Unter Duftsoffen, wie zum Beispiel in Waschmitteln, leiden Asthmatiker besonders stark. Konzentrationsprobleme können eine der Folgen sein.
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Unter Duftsoffen, wie zum Beispiel in Waschmitteln, leiden Asthmatiker besonders stark. Konzentrationsprobleme können eine der Folgen sein.

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Zum Welt-Asthma-Tag: Wie Duftstoffe Asthmatiker belasten

Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an medikamentös behandeltem Asthma Bronchiale. Gerade für sie sind Duftstoffe, die in Waschmitteln, Raumerfrischern, Verpackungen und Spielzeug verwendet werden, eine Gefahr - aber nicht nur für sie.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Ob in Waschmitteln, Haarsprays, Cremes, als Raumerfrischer zu Hause oder am Arbeitsplatz - Duftstoffe verfolgen uns heutzutage fast überall. Selbst in Verpackungen und in Spielzeug sind sie enthalten. Für Asthmatiker ist das besonders schlimm. Laut dem aktuellen Gesundheitsatlas Asthma bronchiale der AOK leiden 3,5 Millionen Menschen in Deutschland an mit Medikamenten behandeltem Asthma. Doch nicht nur für sie bringen die Duftmittel Nachteile. Auch für Nicht-Asthmatiker haben sie Folgen.

Duftstoffe - die negativen Folgen für Asthmatiker

In einer Studie aus Schweden, Australien, Großbritannien und den USA gab jeder zweite Asthmatiker an, durch Duftstoffe unter gesundheitlichen Problemen zu leiden. Atembeschwerden, Migräne, Hautausschläge, Stimmungstiefs und sogar ein sogenannter Brain Fog, ein Gehirnnebel, durch den man nicht mehr richtig denken kann und der zu Konzentrationsproblemen führt, können bei ihnen die Folge der Duftmittel sein.

Für Betroffene ist das besonders schwierig - und zwar nicht nur, weil Duftstoffe im Alltag zu meiden fast unmöglich ist. Auch stoßen Asthmatiker mit ihrer Abneigung gegenüber Duftstoffen in ihrem Umfeld häufig auf Unverständnis. "Viele Menschen können sich nicht vorstellen, dass so etwas Schönes wie Duftstoffe gesundheitliche Risiken hat", sagt Silvia Pleschka, Duftstoffexpertin beim Deutschen Asthma- und Allergikerbund (DAAB). Zudem habe sich der Geruchssinn oft so daran gewöhnt, dass sie selbst nicht mehr merkten, wie stark alles rieche. Doch Duftstoffe seien Chemikalien, die die Luft belasteten, erklärt Pleschka. Manche könnten sogar endokrin wirken, also den Hormonhaushalt beeinflussen.

Duftstoffunverträglichkeit kann Beschwerden verursachen

Auch bei Nicht-Asthmatikern lösen Duftstoffe unerwünschte Reaktionen aus. So sind Duftstoffe laut Studien nach Nickel die zweithäufigsten Auslöser einer Kontaktallergie. Das heißt, es gibt eine allergische Reaktion bei Hautkontakt. Doch auch das bloße Einatmen kann Betroffenen zufolge Beschwerden verursachen. Die Dunkelziffer dieser sogenannten Duftstoffsensibilität oder -unverträglichkeit sei hoch, sagt die Duftstoffexpertin des DAAB. Ob synthetischer oder natürlicher Duft mache laut der Chemikerin dabei keinen Unterschied.

Duftstoffe müssen nicht vollständig deklariert werden

Ein weiteres Problem ist: Duftstoffe müssen auf Produkten nicht vollständig deklariert werden. Selbst Pflegemittel, die als "parfümfrei" vertrieben werden, können Duftstoffe enthalten, wie Untersuchungen ergaben. Das Niedersächsische Amt für Verbraucherschutz fand auch Kennzeichnungsmängel bei Raumbeduftungen.

Allgemeine Informationen zu Asthma

💡 Was ist Asthma Bronchiale?

