Schild der Arbeitsagentur
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Bayerns Arbeitsmarkt erholt sich vom Corona-Schock

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Arbeitsmarkt in Bayern zwischen Stabilität und Fachkräftemangel

Der bayerische Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr vom Schock, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, erholt. Dennoch gibt es problematische Entwicklungen: Dazu zählen der Fachkräftemangel und die steigende Langzeitarbeitslosigkeit.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Zuerst überwiegt die Freude: Als Chef der bayerischen Arbeitsagenturen hat Ralf Holtzwart die Arbeitslosenzahlen im Blick und wird dabei selten überschwänglich. Doch über die Bilanz des Arbeitsmarktes im Freistaat im vergangenen Jahr 2021 freut er sich: "Der bayerische Arbeitsmarkt ist außerordentlich robust und erholt sich phänomenal", sagt er während der Pressekonferenz.

Die Zahlen geben Anlass zur Hoffnung

Die Erholung zeigt sich beim Blick auf die Zahlen: Im vergangenen Jahr waren in Bayern im Durchschnitt 262.200 Menschen arbeitslos. Das waren 13.000 weniger als im Jahr 2020. Die Arbeitslosenquote betrug im Mittelwert 3,5 Prozent und lag damit um 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert vom Vorjahr. Vor allem die Kurzarbeit habe die Beschäftigung im Freistaat stabil gehalten, lautet das Fazit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.

Kurzarbeit geht in Bayern zurück

Auch bei der Kurzarbeit zeigt sich eine sinkende Tendenz: Anfang 2021 haben die Arbeitsagenturen für 575.000 Beschäftigte in Bayern Kurzarbeitergeld ausgezahlt. Im August waren es weniger als die Hälfte, nämlich 260.000. Für dieses Jahr haben die Unternehmen wegen der unklaren Lage in Bezug auf die Omikron-Variante zwar wieder mehr Kurzarbeit angemeldet. Allerdings zeichnet sich noch nicht ab, dass diese auch in Anspruch genommen wird.

Größtes Problem ist der Fachkräftemangel

Neben den Schwierigkeiten und Engpässen bei Lieferungen sieht der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen aber den Fachkräftemangel als das größte Problem für die weitere Erholung der Wirtschaft. Bedarf gebe es in vielen Branchen, im Handwerk, in der Informationstechnik und in medizinischen Berufen. Die Fachkräfte ließen sich in Bayern oder anderen Bundesländern rekrutieren. Die Arbeitsagenturen sehen etwa Potential bei den Frauen, die derzeit gar nicht berufstätig sind oder nur für wenige Stunden. Zum anderen sollte aber die Zuwanderung von Fachkräften erleichtert und bürokratische Hürden abgebaut werden, fordert Ralf Holtzwart.

Dazu gehören auch die Anforderung und Nachweise an Kompetenzen. Gerade bei den Handwerksberufen gibt es Personalbedarf, aber im Ausland gibt es keine duale Ausbildung wie in Deutschland. "Wenn man immer sagt: Das geht nicht und das geht nicht, aber es soll sich ändern, dann funktioniert es nicht“, sagt Ralf Holtzwart.

Verlierer in der Pandemie

Die Beschäftigung in Bayern steigt wieder und die Arbeitslosenzahlen sinken. Dennoch gibt es Menschen, die von dieser Entwicklung nicht profitieren. Das sind vor allen Dingen Langzeitarbeitslose, also Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. "Die Menschen, die arbeitslos waren, haben wir nicht mehr in den Arbeitsmarkt zurückgebracht", sagt Ralf Holtzwart und verweist auf den Anstieg der Langzeitarbeitslosen.

Anstieg in der Grundsicherung

Im vergangenen Jahren zählten Bayerns Jobcenter 71.600 Langzeitarbeitslose. Im Vergleich zum Vorjahr 2020 waren das fast 20.000 mehr. Beim Blick auf die Zeit vor der Pandemie ist der Anstieg noch deutlicher: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist 2021 im Vergleich zu 2019 um rund 63 Prozent höher. "Da bauen wir auf die wirtschaftliche Erholungsphase, um für diese Menschen Perspektiven zu erzielen", so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen.

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