Zettel mit  "To do Liste" auf dem 1. Januar eines Kalenders mit den Vorsätzen "nicht mehr rauchen, abnehmen, mehr Zeit mit der Familie und Sport".
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Alle Jahre fassen wir sie wieder: die guten Vorsätze fürs neue Jahr. Oft scheitern sie. Doch das muss nicht sein, erklärt Marie Hoffacker.

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So gelingen die guten Vorsätze fürs Neue Jahr

Wollen Sie im neuen Jahr auch mehr Sport machen oder öfter eine Smartphone-Pause einlegen? Gehirnforscherin Maria Hoffacker erklärt, wie gute Vorsätze gelingen können. Das Wesentliche dafür ist, den Ablauf von Lernprozessen im Gehirn zu verstehen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Es ist eigentlich jedes Jahr dasselbe: Zum Jahreswechsel nehmen wir uns bestimmte Dinge vor, die wir im neuen Jahr umsetzen wollen. Und meist scheitern wir schon nach wenigen Wochen an unseren ehrgeizigen Zielen. Doch das muss nicht sein. "Die meisten Neustarts scheitern, weil die Menschen gegen und nicht mit ihrem Gehirn arbeiten", erklärt Maria Hoffacker, Gehirnforscherin und externe Lehrbeauftragte für Biologische Psychologie im Studiengang Psychologie an der Hochschule Fresenius in Berlin. Sie verrät, was wir beachten müssen, um Vorhaben erfolgreich umsetzen zu können.

Gehirn ist wie ein Computer: Zu viel Input macht es ineffektiver

"Für einen erfolgreichen Neustart ist es wichtig zu wissen, wie Lernprozesse im Gehirn ablaufen. Mit diesem Wissen fällt es uns leichter, Vorhaben tatsächlich umzusetzen." Maria Hoffacker, Gehirnforscherin an der Hochschule Fresenius in Berlin

Das Gehirn arbeite wie ein Computer, sagt Hoffacker. Viele Programme und Webbrowser seien meist parallel offen. Wenn es zu viele sind, arbeitet das Gehirn allerdings genauso wie der Computer: langsamer und nicht mehr zielgerichtet.

Erster Schritt, wie Vorsätze gelingen: Ordnung im Gehirn schaffen

Erfolgversprechend für die Umsetzung guter Vorsätze ist daher, sich in einem ersten Schritt zu fragen: "Was will ich nicht mehr tun? Was kann ich weglassen, um Platz zu schaffen?" Oder - um im Bild des Computers zu bleiben: verschiedene Programme schließen, manche löschen. Hilfreich ist nach Ansicht Hoffackers auch, sich dies vorab genau zu überlegen und handschriftlich aufzuschreiben. Denn wie das Sprichwort "wer schreibt, der bleibt" schon sagt, festigt sich ein Vorhaben durch das Schreiben mit der Hand. Dies setze die ersten wichtigen Motivationsmarker in unserem Gehirn und schaffe Klarheit - auf dem Papier und im Nervensystem, so die Gehirnforscherin Hoffacker.

Zweiter Schritt, wie Vorsätze gelingen: klare Ziele

Im nächsten Schritt sollten wir uns fragen, was wir wirklich wollen. Hilfreich sei dafür laut Hoffacker, sich ein starkes Motivationsbild zu suchen und dies mit all unseren Sinnen erfassen. Was sehe ich, wenn ich zum Beispiel regelmäßig jogge oder mich gesund ernähre? Was tue ich konkret? Wie fühlt es sich an? Rieche oder schmecke ich dabei etwas? Denn auch auf positive Emotionen reagiert unser Gehirn. Je emotionaler und bildlicher unsere Gedanken aufgeladen sind, umso stärker werden auch die Nervenbahnen. Es lohnt sich also, in ein Vorhaben Energie reinzustecken. Denn das Gehirn merkt: Sie oder er will das jetzt wirklich! Ein unterstützendes Umfeld kann für die erfolgreiche Umsetzung guter Vorsätze deshalb auch förderlich sein, sagt Hoffacker.

Dritter Schritt, wie Vorsätze gelingen: Zeit lassen und durchhalten

Ein weiterer wichtiger Faktor bei Neuanfängen wie den guten Vorsätzen zum Jahreswechsel ist die Zeit. Bis sich Neues im Gehirn etablieren kann, dauert es 30 bis 40 Tage.

"Hier empfehle ich, einen Aktionsplan zu erstellen - mit mindestens einer Handlung pro Tag, die mich meinem Ziel näherbringt. Einmal in der Woche sollten wir diesen Plan anpassen und uns neu motivieren." Maria Hoffacker, Gehirnforscherin an der Hochschule Fresenius in Berlin

Denn Lernprozesse erforderten Durchhaltevermögen: Nach meist schnellen Fortschritten am Anfang einer neuen Tätigkeit, komme es später zu einer Stagnation. Das sei typisch für Lernprozesse im Gehirn, so Hoffacker.

"Währenddessen laufen die Prozesse im Gehirn jedoch weiter: Es entstehen neue Synapsen oder sie werden ausgebaut. Das dauert und erfordert Durchhaltevermögen während der Umbauphase." Maria Hoffacker, Gehirnforscherin an der Hochschule Fresenius in Berlin

Ein Durchhaltevermögen, das sich in jedem Fall lohnt: Denn: "Nach dem Plateau folgt der exponentielle Sprung ins Ziel", sagt Hoffacker. Auch hier sei es eben wie beim Computer, wenn es heißt: "Bitte warten Sie, bis das Programm installiert ist und unterbrechen Sie den Prozess nicht."

Die häufigsten Vorsätze zu Neujahr

Nach einer Umfrage der Krankenkasse DAK sind die häufigsten Neujahrsvorsätze für 2020: weniger Stress, mehr Zeit für Familie und Freunde, mehr Sport, gesündere Ernährung und Abnehmen. In den vergangenen Jahren wurde aber auch immer häufiger weniger Computer-, Handy- und Internetnutzung als beliebter Vorsatz zum Jahreswechsel genannt.

Schmankerl: "Gute Vorsätze für 2020"
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Neues Jahr - neues Glück - neuer Mensch, schön wär‘s! Aber warum ist es eigentlich so schwer, den inneren Schweinehund an die Leine zu nehmen?