Asthma bronchiale, für den Laien kurz Asthma, ist eine chronische, also dauerhaft bestehende Entzündung der Atemwege, die zu anfallsartiger Atemnot, zu unterschiedlich stark ausgeprägter Einengung der Atemwege und zu einer Überempfindlichkeit der Bronchien führt.

Unterschiede zwischen Asthma Bronchiale und chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD)

Asthma zu diagnostizieren ist nicht immer ganz einfach. Gerade, weil die chronisch obstruktive Bronchitis, kurz COPD, ganz ähnliche Symptome aufweist, wird Asthma häufig verkannt. Im Unterschied zur chronisch obstruktiven Bronchitis tritt Asthma aber häufig bei Kindern und Jugendlichen auf und steht oft in Zusammenhang mit Allergien.

Typisch für Asthma ist auch die erschwerte Ausatmung sowie das pfeifende Atemgeräusch. Asthma unterscheidet sich von anderen Atemwegserkrankungen, wie der chronisch obstruktiven Bronchitis, vor allem dadurch, dass die Atemnot-Beschwerden durch bestimmte Asthma-Medikamente wieder aufgehoben werden können. Es gibt bei Asthmatikern auch Phasen, in denen kaum oder nur geringe Beschwerden auftreten, was zu Schwankungen bei den Messwerten der Lungenfunktion führt. Diese sogenannte "Peak-flow-Variabilität" ist ebenfalls ein typisches Merkmal der Asthmaerkrankung.

Was sind die Ursachen von Asthma?

Für Asthma gibt es wohl nicht nur eine Ursache. Mehrere Faktoren, wie Gene, das Immunsystem, Infektionen und die frühkindliche Prägung spielen für das Erkrankungsrisiko eine Rolle. Dass auch Umweltgifte Asthma auslösen können, hat eine im Fachmagazin "Lancet Planetary Health" veröffentlichte Studie bestätigt. Die darin von Wissenschaftlern der George Washington University gemachten Untersuchungen ergaben, dass bis zu zwanzig Prozent aller Asthma-Fälle bei Kindern auf Fahrzeugabgase zurückzuführen sind. Heinrich Worth, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga e. V., sieht schon seit Jahren die zunehmende Innenraumbelastung in unseren Wohnungen als einen Grund für immer mehr Asthma-Kranke.

Die richtige Therapie bei Asthma Bronchiale

Die Mehrzahl der Asthmatiker muss medikamentös behandelt werden. Doch neben den richtigen Medikamenten, die meist inhaliert werden müssen, ist insbesondere körperliches Training wichtig. Helfen kann auch eine Atemphysiotherapie und eine Gewichtsreduktion.

Neuere Therapieansätze bei Asthma

Ein wichtiges Element der nichtmedikamentösen Asthmatherapie ist mittlerweile auch die sogenannte "strukturierte Patientenschulung". Der geschulte Patient lernt hier, Veränderungen, insbesondere Verschlechterungen, selbst zu erkennen und darauf mit einer Intensivierung seiner Medikation zu reagieren. Hierdurch würden Asthmaanfälle, insbesondere auch schwere, vermieden, sagt Heinrich Worth von der Deutschen Atemwegsliga e. V.

Bei leichtem Asthma könnten heute auch Kombinationspräparate aus einem inhalativen Corticosteroid (ICS) und dem rasch und lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetikum Formoterol bedarfsorientiert eingesetzt werden, sodass eine Dauerbehandlung mit Cortisonsprays nicht mehr erforderlich sei, erläutert der Pneumologe.

Seit 1998 Welt-Asthma-Tag

Der Welt-Asthma-Tag wurde von der "Global Initiative for Asthma" initiiert und 1998 erstmals begangen. Seit dem Jahr 2000 findet der Welt-Asthma-Tag immer am ersten Dienstag im Mai statt. Er soll auf den Nutzen frühzeitiger Erkennung, entsprechender Behandlung und den angemessenen Umgang mit Asthma hinweisen.

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