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Pianisten-Gehirne: Jazz- und Klassikmusiker denken anders

Musiker haben ein anderes Gehirn als Nicht-Musiker. Nach einer aktuellen Studien lassen sich Unterschiede im Gehirn sogar je nach Stilrichtung ausmachen. Susi Weichselbaumer

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Wer über Jahre intensiv Musik macht, dessen Gehirn passt sich an komplexe Muster und Strukturen an. Im Prinzip ist die Architektur jedes Musikergehirns gleich. Einige Prozesse aber laufen beim Spielen anders ab, je nachdem ob ein Jazzpianist oder ein Klassikpianist in die Tasten greift. Und das sogar, wenn beide das gleiche Stück spielen. Das fanden Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig heraus. Pianisten haben ihre eigenen Erklärungsversuche:

„Das erste was mir einfällt: Reproduktion gegen Kreativität“ – Anne Horsch, Pianistin und Musiklehrerin 

Für ihre Untersuchung luden die Forscher 30 Profimusiker ein: 15 Klassik- und 15 Jazzpianisten. Ihre Aufgabe war es, vorgegebene Musikstücke nachzuspielen. Währenddessen wurden ihre Hirnströme abgeleitet, um die Hirnaktivität in Echtzeit zu beobachten.  

„Klassische Pianisten trainieren sehr stark Musikstücke methodisch korrekt umzusetzen“ – Daniela Sammler, Kognitionswissenschaftlerin 

Die Musikstücke, die es im Test nachzuspielen galt, sahen die Probanden als Video – ohne Ton, nur die Bewegung der Finger auf den Tasten. Zudem waren Fehler in den Harmonien und im Fingersatz versteckt. Letztere bügelten die klassischen Pianisten virtuos aus, während sie sich von überraschenden Harmonie schon mal aus dem Takt bringen ließen.

 „Der Jazzmusiker spielt etwas, was noch nie vorher gespielt wurde“ – Anne Horsch, Pianistin und Musiklehrerin 

Die Jazzmusiker gingen mit den Harmonieverletzungen versierter um und bauten untypische Harmonien flexibler ein. Im Durchschnitt passten sie ihr Spiel nach 0,4 Sekunden an, Klassikpianisten erst nach 0,6 Sekunden. Beim Fingersatz dagegen nahmen es die Jazzer nicht immer so genau wie die Klassikkollegen. Mit Gewohnheit und Training ließen sich dieses Unterschiede vor allem erklären, sagen die Forscher. Der Klassikpianisten konzentriert sich – gewohnheitsmäßig – auf das „Wie“ der Umsetzung, der Jazzpianist fokussiert auf das „Was“. 

„Ob man sagt, die Jazzmusiker sind freier oder cooler? Ich weiß nur, dass die immer sehr gut organisiert sind“ – Anne Horsch, Pianistin und Musiklehrerin