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Multimedia-Tipps Zeitreisen mit dem Actionspiel

Die Kombination von Geschichte und Action-Computerspiel ist nicht unproblematisch: Viele der Ansichten und Geschehnisse, die vor 50 oder 100 Jahren den Alltag und das Leben der Menschen bestimmten, sind heute gerade in einem Entertainment-Umfeld nur zu verstehen, wenn die Umstände erklärt werden. Wolfgang Zehentmeier hat die derzeit sehr erfolgreichen Spiele "Battlefield 1" und "Mafia 3" auch auf diesen Aspekt hin abgeklopft.

Von: Wolfgang Zehentmeier

Stand: 10.04.2017 | Archiv

Screenshot aus Battlefield 1 | Bild: Electronic Arts

Battlefield 1

1918. Kurz vor dem Ende des 1. Weltkriegs: Battlefield 1, das für Xbox One, Playstation 4 und PC erschienen ist, schildert in der Einzelspieler-Kampagne das Schicksal von fünf Menschen, die auf ganz unterschiedlichen Schlachtfeldern kämpfen: Als Mitglied eine Spezialeinheit in den Dolomiten, als Kommandant am Bosporus oder als Panzerfahrer in Frankreich:

Nicht nur Action und Geballer

Dabei setzt das Spiel in den Kampagnen nicht nur auf Action und Geballer. Und auch, wenn es an der einen oder anderen Stelle mit sehr viel Pathos ziemlich dick aufträgt, ist das Bemühen erkennbar, die Kriegs-Action in Relation zu den Menschen zu setzen, die damals gekämpft haben. Vor allem in den Zwischensequenzen wird deutlich, welche Auswirkungen das Kriegsgeschehen auf jeden Einzelnen hat.

Lass die Taube fliegen

Im Mehrspieler-Modus, der traditionell in der Battlefield-Reihe mehr Gewicht hat, ist diese Einordnung so nicht möglich. Dafür greift das Spiel auch da Besonderheiten der Geschichte auf. So wurde zum Beispiel aus dem klassischen Modus "Capture the Flag" die Variante "Lass die Brieftaube fliegen": Es gibt Punkte, wenn Tauben auf dem Spielfeld gesichert und anschließend ans Hauptquartier geschickt werden.

Fazit

Battlefield 1 ist ein sehr gutes Actionspiel mit einer abwechslungsreichen Einzelspieler-Kampagne und gut austarierten Mehrspieler-Möglichkeiten. Aber es bietet nicht nur Geballer,  sondern versucht der Zeitgeschichte - im Rahmen dieser Entertainment-Umgebung - einigermaßen gerecht zu werden.

Mafia III

50 Jahre später - Rassendiskriminierung und Bandenkriege: Ende der 60er-Jahre brodelt es im Süden der USA. Mafia III, für Xbox One, Playstation 4, und PC, erzählt die Geschichte von Lincoln Clay. Der Afroamerikaner kehrt hochdekoriert aus dem Vietnam-Krieg in die fiktive Spdstaaten-Stadt "New Bordeaux" zurück, die sich stark an New Orleans anlehnt.

Lincoln ist Mitglied einer Mafia-Gang, die zusammen mit einer anderen Gang, den ganz großen Coup landet. Doch dann wollen die von der anderen Gang nicht teilen und richten in Lincolns Gang ein Blutbad an. Lincoln selbst überlebt schwer verletzt und schwört Rache. So weit so bekannt.

Entscheidung für authentische Darstellung

Dennoch schafft es Mafia III durch die Musik aus der Zeit und die Art, wie die Geschichte in Rückblenden, Versatzstücken, passenden Dialogen und Einzelstatements von "Zeitzeugen" erzählt wird, viel von der Atmosphäre der wilden 60er Jahre zu transportieren - inklusive des ständig präsenten Rassismus gegen Lincoln. Die Problematik dieser Äußerungen thematisieren die Macher gleich zu Beginn in einer Art Vorspann: Sie verabscheuen die rassistischen Ansichten und Äußerungen, schreiben sie, aber aus Achtung vor den damals Betroffenen hätten sie sich für eine authentische Darstellung entschieden.

Film zum Mitspielen

Die Geschichte selbst erinnert an einen Film zum Mitspielen. Deswegen darf man von Mafia III auch keine Open-World-Freiehit verlangen: Durch das enge Drehbuch muss die Spielfreiheit eingeschränkt werden. Leider wirkt New Bordeaux dadurch auch oft wie eine Kulisse und auch der Hauptdarsteller selbst hat nur wenig Konturen. Dabei hätte es sich vor diesem zeitgeschichtlichen Hintergrund geradezu aufgedrängt, viel mehr auf Lincolns Motive und Seelenlage einzugehen.

Wenig Abwechslung

Wichtigstes Manko aber ist, dass das Gameplay kaum Varianten kennt: Lincoln meuchelt sich stupide durch das untere und mittlere Management der verschiedenen Mafia-Banden. Erst wenn er den jeweiligen Boss auf dem Kieker hat, wird es abwechslungsreich und unterhaltsam. Das ist schade, denn damit verschenkt Mafia III viel vom Potenzial, das die Geschichte eigentlich mitbringt.

Paper Mario Color Splash

Klempner Super Mario bewegt sich in seiner eigenen Zeitgeschichte: Seit mehr als 30 Jahren hüpft und rennt er durch seine knallbunte heile Welt, sammelt Münzen und rettet Prinzessin Peach: Die ideale Umgebung für ein Jump'n Run.

Weiße Flecken durch Farbsauger

Daran ändert sich im Grundsatz auch in "Paper Mario Color Splash" für die Nintendo WiiU nichts. Allerdings hat die kunterbunte Welt weiße Flecken und auch Marios Pilz-Freunde werden von bösen Farbsaugern attackiert. Doch Mario legt mit Hilfe des Farbeimers "Farbian" den Farbsaugern das Handwerk.

Basteloptik und Farbspritzer

Paper Mario Color Splash – der Name ist Programm: Paper Mario besticht durch seine Basteloptik mit Pappe und Papier und durch das seit Jahren erfolgreiche Gameplay. Color Splash bringt Farbe ins Spiel und recycelt so ein bisschen die Ideen aus Spielen wie Spatoon oder De Blob.

Etwas umständlich ist ein Kartensystem, mit dem Mario Fähigkeiten im Kampf gegen die Farbsauger zugewiesen werden. Hier ist erkennbar nach etwas gesucht worden, mit dem das Touchpad der WiiU-Konsole ins Spiel eingebunden werden kann. Letztlich aber ändert das nichts daran: Mario hat auch nach mehr als 30 Jahren nichts von seiner Faszination für Jump 'n Run-Fans eingebüßt.


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