Der Grabstein des ukrainischen Separatistenführers Stepan Bandera, aufgenommen am 07.03.2014 auf dem Waldfriedhof in München.
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Der Grabstein des ukrainischen Separatistenführers Stepan Bandera, aufgenommen am 07.03.2014 auf dem Waldfriedhof in München.

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Bandera-Grab auf Münchner Friedhof beschmiert

Unbekannte haben das Grab des einstigen ukrainischen Nationalistenführers Stepan Bandera in München mit Graffiti verunstaltet. Bandera gilt als eine der umstrittensten Figuren der ukrainischen Geschichte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Auf dem Münchner Waldfriedhof ist das Grab des früheren ukrainischen Nationalistenführers Stepan Bandera beschmiert worden. Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München bestätigte, dass das Staatsschutzkommissariat in dem Fall ermittle.

Den Angaben zufolge wurde das Grab am Samstag gegen 11 Uhr von Unbekannten mit mehreren Graffitis verunstaltet. Mittlerweile ist das Grabmal von der Polizei verhüllt worden, wie Fotos auf Twitter zeigen.

In der Vergangenheit gab es an der Stelle immer wieder Schändungen und Sachbeschädigungen. Der 1909 geborene ukrainische Politiker polarisiert aufgrund seines Verhaltens im Zweiten Weltkrieg und den Jahren davor. In seiner Heimat wird Bandera einerseits als ukrainischer Nationalheld gefeiert, andererseits als Nazi-Kollaborateur und Verräter verachtet.

Stepan Bandera: In der Ukraine eine umstrittene Symbolfigur

Bandera engagierte sich früh in der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und stieg rasch zu einem ihrer Anführer auf. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs fand Bandera Verbündete in den deutschen Nationalsozialisten. Seine radikale OUN-Fraktion war Historikern zufolge maßgeblich an antijüdischen Ausschreitungen beteiligt.

Eine Unterstützung für eine unabhängige Ukraine fand der Ultra-Nationalist Bandera bei den Nazis aber nicht: Er wurde verhaftet und bis Herbst 1944 als Sonderhäftling in Berlin und im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten.

Bandera 1959 in München von KGB-Agenten ermordet

An den ethnisch motivierten Vertreibungen und der Ermordung Zehntausender polnischer Zivilisten im Westen der Ukraine war er deshalb 1943 nicht persönlich beteiligt – er wird aber für die Taten nationalistischer Partisanen mitverantwortlich gemacht.

Nach dem Krieg soll Bandera im Kontakt mit westlichen Geheimdiensten von Deutschland aus weiter für eine Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion gekämpft haben. Bandera wurde 1959 in München von Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB aufgespürt und ermordet.

Melnyk nach Bandera-Aussage unter Druck

Andrij Melnyk, mehrere Jahre ukrainischer Botschafter in Deutschland, geriet vor einigen Wochen wegen einer Aussage über Bandera in Bedrängnis. Er hatte den Politiker in einem Interview in Schutz genommen und gesagt: "Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen." Melnyk zufolge wurde die Figur Banderas gezielt von der Sowjetunion dämonisiert.

Melnyk wies später den Vorwurf zurück, er habe mit seinen Äußerungen den Holocaust verharmlost. "Jeder, der mich kennt, weiß: immer habe ich den Holocaust auf das Schärfste verurteilt", schrieb er auf Twitter. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berief den Diplomaten Anfang Juli aus Berlin ab.

  • Zum Artikel: "Kiew geht auf Distanz zu Äußerungen von Botschafter Melnyk"

Mit Material von dpa.

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