Tobias Liebert, umgeben von den trächtigen Jungziegen, im Donauried bei Wertingen.
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Tobias Liebert mit seinen Ziegen im Donauried.

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Milch, Fleisch und Landschaftspflege: Tausendsassa Ziege

Ziegen sind süß - aber lange nicht nur das: Ziegenmilch ist eine Alternative zur Kuhmilch und auch Ziegenfleisch wird immer beliebter. Damit sich die Ziegenwirtschaft aber rentiert, muss einiges beachtet werden.

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Um halb sieben Uhr morgens geht es los mit der Stallarbeit in auf dem Bioziegenhof im Wertinger Ortsteil Geratshofen. Da warten schon rund 200 Ziegen auf Tobias und Hubert Liebert. Sie strecken ihnen die Köpfe entgegen, meckern: Sie haben Hunger. Auch vor dem Mikrofon der Reporterin machen sie nicht halt und knabbern es ein bisschen an: Ziegen sind neugierige Tiere. Die beiden Nebenerwerbslandwirte schieben erst einmal das restliche Grünfutter von der Nacht weg, dann bekommen die Ziegen frisches Heu. Damit sich die Ziegenhaltung rentiert, muss einiges passen.

Zwei bis drei Liter Milch gibt eine gute Milchziege täglich

Anita Liebert hat schon die erste Gruppe in den Melkstand gelassen. Dort bekommen sie ein wenig Kraftfutter, während die Melkmaschine pumpt. Die Euter sind prall gefüllt. Etwa zweieinhalb bis drei Liter gibt eine gute Milchziege täglich. Das will Tobias Liebert noch steigern. Momentan reicht der Gewinn aus dem Ziegenhof nämlich noch nicht aus, damit die beiden Familien davon leben können. Deshalb heben beide noch einen Zweitjob.

Umstieg von Nebenerwerb auf Vollerwerb geplant

"Aber meinen Eltern ziehen mit und meine Frau auch", sagt Tobias Liebert, "so hoffe ich, dass wir den Hof noch ausbauen können, damit er irgendwann zum Vollerwerbsbetrieb reicht, das wäre schön, dann könnte man sich auf eine Arbeit konzentrieren." Liebert will allerdings nicht unbedingt mehr Ziegen halten. Gut 200 Alttiere habe er, das reiche. Über gutes Futter und vor allem eine gezielte Zucht wolle er es schaffen, dass die einzelnen Ziegen mehr Milch geben.

Eigene Zucht mit fünf Böcken

Dafür hat er fünf Böcke gekauft und bei ihrer Auswahl genau auf die Genetik geachtet. Wie viel Milch gibt die Mutter? Das sei eine der ausschlaggebenden Fragen. Rudi und die anderen Böcke stehen den Sommer über auf der Weide. Sie müssen sich erholen - und Kraft schöpfen, für ihren nächsten Deckeinsatz. Die Kitze ziehen die Lieberts dann in einem extra Stall auf. Hier ist quasi der Spielplatz, für die kleinen Zicklein und die Kinder der Lieberts, die mit den Ziegen herumtollen. Heute bekommen die Zicklein etwas frisches Gras, dann noch Kraftfutter und nach dem Fressen dürfen sie in den Auslauf.

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Junge Zicklein im Stall.

Bei den Lieberts bekommt eine Gruppe der Ziegen im Frühjahr und eine zweite Gruppe im Herbst Junge. So bleibt die Milchmenge gleich und die Vermarktung der Tiere ist leichter, wenn es nicht zu viele auf einmal sind. Aber die Lieberts haben noch eine dritte Gruppe Ziegen: die, die das ganze Jahr über gemolken werden. Eine Ziege müsse nicht jedes Jahr ein Junges bekommen, wie etwa eine Kuh, damit sie Milch gebe, sagt Liebert. Das sei ein großer Vorteil.

Ziegenmilch sehr gesund

Die Milch sei übrigens sehr gesund, meint Anita Liebert. Neukunden fragten oft, für was man sie verwenden könne. Für die gleichen Dinge wie Kuhmilch auch, ist die Antwort von Anita Liebert: für Pudding, Joghurt und vieles mehr. Sie schmecke auch kaum anders.

Eigene Schlachtung auf dem Hof

Die Lieberts vermarkten neben der Milch auch das Fleisch. Das kann man ab Hof kaufen, seit Anbeginn der Corona-Pandemie verschicken sie es auch. Fürs Schlachten ist Senior Hubert Liebert zuständig. Das falle ihm nicht immer leicht. Schließlich habe er so ein Zicklein zuvor 20, 30 Mal in der Hand gehabt und kenne seine Tiere. "Aber wenn's dann am Haken hängt, das ist schon was Besonderes. Das ist dann irgendwie auch der Lohn unserer Arbeit", sagt Hubert Liebert. Geschlachtet wird auf dem Hof, und zwar vorwiegend die etwa drei Monate alten Böcke. Manchmal auch weibliche Jungtiere, dann nämlich, wenn ihre Mütter zu wenig Milch geben. Wenn eine Milchziege sich nicht gut entwickle, könne es auch später noch sein, dass man sie schlachte, sagt Liebert. Dieses Fleisch werde dann zu Bratwürsten verarbeitet - Schüblinge heißen die. Das Ziegenfleisch könne man einfach ein wenig salzen, pfeffern, mit Gemüse in den Backofen geben, bei etwa 160 Grad. So werde der Braten schön zart, sagt Regina Liebert. Auch Gulasch oder Curry lasse sich damit zubereiten.

Ziegen als Landschaftspfleger

Die Ziegen bei den Lieberts dürfen täglich auf die Weide. Die trächtigen Jungziegen sind sogar den ganzen Sommer über draußen. Sie beweiden eine 14 Hektar große Fläche im Donauried bei Wertingen. Dort läuft ein Naturschutzprojekt: Die Ziegen sollen Büsche und Sträucher abfressen, den Bewuchs kurzhalten, damit Bodenbrüter wie der Kiebitz eine Chance haben. Dafür gibt es Geld aus dem Vertragsnaturschutzprogramm. Aber nicht nur wegen des Geldes ist das für die Lieberts wichtig: Hier seien die Ziegen den ganzen Sommer über versorgt, sagt Tobias Liebert. