Die CSU ist tief gespalten. Das zeigt sich auch in den Reaktionen auf die geplatzten Jamaika-Sondierungen. Michael Frieser, Bundestagsabgeordneter aus Nürnberg, sagte auf BR-Anfrage, die CSU brauche eine schnelle Neuaufstellung, um in dieser schwierigen Situation einen stabilisierenden Beitrag für Deutschland zu leisten.
Was passiert mit Seehofer?
Ein neuer Ministerpräsident und ein neuer Parteichef vor möglichen Neuwahlen im Bund und zehn Monate vor der Landtagswahl? Die CSU-Vizevorsitzende Barbara Stamm warnt im BR-Interview davor und unterstützt Parteichef Seehofer.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Partei auf Horst Seehofer jetzt unter diesen Umständen verzichten kann." CSU-Vizevorsitzende Barbara Stamm
Seehofer habe die Sondierungsverhandlungen souverän geführt, so Stamm. Für den Vormittag war eine Telefonschalte des CSU-Präsidiums angesetzt. Dabei wird es auch um einen Zeitplan gehen, wann Parteivorstand und Landtagsfraktion über die Zukunft der CSU und damit auch über die von Horst Seehofer beraten.
Große Enttäuschung
Stamm zeigte sich enttäuscht und fassungslos über das Scheitern der Jamaika-Sondierung. Das Argument der FDP, es fehle eine gemeinsame Vertrauensbasis, könne sie nicht nachvollziehen. Viele inhaltliche Lösungen seien zum Greifen nah gewesen, zum Beispiel beim Kohleausstieg und in der Flüchtlingspolitik. "Man kann sich auch zusammenfinden, man kann sich auch tolerieren, man kann auch gemeinsam die Verantwortung übernehmen", so die sichtlich angeschlagene Politikerin in Würzburg. Sie hatte bis in die Nacht hinein in Berlin mitverhandelt.
"Die Enttäuschung ist sehr, sehr groß. Wir haben uns doch über Wochen bemüht, das Land regierbar zu halten und die Weichen zu stellen für die Zukunft. Dass das doch noch geplatzt ist, obwohl man gemeint hat, dass man kurz vor Abschluss wäre – da muss man erstmal durchatmen." Barbara Stamm, stellvertretende CSU-Parteivorsitzende und Landtagspräsidentin