Dort ein orangebraunes Eichhörnchen zwischen den Ästen, am Fuße des Baumes lugt eine Igelfamilie aus dem Stamm, und nur wenige Meter dahinter hat sich wohl ein Rotmilan im Apfelbaum versteckt. Wer rund um den Schlossberg in Osternohe im Nürnberger Land wandert, muss schon zweimal hinsehen, um die Baumbilder von Peter Kraus auf dem insgesamt sechs Kilometer langen Wanderweg zu entdecken. Der 72-Jährige hat seine Kunst bewusst hier und da etwas abseits der gängigen Wege platziert. "Nur wer aufmerksam durch die Landschaft wandert, wird alle Baumbilder finden", sagt Künstler Peter Kraus.
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Bilder auf Vlies gemalt und am Baum befestigt
Wölfe, Rehe, Biber, Füchse – es sind vor allem heimische Tierarten, die Peter Kraus in seinem Atelier malt. Gelegentlich reizen ihn aber auch Figuren wie Zwerge, Pumuckl oder Pippi Langstrumpf. Gemalt wird nicht direkt auf den Baum, sondern mit Acrylfarben auf ein Vlies. Das wird anschließend mit Lack und Panzertape wetterfest gemacht. Das fertige Bild wird dann an eine Stelle des Baumes getackert, an der es auch Sinn macht. Also dort, wo sich das Tier tatsächlich aufhalten könnte. Die Bayerischen Staatsforsten sind damit übrigens einverstanden – einfach so Bilder an Bäume tackern ist nämlich nicht erlaubt.
Baumbilder sollen möglichst realistisch sein
Seine Bilder sollen schon möglichst echt wirken, findet Peter Kraus. Der am Baum nagende Biber hat deshalb sein Plätzchen an einem Baum in Wassernähe gefunden – so wie ein echter Biber. Das rege die Phantasie an, insbesondere die der Kinder, meint Kraus. Die Idee zu den Baumbildern kam dem Osternoher Künstler per Zufall. Als er vor zwei Jahren ehrenamtlich Sitzbänke rund um den Schlossberg ausbesserte, fiel ihm ein abgestorbener Baum auf, der die Aussicht ins Tal versperrte. „Da male ich ein Bild drauf“, dachte sich der Hobbymaler. Nach und nach kamen immer mehr Baumbilder dazu.
Kinder freuen sich über Bären, Luchse und Zwerge im Wald
Die Resonanz aus dem Ort und von Touristen war so gut, dass Peter Kraus seine Idee ausweitete. "Wir kennen die Wege hier schon, seitdem wir klein sind", sagt eine junge Frau, die gerade ihren Hund ausführt. Die Baumbilder sind eine nette, neue Bereicherung. Vor allem die Kinder hätten jedes Mal ihren Spaß, Bären, Luchs oder auch Zwerge im Wald zu entdecken, so ihre Beobachtung. Die kleine Tochter ergänzt, sie freue sich jedes Mal beim Spazierengehen, ein weiteres Bild zu finden.
Vandalismus ärgert den Künstler
So ein Baumbilderweg mache aber auch viel Arbeit, sagt der Künstler. Ständig gebe es etwas auszubessern. Einige Bilder wurden auch bewusst schon beschädigt, manche sogar geklaut. Einige Leute dächten vielleicht, die Bilder seien zum Mitnehmen, aber so sei es nicht. Oft stecke tagelange Arbeit in jedem Bild. 44 sind inzwischen fertig. Bei 50 will Peter Kraus Schluss machen. So langsam gehen ihm die Ideen für Motive aus. Wer sich die originellen Baumbilder rund um den Schlossberg und Windburg anguckt, kann das kaum glauben. Peter Kraus wird bestimmt noch das ein oder andere Werk nachlegen.
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