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Vegetarische Ernährung für Haustiere Ist vegetarische oder vegane Ernährung für Haustiere gesund?

Gesünder soll sie sein und die Tiere besser riechen. Aber ist vegetarische oder vegane Ernährung für Hunde und Katzen wirklich sinnvoll? Oder brauchen die Tiere Fleisch?

Stand: 16.02.2024

Frau gibt im Garten ihrem Hund eine Karotte | Bild: mauritius images / Westend61 / Eva Blanco

Hunde vegetarisch oder vegan ernähren

Kein Fleisch, stattdessen Gemüse, Reis und vielleicht Tofu im Napf – immer mehr Tierhalter verbannen tierische Produkte vom Speiseplan ihrer Hunde. Wer sich selbst vegetarisch oder vegan ernährt, will schließlich nicht durch die Fütterung des Haustiers die Fleischindustrie unterstützen. Doch was für den Menschen unter Umständen gesund sein kann, ist nicht automatisch gut für Tiere.

Zur rein veganen Ernährung von Hunden sagt Dr. Petra Kölle, Oberärztin für Ernährungsberatung an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München: "Prinzipiell ist es möglich, es muss dafür gesorgt werden, dass alle Nährstoffe bedarfsdeckend enthalten sind. Bei einer veganen Ration müssen entsprechende Vitamine wie zum Beispiel B12, das nur in Fleisch und kaum in pflanzlicher Nahrung enthalten ist, genau so ergänzt werden wie zum Beispiel Eisen." Empfehlen würde die Tiermedizinerin vegane Ernährung für den Hund nicht - denn der Hund sei ein Fleischfresser, allerdings ein Omnicarnivore, was bedeutet, dass er auch pflanzliche Kost fressen kann, aber nicht ausschließlich.

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Hund ohne Fleisch ernähren - ist vegetarische Ernährung sinnvoll?

Fleisch zu sparen bei der Ernährung des Hundes kann dagegen schon ökologisch sinnvoll sein, so Dr. Kölle.

Wer sich dennoch dafür entschieden hat, seinen Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren, sollte bedenken: "Der Proteinbedarf des Hundes ist etwa doppelt so hoch wie der eines Menschen, um den bei einer vegetarischen Ernährung zu decken, erfordert es eine genaue Rationsberechnung", sagt Dr. Kölle. Bei Welpen im Wachstum, trächtigen oder säugenden Hundinnen sei der Bedarf rein pflanzlich gar nicht zu decken.

Folgen einer falschen Ernährung zeigen sich spät

In Foren berichten Tierhalter vom guten gesundheitlichen Zustand ihrer Hunde: glänzendes Fell, Fitness und gute Blutwerte. Und es gibt auch Beispiele von vegan oder vegetarisch ernährten Hunden, die lange und gesund gelebt haben und mit allen notwendigen Stoffen versorgt wurden.

Entsteht allerdings ein Mangel, kann das vor allem langfristig schwere gesundheitliche Folgen haben: "Das Problem bei Fütterungsfehlern ist, dass sich die Symptome oft erst nach zwei bis drei Jahren zeigen, wenn die Tiere schon krank sind", sagt Dr. Petra Kölle.

Einen Kalziummangel zum Beispiel gleicht der Organismus des Hundes aus, indem er das Kalzium aus den Knochen zieht - mit der Folge, dass sie brüchig werden. Im Blutbild ist so ein Mangel dann nicht erkennbar.

Tatsächlich gibt es manchmal gute Gründe Hunde fleischlos zu ernähren: Wenn sie eine Allergie haben und kein Fleisch vertragen - auch, wenn die vegetarische Ernährung dann nur die letzte Möglichkeit ist und nur unter Aufsicht eines Tierarztes durchgeführt werden sollte.

Auch die Tierschutzorganisation PETA rät deshalb, die vegetarische oder vegane Kost durch Aminosäuren und andere Stoffe zu ergänzen, damit die Ernährung für Hunde tatsächlich gesund ist.

Dr. Kölle: "Wer selbst kocht oder barft, sollte von einem auf Ernährung spezialisierten Tierarzt eine Rationsberechnung beziehungsweise -überprüfung durchführen lassen, um Fütterungsfehler und deren Auswirkungen zu vermeiden." So können Tierhalter sichergehen, dass ihre Hunde die richtige Menge an Nährstoffen zu sich nehmen.

Vegetarische Ernährung auch für Katzen

"Katzen haben einen noch höheren Proteinbedarf als Hunde, sie brauchen außerdem bestimmte Substanzen, wie Taurin oder Arachidonsäure, die nur im Fleisch enthalten sind", sagt Dr. Petra Kölle. Taurin nehmen Katzen zum Beispiel über gejagte Mäuse auf, Wohnungskatzen sind auf die Nahrung zuhause angewiesen.

Katzen vegetarisch oder vegan zu ernähren, hält Dr. Kölle nicht für gesund. Auch, weil die langfristigen Auswirkungen vegetarischer Ernährung weder bei Hunden noch bei Katzen ausreichend untersucht sind. "Es gibt einfach bislang zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich einer veganen Ernährung bei Hund und Katze. Um die Auswirkungen zu untersuchen bräuchte man eine Langzeitstudie", sagt Dr. Petra Kölle.

Wer deshalb sicher gehen will, dass sein Haustier alle Nährstoffe bekommt, die es braucht, sollte ein Tierfutter wählen, das alle Nährstoffe enthält. "Prinzipiell ist Fertigfutter das einfachste. Wenn auf der Packung ‚Alleinfutter‘ steht, sollte alles drin sein", empfiehlt Kölle. Wer das nicht will, sollte sich Hilfe bei einem auf Ernährung spezialisierten Tierarzt suchen.

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