Eine Nutzerin steckt den Stecker am Elektroauto an, um es wieder aufzuladen.
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Annette Gallner steckt den Stecker am Elektroauto an, um es wieder aufzuladen.

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Allein auf weiter Flur: Das erste Carsharing-Auto in Rosenheim

In München und anderen größeren Städten ist es keine Besonderheit mehr: Carsharing. In Rosenheim aber schon. Ein einziges Auto ist dort jetzt im Einsatz. Die Nutzer lieben den wendigen Elektro-Flitzer. Doch die Umsetzung der Projekt-Idee war schwer.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Carsharing ist in den meisten Großstädten Deutschlands seit langem bekannt. In Rosenheim dagegen sieht es anders aus. Hier gibt es tatsächlich nur ein einziges Auto.

Mit dem Carsharing-Auto zum Ausflug, Baumarkt oder Musikkurs

Dorothea Hitzler und Annette Gallner sind begeistert vom kleinen Elektroflitzer. Sie haben beide keine eigenen Autos mehr, sind viel mit dem Rad unterwegs und freuen sich, jetzt eine Alternative zu haben: Das e-Auto, das stundenweise gemietet werden kann. Dorothea Hitzler nutzt das kleine Auto vor allem für Ausflüge. Am Wochenende mal raus aus der Stadt. Annette Gallner fährt damit des Öfteren zum Baumarkt, um Holz zu kaufen, weil sie zu Hause derzeit eine kleine Baustelle hat. Oder einmal die Woche zu ihrem Musikkurs im rund zehn Kilometer entfernten Bad Aibling. Abends um 22 Uhr sei es nicht so einfach, von dort ohne Auto wieder heim zu kommen. Also bucht sich Annette Gallner rechtzeitig via App ihre Slots für das Carsharing-Fahrzeug.: "Wenn ich es brauche, dann ist dieses Auto genial für mich"

Mehr als 50 Stunden fahren für 250 Euro im Monat

Dieses Auto, von dem Annette Gallner spricht, ist das einzige Carsharing-Auto, das es in ganz Rosenheim gibt. Ein e-Auto, schnucklig, wendig, perfekt für den Stadtverkehr. Und trotzdem mit genug Platz. Annette Gallner sagt: "Ich hab das durchgerechnet, für mein altes, kleines Auto habe ich 250 Euro im Monat gebraucht. Mit dem E-Auto kann ich für dieses Geld über 50 Stunden im Monat fahren - abgesehen davon, dass ich auch noch der Umwelt was Gutes tue. Das ist genial!"

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Dorothea Hitzler nutzt das Auto vor allem für Ausflüge.

Eigentlich wäre es selbstverständlich, dass es solche Angebote mittlerweile fast überall gibt. Nicht aber in Rosenheim, musste Viktoria Pertl von der Baufirma P&S Immopartner lernen. 2015 haben sie ein komplett neues Wohngebiet im Norden Rosenheims geplant und gebaut, damals war für sie klar: Ein wichtiger Bestandteil ist nachhaltige Mobilität: "Deshalb haben wir auch daran festgehalten, auch wenn es sonst noch keiner gemacht hat in Rosenheim."

Ordnungsamt lässt auf sich warten

Einfach war das aber nicht. Seit acht Monaten wartet Viktoria Pertl beispielsweise darauf, dass das Rosenheimer Ordnungsamt antwortet auf einen Wunsch der P&S Immopartner. Was in München längst gang und gäbe ist: dass das e-Auto wenigstens zwei Stunden gratis parken darf in der Stadt. Rosenheim scheint daran aber kein Interesse zu haben. Immerhin: Die Nachfrage nach dem Vollkaskoversicherten Auto ist groß, stellt Claus Nägelein von P&S fest: "Wir merken, aus den Nachbarstadtteilen kommen die Leute hierher, um das e-Auto zu benutzen. Es freut uns sehr, dass das gut angenommen wird."

Deggendorfer Firma stellt Carsharing-Auto zur Verfügung

Zur Verfügung stellt das Auto Mikar, eine Firma mit Sitz in Deggendorf. Tina Krieger ist unter anderem Ansprechpartnerin für das Rosenheimer Projekt und meint, dass durch Carsharing letztendlich das ein oder andere private Auto abgeschafft werden könne. So sieht das auch Annette Gallner. Sie wünscht sich, dass in jedem Parkhaus mindestens vier solcher Autos stehen würden. Das wäre gerade auch für Rosenheim gut, weil es eine "verkehrschaotische Stadt" sei. Und Ideengeberin Viktoria Pertl sieht in ihrem Carsharing-Auto ein Modell, das gerne kopiert werden darf – und sogar sollte.

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Das Auto hat seine Ladestation direkt in der Tiefgarage im Neubaugebiet im Rosenheimer Norden.

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