Eine Blaumeise an einem Futterhäuschen.
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Eine Blaumeise an einem Futterhäuschen.

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Vögel füttern – ohne Mäuse und Ratten zu mästen

Eigentlich wollte man Meisen und Finken verköstigen – nun frisst sich der Ratz satt. Doch wenn man ein paar Tipps umsetzt, profitieren die Vögel, während die Schädlinge leer ausgehen. Ratten und Mäuse nicht füttern ist besser, als sie zu bekämpfen.

Vögel füttern ist ein Vergnügen, das auch in Corona-Zeiten geht. Sogar jetzt, wenn zusätzlich noch die Vogelgrippe ausgebrochen ist, darf man weiterhin Gartenvögel füttern. Es will aber wohl durchdacht sein. Denn es braucht nicht viel, dass nicht nur Kohlmeise, Specht, Dompfaff und Spatz ans Vogelhäuschen kommen, sondern auch Ratten und Mäuse.

Die Ratten kommen wegen des Futters

Rattenzucht mit Sonnenblumenkernen, Rosinen und Haferflocken im Hausgarten: ein Phänomen, das Schädlingsbekämpfer Wolfgang Schramm aus Lauben bei Kempten häufig begegnet: "Wir sehen es immer wieder." Egal, ob in größeren Wohnanlagen oder auf der Terrasse des Einfamilienhauses: Vogelfutter ist eine Attraktion für das Ungeziefer. Und wenn die Ratten den Eindruck haben, hier gibt’s ständig was zum Fressen, dann suchen sie gleich in der Nähe ein Quartier. Graben sich unter Terrassen, Wintergärten Garagen oder Mäuerchen einen Bau in die Erde, zerstören zum Teil die Isolierung oder Leitungen. Ratten treten immer im Rudel auf und vermehren sich rapide: Weibchen können bis zu acht Mal im Jahr vier bis acht Junge auf die Welt bringen.

Die Futterquelle sollte unerreichbar sein für die Schädlinge

Ratten sind nicht nur im Untergrund und am Boden unterwegs, sie klettern auch an Sträuchern und Bäumen oder zum Teil an Fassaden hoch. Und kommen so auch an viele Futterstellen, die im Baum hängen oder an der Wand. Wolfgang Schramm hat schon ein ganzes Rudel Ratten bei Nacht im Futterhaus gesehen. Dort können sie - wie Mäuse auch - das Vogelfutter mit Kot verschmutzen und Krankheitserreger übertragen.

Was tun dagegen? Der Handel bietet keine explizit ratten- oder mäusesicheren Vogelfutterhäuser an. Deswegen muss man selber mitdenken und aktiv werden. Das heißt zum Beispiel: Das Futterhäuschen auf einem Edelstahl- oder Alurohr befestigen, und nicht auf einem Holzpfahl. Denn an der Holzoberfläche können die Nagetiere hinaufklettern. Hängt man das Futterhaus auf, dann so, dass Ratten und Mäuse sicher nicht über Äste oder raue Fassaden an die Futterstelle gelangen können.

Über Nacht kein Futter am Boden

Amseln fressen gern am Boden. Wer sie füttern will, sollte auf alle Fälle nur morgens und dann auch nur kleine Mengen Vogelfutter verstreuen. Futter, das nachts auf dem Boden liegt, ist ein Einfallstor für Ratten und Mäuse. Falls abends noch was auf dem Boden liegt, sollte man es zusammenkehren und im Restmüll entsorgen. Nicht zurück ins Futterhäuschen, dafür ist es zu schmutzig. Und nicht auf den Kompost, da kommen die Ratten ja auch hin.

Damit von der Futtersäule oder dem Futterhäuschen möglichst wenig auf den Boden fällt, könnte man einen Blumenuntersetzer oder etwas Ähnliches als Auffangschale unterhalb des Futterhäuschens oder der Futtersäule anbringen. Das ist aber technisch anspruchsvoll. Stefan Böhm, Ornithologe und Kreisvorsitzender vom Landesbund für Vogelschutz in Günzburg hat einen Tipp, den man einfacher umsetzen kann: Weniger ist mehr. Immer nur so viel füttern, wie die Vögel zügig wegfressen können und dann lieber öfter nachfüllen. Aber erst wenn nichts mehr rumliegt.

Keine Auswahl bieten: Sonnenblumenkerne für alle

Eine weitere Maßnahme: Nur einheitliches Futter anbieten. Damit kann man vermeiden, dass der Vogel, dem der Sinn nach Haferflocken steht, alle Sonnenblumenkerne und Rosinen rauswirft und der, der Lust auf Sonnenblumenkerne hat, die Rosinen und Haferflocken in den Dreck schmeißt. Das Futter, das die meisten Vögel gern fressen, sind Sonnenblumenkerne. Nimmt man bereits geschälte, fallen auch keine Schalen nach unten, die ja häufig doch nicht ganz leer sind. Dann gibt’s noch weniger Bodensatz, der die Schädlinge anziehen könnte.

Das Argument von manchen Vogelfreunden, die Vögel bräuchten die Schalen, um ihre Schnäbel zu wetzen, greift nicht, meint Stefan Böhm. Schnäbel wetzen kann man auch woanders. Klassische Weichfutterfresser wie das Rotkehlchen mögen Sonnenblumenkerne allerdings nicht so gern, sie kann man vielleicht mit einem Wildrosenstrauch voller Hagebutten bei Laune halten.

Nicht füttern ist besser als Fallen stellen und Gift auslegen

Wenn bereits Ratten da sind: Laien sollten auf keinen Fall zum Rattengift greifen, das kann auch andere Tiere schädigen. Und beispielsweise über die Kanalisation in den nächsten Bach und dann in die Fische gelangen. Selbst die Fallenstellerei hat ihre Tücken. Denn es gibt kaum eine Stelle, wo ausschließlich Ratten unterwegs sind. Zack - hat man eine Spitzmaus oder ein Rotkehlchen erlegt.

Die effizienteste Methode der Rattenbekämpfung ist: sie nicht zu füttern. Keine - wirklich keine! - Lebensmittelabfälle über die Toilette entsorgen, wegen der Ratten in der Kanalisation. Keine Essensreste in der Stadt auf den Boden werfen oder im Park liegen lassen und kein Vogelfutter für Ratten bereithalten. Vogelfüttern geht auch ohne Rattenfüttern.

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