Wohl bald ein Bild der Vergangenheit: Ein Mann, der seine Einkäufe in Plastiktüten nach Hause trägt.
Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Sind ab 1.1.2022 verboten: die klassischen Einkaufstüten aus Plastik.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Plastiktütenverbot für Deutsche Umwelthilfe nicht ausreichend

Ab 1. Januar 2022 sind bestimmte Plastiktüten verboten. Der Deutschen Umwelthilfe geht das nicht weit genug. Sie plädiert, Plastiktüten generell zu verbieten und stattdessen auf wiederverwendbare Produkte wie sogenannte Mehrwegnetze zu setzen.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Nach Trinkhalmen und Plastikgeschirr dürfen zum Jahreswechsel an deutschen Ladenkassen nun auch nicht mehr alle Plastiktüten angeboten werden. Das Verbot, mit dem die nächste Stufe der EU-weit beschlossenen Plastikvermeidungsstrategie in Kraft tritt, betrifft Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke zwischen 15 und 50 Mikrometern – also die klassischen Tragetüten, die man beim Einkaufen bekommt. Weiterhin erlaubt bleiben nur besonders stabile Mehrweg-Tüten.

Aber auch die dünnen Plastikbeutel, die etwa am Obst- und Gemüsestand ausliegen oder aushängen, darf es nach dem 1. Januar 2022 im Handel noch geben. Dass ausgerechnet diese häufig als Hemdchenbeutel bezeichneten extrem dünnen Kunststofftragetaschen vom neuen Plastiktütenverbot ausgenommen sind, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) in einer jetzt veröffentlichten Pressemitteilung. Sie fordert das Aus auch für diese Tüten. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten dann allerdings nicht auf Papiertüten, sondern auf Mehrwegtaschen ausweichen, rät die Umweltschutzorganisation.

"Einwegtüten stehen für sinnlose Ressourcenverschwendung"

"Einwegtüten stehen wie kaum ein anderes Produkt für sinnlose Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung", beklagt Barbara Metz, stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin. Pro Jahr würden in Deutschland rund 3,2 Milliarden Stück der in der Regel kostenlos angebotenen dünnen Plastikbeutel verbraucht. Nur ein Verbot und die konsequente Förderung von alternativen Mehrwegnetzen und -beuteln sorgten dafür, dass das von der Bundesregierung selbst formulierte Ziel der Abfallvermeidung auch erreicht werde, heißt es in der Mitteilung.

Einweg-Plastiktüten schon in 61 Ländern abgeschafft

Deutschland habe dringenden Nachholbedarf, wenn es darum gehe, Einweg-Plastiktüten zu vermeiden. "Bereits 61 Länder haben die umweltschädlichen Einweg-Plastiktüten abgeschafft", sagt Barbara Metz von der DUH. Obst und Gemüse, welches in kleine Plastiktütchen passe, könne auch problemlos in Mehrwegtaschen und -netzen untergebracht werden. "Umweltministerin Lemke muss den im Koalitionsvertrag angekündigten Zielen zur Abfallvermeidung und Mehrwegförderung nun Taten folgen lassen und die Verbotsregelung ausweiten", so Metz.

DUH rät: Keine Verwendung von Einwegtüten - egal welches Material

Von der Verwendung von Papiertüten anstelle der dünnen Plastiktüten rät die DUH allerdings ab. Zwar seien Papiertüten im Gegensatz zu Plastiktüten biologisch abbaubar und hätten somit einen großen Vorteil. Aber auch deren Herstellung verbrauche viel Wasser, Energie und Chemikalien. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten deshalb von Einwegtüten generell die Finger lassen – egal aus welchem Material – und konsequent auf Mehrweg setzen", empfiehlt Thomas Fischer, Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Denken Sie daran: Jedes Mal, wenn Sie eine Mehrwegtüte oder ein Stoffnetz wiederverwenden, muss eine Einwegtüte weniger neu hergestellt werden.

Warum dünne Plastiktüten (noch) nicht verboten werden

Warum bleiben die dünnen Plastikbeutel eigentlich erlaubt? Auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums heißt es dazu: "Für 'Hemdchenbeutel' gibt es kaum umweltfreundliche Alternativen. Außerdem sorgen sie für einen hygienischen Umgang mit Lebensmitteln. Würden sie heute verboten werden, kämen neue (Vor-)Verpackungen auf den Markt, was wiederum zu mehr Verpackungsabfall führen würde."

Die zur Vermeidung von Plastikmüll beschlossene EU-Richtlinie, die alle Mitgliedstaaten umsetzen müssen, sieht für Plastikbeutel mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern wie den Hemdchentüten genau diese Ausnahmen vor: Die Tüten bleiben also erlaubt, sofern "dies aus hygienischen Gründen erforderlich ist oder deren Verwendung zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen beiträgt". Trotzdem verweist auch das BMU darauf, dass einige Handelsketten bereits "abfallvermeidende Alternativen" für die dünnen Plastikbeutel anbieten bzw. die Plastikverpackungen bei Gemüse ganz weglassen. Das sei der richtige Ansatz. Denn es müsse darum gehen, insgesamt weniger Verpackungen einzusetzen, so das BMU.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!