Sendung vom 21.06.2023: Mit Bayerns Minister für Bau- und Verkehr Christian Bernreiter (CSU, links) und dem Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern, Richard Mergner.
Bildrechte: BR/Julius Kolb

jetzt red i v. 21.06.2023

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Acker versus Arbeitsplätze - Hitzige Stimmung bei "jetzt red i"

Die einen freuen sich über potenziell Tausende neue Arbeitsplätze, die anderen wollen den wertvollen Gäuboden erhalten. Bei "jetzt red i" wurde über ein geplantes BMW-Werk in Niederbayern diskutiert.

Über dieses Thema berichtet: jetzt red i am .

Hans Ringlstetter ist leidenschaftlicher Landwirt, seinen Hof gibt es schon seit 1650. Er hofft, dass das Ackerland rund um Straßkirchen erhalten bleibt. "Von Beton kann man nicht abbeißen", sagte er bei "jetzt red i". Auch kommende Generationen bräuchten Nahrungsmittel - und wegen der Krise vor allem regionale Produkte.

Zwischen Irlbach und Straßkirchen in Niederbayern will BMW auf 105 Hektar ein Montagewerk für Hochvoltbatterien bauen. Dieses Vorhaben seines Arbeitgebers begrüßte Sebastian Radlbeck. "Mit dieser Ansiedlung wird unser Gäuboden lebendiger." Wallersdorf sei dafür das beste Beispiel. Dank der Industrie sei dort wieder ein attraktiveres Gemeindeleben entstanden. Für den BMW-Mitarbeiter gehen Arbeitsplätze und Naturschutz zusammen. "Jeder Bürger soll seinen Teil dazu beitragen, einen guten Naturschutz zu machen."

Auch jüngere Mitarbeiter von BMW waren zu "jetzt red i" gekommen. Das neue Werk würde vor allem eine Zukunftsperspektive eröffnen, sagte Rina Ramaj, die bei BMW eine Ausbildung zur Mechatronikerin absolviert. "Meine Zukunft hängt davon ab. Wenn mein Arbeitgeber nicht mehr in der Konkurrenz sein kann oder mein Arbeitsplatz darunter leidet, würde ich das eher ungern sehen", so Rina Ramaj.

Wie wird der Verkehr geregelt?

Arbeitsplätze versus wertvoller Ackerboden - den rund 120 Bürgerinnen und Bürgern ging das Thema emotional sehr nahe, einige waren auch direkt von der möglichen BMW-Ansiedlung betroffen, wie beispielsweise Susanne Huber. Sie beklagte, dass durch das geplante Werk der Verkehr immer mehr zunehme. Immer wieder sei die Rede von einer Umgehungsstraße, doch dafür würden wieder Ackerflächen draufgehen und andere Dörfer mit erhöhtem Verkehr belastet.

Sandra Fuchs konfrontiert den anwesenden bayerischen Verkehrsminister direkt: "Warum bekommen wir keine Tonnagenbeschränkung?" Damit wären die Dörfer weniger vom Verkehr der Lkws belastet. CSU-Politiker Christian Bernreiter sah darin keine Möglichkeit. Eine solche Beschränkung wäre nur bei einer großen Gefahr möglich. "Das würde einer Gerichtsauseinandersetzung nicht standhalten", so der bayerische Bauminister. Allerdings versprach Bernreiter den Bürgerinnen und Bürgern, sich für eine Umgehungsstraße einzusetzen.

Bürgerbegehren gegen den Bau

Noch ist der Bau des BMW-Werks nicht sicher. Anfang dieses Jahres wurde eine Bürgerinitiative mit dem Namen "Lebenswerter Gäuboden" gegründet. Teilnehmer dieser Initiative warben auch bei "jetzt red i" für ihr Anliegen. "Wir kämpfen für den Erhalt fruchtbarer Böden im Gäuboden", sagte Paul Kerl. Die Initiative hofft, dass es bis Ende September zu einem Bürgerentscheid kommt. Dann wird wohl die Entscheidung fallen, ob BMW sein neues Werk bauen kann. Landwirt Hans Ringlstetter hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Gäuboden doch noch erhalten bleibt. Andere Bürgerinnen und Bürger hoffen dagegen auf die Ansiedlung - und auf neue Arbeitsplätze.

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