Speierling
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Der Speierling - neue Chance für eine fast vergessene Baumart

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Der Speierling - neue Chance für eine fast vergessene Baumart

Der Speierling ist eine alte, bewährte Baumart, von der es in Bayern nur noch 1.000 Exemplare gilt. Der Laubbaum musste Fichten und anderen schneller wachsenden Bäumen weichen. Dabei ist sein Holz begehrt, die Früchte sind vielseitig verwendbar.

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Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Jetzt soll der Speierling wieder öfter in bayerischen Wäldern wachsen. Aus dem Baum, den die Forstwirtschaft einst als "Unkraut" gebrandmarkt hatte, ist ein Hoffnungsträger geworden. Denn der Speierling hat hartes Holz, er wurzelt tief, ist wärmeliebend und verträgt sowohl Trockenheit als auch harte Winter. Eigenschaften, die in Zeiten des Klimawandels wichtiger sind denn je. Außerdem trägt er Früchte, die zu Säften, Marmeladen oder Schnaps verarbeitet werden können.

Speierling: Gutes Saatgut ist wichtig

Von selbst kommt der Speierling in unseren Wäldern nicht mehr hoch. Sein Nachwuchs muss gepflanzt werden. Doch woher kommt das Saatgut? Im unterfränkischen Gerolzhofen sammeln Waldarbeiter im Herbst die Früchte des Speierlings. Dort besitzen die Speierlinge eine große genetische Vielfalt. Das hat eine Studie zutage gefördert, die Muhidin Šeho vom Bayerischen Amt für Waldgenetik durchgeführt hat. Auf Grund der guten Erbanlagen können die Gerolzhofener Bäume eine gute Saatgutquelle für ganz Bayern werden.

Noch kann jeder das Saatgut für Speierlinge verkaufen. Denn die Art unterliegt - noch - nicht dem Fortvermehrungsgesetz. Dieses soll gewährleisten, dass nur die besten ihrer Art weiter vermehrt werden. In den kommenden Wochen wird das Bayerische Amt für Waldgenetik aber die offiziell anerkannten Erntebestände zum Speierling im Internet veröffentlichen und zwar auf im sogenannten "Erntezulassungsregister". Den Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen wird dringend empfohlen, dieses Saatgut zu verwenden.

Schwierige Anzucht beim Speierling

Aus den Samen gutes Pflanzgut zu ziehen, ist sehr anspruchsvoll. Karl-Heinz und Marc Brunner in Dittenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen haben Erfahrung mit dem schwierigen Verfahren: Zunächst müssen die apfelähnlichen Früchte gereinigt werden, danach werden sie stratifiziert, also einer speziellen Wärme-Kältebehandlung unterzogen - nur so keimt das Saatgut auch. Zunächst wachsen die Bäume nur langsam und sind auch dem Konkurrenzdruck von schneller wachsenden Arten nicht gewachsen. Als Jungbaum sind seine Triebe zudem beim Wild sehr begehrt.

Ist der Speierling erst einmal aus dem Gröbsten heraus, kann er sich zu einem imposanten Baum mit einer ausladenden Krone und einer Höhe von dreißig Metern entwickeln. Im Alter ist er weitgehend robust gegen Krankheiten und Schädlinge. Früher waren seine apfelähnlichen Früchte sehr beliebt . Wegen des hohen Pektingehalts lassen sie sich gut zu Gelees und Marmeladen verarbeiten. Roh gegessen sind sie aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts nicht jedermanns Geschmack.

Die Bäume können sehr alt werden. Das schwere und harte Holz des Speierlings eignet sich gut zum Drechseln. Um darauf hinzuweisen, dass der Wildobstbaum in seinem Bestand gefährdet ist, wurde der Speierling 1993 in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt.

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