Der linke Glasfrosch ist wach und nicht ganz so durchsichtig wie der schlafende Frosch rechts im Bild.
Bildrechte: Jesse Delia / Duke University / Stanford

Glasfrösche können sich im Schlaf perfekt tarnen, indem sie Blut in der Leber speichern - wie bei dem schlafenden Glasfrosch rechts im Bild.

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Wie sich Glasfrösche im Schlaf tarnen

Im Schlaf sind Tiere besonders gefährdet. Glasfrösche haben sich deshalb einen Trick ausgedacht: Wenn sie ruhen, speichern sie das meiste Blut in der Leber - so werden sie noch durchsichtiger als sonst und sind kaum mehr zu erkennen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Zwei dunkle Farbkleckse auf einem grünen Blatt. Das ist das einzige, was von einem schlafenden Glasfrosch sichtbar bleibt - vorausgesetzt, man schaut nicht allzu genau hin. Der eine Klecks ist das Herz, der andere die Leber. Glasfrösche sind nämlich noch genialere Verkleidungskünstler als bisher angenommen. Das zeigen Jesse Delia und Carlos Taboada, Biologen an der Duke University Stanford, in einer neuen Studie.

Genialer Trick: Glasfrösche speichern Blut in der Leber

Glasfrösche (Hyalinobatrachium fleischmanni) sind ungefähr so groß wie ein Gummibärchen, leben im süd- und mittelamerikanischen Dschungel, gehen nachts auf Nahrungssuche und schlafen tagsüber, wobei sie sich an Blättern festsaugen. Ihre Haut ist beinahe transparent: Wer sie von oben betrachtet, kann einzelne Organe erkennen sowie die zarte Verästelung rötlicher Blutgefäße. Die US-Forscher haben nun herausgefunden, dass im Schlafzustand auch die filigranen Blutäderchen unsichtbar und die Tiere noch einmal transparenter werden, als sie es ohnehin schon sind. Das gelingt ihnen, "weil die Frösche in der Lage sind, ihr Blut jeden Tag für etwa 12 Stunden zu verstecken", erklärt Carlos Taboada in einem im Wissenschaftsmagazin Science publizierten Artikel.

Normalerweise würden die roten Blutkörperchen viel Licht absorbieren, wenn sie durch die Adern fließen. Das wäre eine Schwachstelle in der ansonsten hervorragenden Tarnung, denn die dunklen Äderchen könnten den Frosch an seine Fressfeinde verraten. Deshalb wandern in der Stunde vor dem Einschlafen etwa 90 Prozent der Blutzellen in die erbsengroße Leber der Frösche. Während der Ruhephase gerät der Rest des Körpers in einen sauerstoffarmen Zustand.

Den Forschern ist es ein Rätsel, wie die übrigen Organe das ohne Schäden überstehen können. Hinzu kommt noch eine weitere Frage: Wie kann es sein, dass das über so viele Stunden gestaute Blut in der Leber nicht verklumpt?

"Diese biochemischen Vorgänge müssen wir erst noch untersuchen. Vermutlich sind Gerinnungshemmer im Spiel. Interessant ist aber, dass die Blutgerinnung in der Körperperipherie immer noch funktioniert, wenn die Frösche eine kleine Verletzung haben." Carlos Taboada, Froschbiologe, Duke University.

Wachen die Glasfrösche auf, fließt auch wieder Blut durch die Adern

Erstaunlich ist auch die Geschwindigkeit, mit der die Frösche nach ihrem Schlaf ihren Kreislauf wieder reaktivieren können. Nach dem sie aufwachen, dauert es nur wenige Sekunden, bis das Blut wieder durch die Adern fließt.

"Wir haben keine Ahnung, wie sie das hinbekommen, ohne ihren Stoffwechsel zu gefährden. Aber irgendwie funktioniert es. Wir müssen noch sehr viel mehr über ihren Stoffwechsel lernen", sagt Froschbiologe Jesse Delia von der Duke University.

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