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Fleisch Herkunft Woher kommt mein Fleisch?

Spätestens seit vermehrten Corona-Fällen in Schlachtereien wollen immer mehr Menschen wissen, woher das Fleisch stammt, das sie kaufen. Welche Informationen findet man auf der Verpackung von Fleisch?

Stand: 27.10.2020

Frau kauft abgepacktes Fleisch im Supermarkt | Bild: mauritius-images

So viel vorab: Woher das Fleisch kommt, lässt sich nur indirekt und mit etwas Detektivarbeit von der Verpackung des Fleischs ablesen. Kennzeichnungspflicht besteht nämlich nur für die letzte Verarbeitungsstätte, also für den Verpackungsbetrieb, die Schlachterei oder ähnliches. Auf welchem Hof oder in welchem Betrieb das Tier aufgewachsen ist, das steht in den seltenen Fällen auf der Fleischverpackung.

Europaweite Kennzeichnungspflicht für Fleisch

Als Folge der BSE-Krise wurde im Jahr 2000 eine europaweite Rindfleischetikettierungsverordnung (VO (EG) 1760/2000) verabschiedet. Diese verpflichtet alle Hersteller und Verarbeiter von Rindfleisch, die Herkunft auf der Verpackung anzugeben. 2015 wurde diese Regelung (VO (EU) 1337/2013) auch auf das Fleisch von Schweinen, Schafen, Ziegen und Geflügel ausgedehnt. Betroffen von der Herkunftskennzeichnung ist unverarbeitetes, vorverpacktes, frisches und auch gefrorenes Fleisch. Auf der Verpackung angegeben sein muss immer das Land und der Betrieb, in dem der letzte Verarbeitungsschritt des Fleischs stattfand.

Das Identitäts- und Genusstauglichkeitskennzeichen

Auf jedem verpackten Fleischprodukt steht ein ovales Identitätskennzeichen. Darauf sind verschiedene Informationen abzulesen. Die ersten beiden Buchstaben geben an, aus welchem EU-Staat das Fleisch kommt. DE steht also für Deutschland. AT für Österreich, IT für Italien, ES für Spanien etc. Welche Abkürzungen was bedeuten ist hier aufgelistet.

Nach dem Landeskürzel folgt die Zulassungsnummer des Betriebes. Diese besteht aus zwei Buchstaben, die angeben, aus welchem Bundesland der Betrieb kommt, in dem das Fleisch zuletzt verarbeitet wurde (Abkürzungsverzeichnis hier) und einer fünfstelligen Nummer. Mithilfe der fünfstelligen Zulassungsnummer können Sie den Namen des Betriebs über eine Datenbank des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ermitteln.

In der dritten Zeile finden Sie die landestypische Abkürzung für den Begriff der Europäischen (Wirtschafts-)Gemeinschaft. In Deutschland steht dort "EG", das Fleisch stammt also von einem Betrieb der Europäischen Gemeinschaft. Je nach Herkunftsland und Sprache kann dort aber auch CE, EC, EB, EF, EK, EO, ES, EÜ, EY oder WE stehen.

Die Nummerierung und Kennzeichnung auf dem Identitätskennzeichen wurde bereits mehrmals verändert. Bei älteren Zulassungsnummern, die vor September 2007 vergeben wurden, können sich beispielsweise auch eine Abkürzung für die Betriebsform finden. Bei den neuen Nummern gibt das Identitätskennzeichen grundsätzlich nicht an, um welchen Betrieb es sich handelt.

Weniger Fleisch ist mehr

Die Verbraucherzentrale Bayern rät dazu, grundsätzlich weniger Fleisch zu essen. "Für eine gesunde Ernährung sind 1-2 kleine Fleischmahlzeiten (a 150g) pro Woche ausreichend", schreibt die Verbraucherzentrale auf Ihrer Homepage. Demnach kann man besser in eine höhere Fleischqualität investieren, anstatt viel und häufig Fleisch auf dem Teller zu haben.

Sonderfall Rindfleisch

Bei Rindfleisch müssen die Informationen über das Fleisch auf der Verpackung detaillierter sein. Laut Verbraucherzentrale Bayern sollte jeder nachvollziehen können, wo das Tier geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurde. Bei einem Rind muss alles dokumentiert werden: Das Tier selbst ist gekennzeichnet, es gibt dazu schriftliche Unterlagen und eine zentrale Datenbank des Staates, in der alles dokumentiert werden muss. Nach der Schlachtung wird die Schlachtnummer mit der Tiernummer verknüpft. Wenn das Fleisch also verarbeitet wird, dann kann man die Herkunft des Tieres immer zurückverfolgen. Und die Informationen müssen auch für den Verbraucher durch Etikettierung etc. zugänglich sein. In der Praxis muss man sich jedoch auch bei Rindfleisch durch zwei bis drei Internetseiten klicken, bis man alle Informationen findet, die man haben will.  

Woher stammt das Tier und wie hat es gelebt?

Wenn Sie durch die Identifikationsnummer den Betrieb ermittelt haben, in dem das Fleisch zuletzt verarbeitet wurde, dann können Sie dort nach weiteren Informationen suchen. Über die Webseite oekolandbau.de lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob es sich bei der Fabrik oder Fleischerei um einen offiziellen Bio-Betrieb mit entsprechendem Siegel handelt. Oder auch auf oeko-kontrollstellen.de lässt sich überprüfen, ob das Unternehmen eine Bio-Zertifizierung besitzt.

Natürlich sind auch auf den Webseiten der jeweiligen Fleischverarbeitungsbetriebe Informationen zu deren Zulieferern und deren Höfen zu finden. All das braucht jedoch Eigenrecherche.

Transparenz von Supermarktketten

Die meisten Supermarktketten haben Ihre eigene Strategie gefunden, die Herkunft von Fleischprodukten für den Verbraucher transparent zu machen. Auf Aldi-Produkten zum Beispiel finden Sie einen QR Code, den Sie einscannen können und so Ort und Zeit von Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung und Verpackung erfahren. Woher das lebende Tier stammt, lässt sich jedoch so nicht herausfinden.

Sie interessieren sich für Umwelt-Themen? Dann hören Sie mal in unsere Podcast: Besser leben rein - wo über Nachhaltigkeit im Alltag und wie man damit sogar Geld sparen kann anhand praktischer Beispiele gesprochen wird.

Auch bei Kaufland finden Sie einen QR-Code und eine Chargennummer auf jedem Produkt. Bei Edeka ist die Informationsfülle etwas größer. Hier können Sie alles über Aufzucht, Mast und auch die Namen der Fleisch- und Wurstbetriebe erfahren.

Lücken der Herkunftskennzeichnung

Die Herkunft von Tier und Fleisch muss nur dann angegeben werden, wenn es sich um unverarbeitetes Fleisch und Hackfleisch handelt. Sobald nur eine einzige weitere Zutat hinzugefügt wird, das Fleisch gewürzt oder in einer Marinade eingelegt wurde, gibt es keine Pflicht mehr zur Kennzeichnung. Und natürlich kann man die Herkunft nur angeben, wenn das Fleisch verpackt ist. Bei unverpacktem Fleisch, zum Beispiel bei Bedientheken, weiß der Verbraucher nicht, woher das Fleisch kommt. Man müsste sich also bei den Verkäufern vor Ort selbst erkundigen.


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