Mandelmilch wird häufig als Alternative zu Kuhmilch angeboten
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Immer mehr Verbraucher greifen zu veganen Drinks

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Vegane Drinks: Eine wachsende Nische

Soja-, Mandel-, Hafer- oder Reis-Drinks - die Regale in den Supermärkten sind voll von pflanzlichen Milchalternativen. Und immer mehr Verbraucher greifen zu. So stammt inzwischen jeder zehnte Liter "Milch" aus Ersatzprodukten.

Immer mehr Verbraucher kaufen Soja-, Mandel-, Hafer- oder Reis-Drinks. Sei es aus gesundheitlichen Gründen oder im Glauben, Gutes für die Umwelt zu tun. Der Markt wächst – jeder zehnte Liter "Milch" stammt inzwischen aus Ersatzprodukten.

Drink statt Milch: "sahnig" aber erlaubt

Der Milchindustrie scheint der Boom nicht zu schmecken. Schon seit 2017 ist eine Bezeichnung wie "Hafermilch" EU-weit tabu. Die veganen Alternativen dürfen sich nicht "Milch" nennen. Grund ist eine EU-Verordnung, die festlegt, dass die Namen von Milchprodukten nur für Produkte verwendet werden dürfen, die tatsächlich mit Milch hergestellt sind. Kurzum: Milch muss aus Eutern kommen.

Eine weitere Verschärfung der Lebensmittelverordnung in der EU mit einer stärkeren Zensur für pflanzliche Milchalternativen ist jetzt aber vom Tisch. Das EU-Parlament lehnte den umstrittenen "Änderungsantrag 171" ab. Darin hatten Agrarverbände gefordert, die Bewerbung pflanzlicher Milchalternativen stärker einzuschränken. Formulierungen wie "cremig", "sahnige Konsistenz", "enthält keine Milch" und sogar ähnliche Verpackungen wären bei Inkrafttreten des Antrags verboten worden. Auch den Hinweis, dass Pflanzendrinks umweltfreundlicher seien, hätten die Hersteller nicht länger auf ihren Verpackungen anbringen dürfen.

Umweltschützer feiern die Entscheidung des EU-Parlaments als Sieg: "Der Markt für pflanzliche Milchalternativen wird nun nicht stärker durch die Milch-Lobby eingeschränkt. Stattdessen kann der Erfolg veganer Produkte ungehindert ansteigen", sagte Verena Jungbluth vom Deutschen Tierschutzbund.

Hafer goes Börse

Tatsächlich boomt der Markt um Pflanzendrinks. Davon profitieren Hersteller weltweit, wie auch das schwedische Unternehmen Oatly. Der Haferdrink-Hersteller gilt als Marktführer. Einen Coup landete der Konzern mit seinem Deal seit März exklusiv mehr als 15.000 Starbucks-Filialen in den USA mit Hafergetränken zu beliefern.

Vor einigen Tagen feierte das Unternehmen sein erfolgreiches Börsendebüt an der Wall Street. Mit der Ausgabe von rund 84 Millionen Aktien sammelte das Unternehmen bei neuen Investoren 1,43 Milliarden Dollar (1,17 Milliarden Euro) ein. Neben Hafer-Drinks stellt Oatly auch Eis, Joghurt und Aufstriche aus Hafer her und verkauft seine Produkte in rund 20 Ländern. Nach dem Fleischersatzhersteller "Beyond Meat" ist Oatly der zweite Vegan-Produzent an der Börse. Beyond Meat war im Mai 2019 an die Börse gegangen, die Aktie stieg seitdem von 25 Dollar auf rund 108 Dollar.

Unternehmen wollen neue Zielgruppen gewinnen

Doch die Konkurrenz zieht nach. Auch der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestlé springt auf den Erfolgszug auf und stellt seine neue Erbsenmilch "Wunda" vor. Sie soll zunächst in Frankreich, den Niederlanden und in Portugal zu haben sein. Der französische Joghurtkonzern Danone ist durch Übernahmen zum weltgrößten Anbieter pflanzlicher Milcherzeugnisse aufgestiegen. 2017 kaufte Danone den Vegan-Pionier WhiteWave Food für rund 12,5 Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Euro). Damit übernahm Danone auch die Marken Alpro und Provamel – Marktführer in Deutschland.

Auch andere Milchverarbeiter mischen mit. Die Molkerei Bauer aus dem Landkreis Rosenheim will mit Haferjoghurts und pflanzlichem Käse andere, neue Zielgruppen für sich gewinnen. Die Molkerei Karwendel in Buchloe hat die vegane Aufstrich-Serie "Noa" im Angebot. Und auch beim Käsehersteller Hochland soll sich in Zukunft nicht mehr alles um die Kuhmilch drehen. Hochland hat sich an einem Unternehmen beteiligt, das Milch im Labor herstellt. Das Start-up aus Israel nutzt fermentierte Proteine, aus denen in Zukunft Milchprodukte entstehen sollen – ganz ohne Kuh.

Zudem bietet Ehrmann veganen Schokoladen-Pudding auf Basis von Kokos und Kichererbse an, Müller Milch pflanzenbasierte Drinks und Dr. Oetker stellt eine vegane Alternative zu Crème fraîche in die Kühlregale. Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl oder REWE haben zudem längst eigene vegane Getränke in den Regalen.

Und was ist mit der Ökobilanz?

Wer vegane Milchalternativen kauft, schont das Klima. Denn die Produktion verursache deutlich weniger Treibhausgase, brauche weniger Landfläche und belaste die Gewässer viel weniger als Kuhmilch. So zumindest bewerben die Hersteller ihre Produkte. Eine Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2018 bestätigt das.

Jedoch belegt die Studie auch, dass beim Wasserverbrauch einige Milchalternativen schlechter abschneiden als Kuhmilch. In Europa werden pro hergestelltem Liter Kuhmilch rund 250 Liter Wasser verbraucht. Der Milchersatz aus Reis verbraucht hier mit etwa 600 Litern Wasser deutlich mehr als das Doppelte. Auch bei Mandelmilch verweisen Experten auf den hohen Wasserbedarf. Hier käme noch hinzu, dass die zum größten Teil dafür verwendeten Mandel aus Kalifornien stammen, wo bereits eine große Wasserknappheit besteht.

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