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Umstrittene Tierversuche – TBC-Impfstudie in der Kritik

Die Tuberkulose tötet jedes Jahr mehr als eine Million Menschen. Einen wirksamen Impfstoff gibt es bis heute nicht. Wissenschaftler aus Oxford sind bei der Forschung nach einer Impfung etwas zu weit gegangen. Hellmuth Nordwig

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Die Vorwürfe die Uni Oxford wiegen schwer. Eine Forscherin habe eine Studie an fast 3000 Babys in Südafrika begonnen, obwohl das getestete Impfstoff-Präparat zuvor in Tierversuchen nicht eindeutig wirksam war. Mehr noch: Sie habe das der Ethikkommission verschwiegen, die über ihren Antrag zu entscheiden hatte, dass die Säuglinge geimpft werden dürfen. So schildert es eine renommiert englische Fachzeitschrift. Ein Sprecher der Universität Oxford verteidigt die Studie. 


 "Die Studie an Säuglingen war gerechtfertigt, angesichts der Daten über Sicherheit und Immunantwort bei Menschen. Diese stammen aus 14 Studien, an denen mehr als 400 Menschen in drei Ländern teilgenommen haben." (Stellungnahme, Universität Oxford)


Das British Medical Journal kommt zu einem anderen Ergebnis, nachdem es die Unterlagen zu diesem Vorgang ausgewertet hat. Auch Ulrich Dirnagl vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung kennt die Studie.


„Ich unterstelle da nicht einmal ganz Böses, sondern: Wissenschaftler sind von ihren Ideen begeistert und ziehen Schlussfolgerungen, die vielleicht zu optimistisch sind. Weil sie da viel Arbeit und viele Ideen reingesteckt haben. Das sollte jetzt natürlich nicht dazu führen, dass man Menschenexperimente macht ohne guten Grund.“ (Ulrich Dirnagl, Berliner Institut für Gesundheitsforschung) 


Wert legt die Uni Oxford auch auf folgende Aussage:


"Die Entscheidung, mit der neuen Studie zu beginnen, wurde durch Genehmigungsbehörden und Ethikkomitees in Südafrika, Großbritannien und den USA unterstützt." (Stellungnahme, Universität Oxford)


Doch genau hier liegt das Problem. Denn den Ethikkomitees und Behörden fehlen oft Informationen, die sie für ihre Entscheidung eigentlich bräuchten. Wissenschaftler müssen nicht alle Erkenntnisse auf den Tisch legen, wenn sie eine Studie mit Menschen machen wollen. Das ist auch in Deutschland ein Problem


„Weil in den Dokumenten, die die Tierstudien beschreiben, in der Regel nicht beschrieben wird, ob genug Tiere in die Studie eingegangen sind, um eine belastbare Aussage zu treffen. Es gibt weitere Punkte, die die Glaubwürdigkeit einer Studie erhöhen. Zum Beispiel wie die Daten ausgewertet worden sind. Ob das von Personen gemacht wurde, die schon wussten, welche Tiere ein Medikament bekommen und welche nicht. Oder ob man die Tiere nach Zufallsprinzip in zwei Gruppen geteilt hat oder ob man das nicht getan hat. All das würde man eigentlich gerne wissen, um beurteilen zu können, ob die Tierstudie glaubwürdig gewesen ist. (Daniel Strech, Arzt und Bioethiker, Medizinische Universität Hannover) 


Experten fordern daher, dass die Genehmigung von Experimenten an Menschen strenger geregelt wird.