Markus Hehl vom Bahnpark Augsburg führt durch einen historischen Bunker.
Bildrechte: BR / Andreas Herz

Bunkerführung auf dem Gelände des Bahnparks Augsburg

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80 Jahre danach: Seltene Bunkertouren im Augsburger Bahnpark

Vor 80 Jahren griffen alliierte Bomber Augsburg an. Eines der Hauptziele: die Bahnanlagen. Zum Jahrestag am Sonntag öffnet der Augsburger Bahnpark deshalb seine alten Bunkeranlagen - und gibt einen Einblick in vergangene Tage voller Furcht und Leid.

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Markus Hehl, Geschäftsführer des Bahnparks, geleitet Besucher durch die engen, tief unter der Erde gelegenen Gänge, vorbei an der ehemaligen Gasschleuse zum Aufenthaltsraum, ein Bereich, der während des Krieges ausschließlich für Reichsbahnmitarbeiter zugänglich war. "Die Nähe zum Arbeitsplatz ermöglichte es den Eisenbahnern, schnell Schutz in den Bunkern zu suchen", erklärt Hehl umgeben von Betonwänden direkt neben den einstigen Werkshallen am historischen Bahngelände.

Einblick in die Vergangenheit durch Führungen

Mit Führungen durch die Bunkeranlagen will der Bahnpark Augsburg an ein Ereignis erinnern, das als die "Bombennacht von Augsburg" in Erinnerung geblieben ist. Damals waren die alliierten Luftstreitkräfte auf eine dezidierte Schwächung der deutschen Kriegsindustrie ausgerichtet, wobei Augsburg aufgrund seiner bedeutenden Maschinenfabriken ein Hauptziel wurde. In der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944, einem Versuch der Alliierten, Hitlers Kriegsmaschinerie zu schwächen und den Zweiten Weltkrieg zu beenden, verloren 730 Menschen ihr Leben und etwa 85.000 wurden obdachlos.

Die Führungen durch die Bunkeranlagen im Augsburger Bahnpark sollen nicht nur Wissen über die Bauweise der Bunker vermitteln. Vielmehr lassen sie die Teilnehmer auch die beklemmende Stimmung nachempfinden, die in den Schutzräumen herrschte. Durch das Vorlesen eines Zeitzeugenberichts verdeutlicht Markus Hehl die Angst und das Leid der Menschen: "In einem Bunker zu sein ist schrecklich, aber in Momenten der Gefahr zählt nur das eigene Überleben." Besonders eindringlich wird es, als Hehl das Licht ausknipst, um die damalige Atmosphäre spürbar zu machen.

Rolle der Reichsbahn

In einem anderen Teil auf dem Gelände erinnert der Bahnpark Augsburg auch an die Rolle der Reichsbahn bei den Deportationen in die Vernichtungslager. Ein ausgestellter Waggon, vom Typ, wie er für Transporte ins Vernichtungslager Treblinka genutzt wurde, verdeutlicht dies auf schmerzliche Weise. "Die Reichsbahn organisierte diese Transporte sehr gewissenhaft – ein Leerzug auf der Rückfahrt wog 100 Tonnen weniger. Das entsprach dem Gewicht der Menschenleben, die in den Lagern blieben", erklärt Hehl die grausame Effizienz hinter diesen Zahlen.

Erinnerung und Mahnung zugleich

Die Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Augsburger Bombennacht und die speziellen Führungen (Sonntag, 25. Februar zwischen 10 und 16 Uhr) im Bahnpark bieten Besuchern einen Blick in die Vergangenheit. Die Führungen sollen Erinnerung und Mahnung zugleich sein. "Diese Orte machen deutlich, welche Konsequenzen Rechtsextremismus und Faschismus haben können", so Hehl.

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