger selbstbestimmt möglich." Zudem könnten Verwaltungsabläufe entbürokratisiert werden. "Wir wollen als Freistaat Bayern bei dieser Entwicklung dabei sein." Zur Debatte über Risiken der künstlichen Intelligenz sagte Blume: "Das größte Risiko ist, bei künstlicher Intelligenz nicht dabei zu sein."

Gemäß der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mache Bayern die TU Nürnberg zu einer KI-Universität. Jetzt beginne die Umsetzung: "Alles - vom Campus über die Berufungen, über das Profil bis hin zu den Forschungsausrichtungen - wird dort auf künstliche Intelligenz hin ausgerichtet", erläuterte Blume. So könnten dann in Zukunft vielfältige Aspekte der KI beleuchtet werden: "von Robotik und autonomen Systemen über das Maschinenlernen bis hin zu den ethischen Fragestellungen, die eine hochgradige Bedeutung bekommen, wenn wir eine solche Basistechnologie haben". Söder hatte in seiner Regierungserklärung Anfang Dezember angekündigt, dass die UTN zur "Franconian University of Artificial Intelligence" werden solle.

100 zusätzliche Stellen für KI-Forschung

Zusätzlich zu den mehr als 130 neuen KI-Professuren im Zuge der bayerischen Hightech-Agenda sollen Blume zufolge 100 zusätzliche Stellen für die KI-Forschung an Hochschulen überall im Land geschaffen werden. 50 dieser Stellen stelle der Freistaat bereit, 50 weitere die Hochschulen. Blume kündigte darüber hinaus an, dass eine bayerische KI-Recheninfrastruktur aufgebaut werde. Dafür würden an den beiden bayerischen Höchstleistungsrechenzentren - dem Leibniz-Rechenzentrum in Garching (LRZ) und dem Regionalen Rechenzentrum Erlangen (RRZE) - starke KI-Cluster mit Prozessoren neuester Bauart errichtet.

Nach dem "großen Erfolg" des KI-Kongresses im vergangenen Jahr soll die Veranstaltung laut Blume regelmäßig stattfinden und zu einem großen Begegnungstreffen werden. "Wir wollen, dass die besten Köpfe der Welt im Bereich KI, dass die ihren Weg zu uns nach Bayern finden und an den Lösungen von morgen arbeiten." Neben der KI-Offensive beschloss das Kabinett einen "Masterplan zur Förderung der Kernfusion" und eine Beschleunigung der Bemühungen um einen bayerischen Quantenrechner.

Grüne: Der Teufel steckt im Detail

Die Grünen-Wissenschaftsexpertin im Landtag, Verena Osgyan, bemängelte, die Staatsregierung werfe wieder mit "Superlativen und schillernden Plänen" um sich - der Teufel stecke aber im Detail: "Bei der Hightech-Agenda wird bisher vor allem auf zusätzliche Professuren gesetzt, statt auch in andere nachhaltige Karrieremöglichkeiten zu investieren." Bei der Spitzenforschung fehle nach wie vor eine Strategie, um sie auch außerhalb der Ballungsräume München und Nürnberg voranzubringen.

Grünen-Digitalexperte Benjamin Adjei beklagte, bei der Aufzählung der vielen Möglichkeiten von KI sei kein einziges Wort über nachhaltige Innovationen für den Klimaschutz gefallen. "Das ist aber ein großes Versprechen der Staatsregierung: Bei der Einführung des Digitalplans hat sie angekündigt, dass neue Technologien zum Erreichen der Klimaziele eingeführt werden." Diesen blumigen Worten müssten jetzt auch Taten folgen.

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