Kleinkind schaut fern
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Kleines Mädchen vor einem TV-Gerät

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Warum Kleinkinder auf Fernsehen lieber verzichten sollten

Eltern kennen das: Die Versuchung, ein quengelndes Kleinkind vor einem Bildschirm zu parken, ist oft groß, wenn man sonst keine Verschnaufpause bekommt. Doch die Auswirkungen können problematisch sein, wie eine neue Studie bestätigt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Eigentlich dürfte es selbstverständlich sein, dass Kleinkinder zwischen 0 und 2 Jahren noch nicht vor einem Fernseher sitzen sollten. Dennoch passiert es oft, dass die Kleinen alleine oder zusammen mit den Eltern auf einen Bildschirm schauen. Die Auswirkungen und Folgen wurden nun von der Drexel University im US-amerikanischen Philadelphia untersucht.

Bildschirmzeit bei den Kleinsten kann Probleme auslösen

So verändert Bildschirmzeit bei sehr kleinen Kindern das Verhalten in messbarer Größe. Je jünger die Kinder sind, desto stärker zeigt sich das. Kinder, die bereits als 0- bis 1-Jährige auch nur selten fernsehen, haben, wenn sie etwas älter sind, ein doppelt so hohes Risiko auf alltägliche Umweltreize entweder übertrieben stark oder zu schwach zu reagieren.

Karen Heffler ist Ärztin an der Drexel University und Hauptautorin der Untersuchung. Sie beschreibt, welche Kategorien für die Erhebungen genauer unter die Lupe genommen wurden:

  • Das aktive Suchen nach Eindrücken, also wenn die Kinder übermäßig stark auf sich drehende oder leuchtende Objekte reagieren oder mit dem Essen spielen.
  • Das Vermeiden von Reizen, zum Beispiel von ungewohntem Essen. Oder sie wollen sich nicht hochheben lassen, verweigern das Zähneputzen.
  • Oder sie erschrecken leicht. Sie weinen und sind völlig überfordert, wenn sich etwas am Tagesablauf ändert.
  • Verlangsamte Reaktionen: Sie reagieren nicht auf vertraute Stimmen oder ihren eigenen Namen und vermeiden es, Augenkontakt aufzunehmen.

Die natürliche Entwicklung des Kindes wird gehemmt

Die dahinter vermuteten Gründe leuchten ein: Wer vor dem Bildschirm sitzt, hat schlicht weniger Zeit zum Spielen oder für Interaktion mit anderen; also dafür, die Welt mit allen Sinnen kennenzulernen.

Heffler beschreibt einen weiteren Mechanismus, der hier angenommen wird. Sie sagt, die Kinder würden nicht alles verstehen, was sie da sehen. Das Gehirn müsse aber dennoch alles verarbeiten: Lichter, Bewegungen, Farben und Geräusche. Das beeinflusse die frühe Gehirnentwicklung.

Karen Hefflers Ansage ist klar: Bis zu einem Alter von 2 Jahren überhaupt keine Bildschirmzeit. Die einzige zulässige Ausnahme seien Videotelefonate mit Verwandten, die weit entfernt leben. In Deutschland gilt diese Empfehlung übrigens bis zu einem Alter von 3 Jahren.

Dieser Artikel ist erstmals am 10. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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