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Nicht teilbare Tabletten teilen Darf man Tabletten ohne Kerbe teilen?

Die Tablette hat eine Kerbe, darf ich sie dann teilen? Was kann passieren, wenn ich nicht teilbare Tabletten teile? Diese Fragen hat uns Matthias Schneider vom Bayerischen Apothekerverband beantwortet.

Stand: 14.09.2023

Verschieden farbige Tabletten liegen auf einer Handfläche | Bild: mauritius images / Kenishirotie / Alamy / Alamy Stock Photos

Tabletten und Pillen sollte man grundsätzlich nicht teilen. Und Tabletten ohne Kerbe in keinem Fall. Einer der Gründe, dass Tabletten nicht teilbar sind, ist die Wirkstoffverteilung. Man weiß bei nicht teilbaren Tabletten nicht, wie viel Wirkstoff sich in ihren Bruchteilen befindet. Und das kann in manchen Fällen sogar gesundheitsgefährdend werden. Warum die medizinischen Wirkstoffe in Tabletten und Pillen nicht immer gleichmäßig im ganzen Produkt verteilt sind, erklärt Matthias Schneider vom Bayerischen Apothekerverband, Apotheker in Dillingen:

"In der Produktion liegen die Grundstoffe alle sehr gut vermischt und auch homogen verteilt vor, aber in der Abfüllung wird das Ganze in die Tablettenpresse gegeben. Dort wird gepresst, wird weiterverarbeitet und danach keine Analytik mehr durchgeführt, ob innerhalb der Tablette der Wirkstoff gleich verteilt ist, wenn die Tablette nicht zum Teilen gedacht ist. Wenn man sie teilen können soll, dann muss eine aufwendige Analytik erfolgen und das machen die Hersteller aus guten Gründen zum Teil nicht."

Unser Experte nennt ein Beispiel: "Der Blutdrucksenker Candesartan zum Beispiel. Wenn man die Tablette betrachtet, könnte man draufkommen, sie sei teilbar – ist sie aber nicht. Vom Hersteller wird ganz klar gesagt, sie ist nicht dosisgleich teilbar." Hinweis: Diese Tabletten haben in der Mitte eine deutliche Kerbung.

Warum ist es gefährlich, Tabletten zu teilen?

Es gibt verschiedene Gründe, warum es schlecht ist, Tabletten zu zerteilen. "Es kann sein, dass Sie einen Tag mehr, einen Tag weniger Wirkstoff zu sich nehmen. Das muss nicht dramatisch sein, kann aber bei Wirkstoffen, die sehr stark wirken, durchaus Schwierigkeiten machen", sagt Apotheker Matthias Schneider.

Auch die Bruchstelle ist ein Problem - da kann es nämlich passieren, dass sich das Medikament verändert: "Sie brechen die Tablette auf mit ihrem Überzug und an dieser Stelle kann der Wirkstoff reagieren mit Luftsauerstoff, mit Feuchtigkeit, mit UV-Licht und kann abbauen."

Welche Tabletten kann ich teilen

Wer sich unsicher ist, fragt am besten in einer Apotheke nach.

Woher weiß man als Patient oder Patientin, ob ich eine Tablette denn halbieren darf? Dazu unser Experte: "Ich würde dazu gerne mal die Werbung zitieren in der alten Form: 'Lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker'. Die Fachpersonen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Apotheken, denn im Beipackzettel steht es nicht immer drin und auch Ärzte und Ärztinnen wissen es nicht immer aus dem Kopf." Wenn Sie also nicht sicher sind, ob Ihr Medikament teilbar ist, und auch nichts dazu im Beipackzettel steht, fragen Sie am besten in einer Apotheke nach. Apothekerinnen und Apotheker können vor Ort in ihren Datenbanken nachsehen, ob das Medikament "dosisgleich teilbar" ist.

Darf man Tabletten mit Kerbe teilen

Eine Kerbe in der Tablette heißt nicht, dass man die Pillen durchbrechen darf. "Das ist eher verwirrend. Bei manchen Tabletten, die man teilen kann und auch darf, ist das eine ganz normale Bruchkerbe und da teilen Sie dosisgleich in verschiedene Teile, meistens sind es zwei. Es gibt aber auch die von den Herstellern eingefügte sogenannte Schmuckkerbe. Eine Schmuckkerbe ist, wie der Name schon sagt, nur zur Zierde drin." Das mache man, so Matthias Schneider, um den Patienten zu verdeutlichen, dass sie ein Medikament vor sich haben und aus Gründen der Unterscheidbarkeit für alle, die verschiedene Präparate gleichzeitig einnehmen müssen.

Retardtabletten teilen

Retardtabletten darf man auf keinen Fall teilen, denn Retard-Tabletten geben den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum hin ab. Wenn man diese Tabletten teilt, kann es passieren, dass zu schnell zu viel Wirkstoff in den Körper gelangt. Auch solche Tabletten können häufig eine Kerbe haben, die nichts über die Teilbarkeit aussagt.

Schmerzmittel Tabletten

Kann man zum Beispiel Ibuprofen Tabletten teilen? Leider gibt es dazu keine generell richtige Antwort, denn viele Ibuprofen-Präparate kann man teilen, andere eben nicht und es gibt auch Ibuprofen als Retardtabletten. Diesen Rat hat der Sprecher des Bayerischen Apothekenverbandes, Thomas Metz: "Retard-Tabletten sollten ganz grundsätzlich nicht geteilt werden. Unabhängig vom Wirkstoff. Hier gilt es immer, den tatsächlichen Einzelfall anzuschauen und sich in der Apotheke beraten zu lassen."

Tabletten zerkleinern

Oft werden Tabletten zerkleinert, um sie leichter einnehmen zu können. Auch das ist keine gute Idee. Fragen Sie besser in der Apotheke nach, ob es ein anderes, leichter schluckbares Präparat mit dem selben Wirkstoff gibt. Und hier haben wir Tricks für leichteres Tabletten schlucken.

Diese Tabletten darf man auf keinen Fall teilen

  • grundsätzlich alle Präparate ohne Bruchkerbe
  • Antibiotika
  • Dragees und Kapseln
  • Tabletten mit magensaftresistenten Überzug - sie sollen sich erst im Darm auflösen. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Schmerzmittel, die als Wirkstoff Diclofenac enthalten, Probiotika oder Medikamente, die ätherische Öle als Wirkstoffe wie Pfefferminzöl beinhalten
  • Retardtabletten
  • Medikamente gegen Krebs, Tuberkulose, Immunsuppressiva
  • Medikamente gegen Viruserkrankungen, sogenannte Virusstatika
  • bestimmte Tabletten gegen Herzerkrankungen

Hören Sie in unserem Besser Leben Podcast, wie man Medikamente richtig entsorgt:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/wie-kommt-das-ibuprofen-ins-grundwasser/bayern-1/93145828/


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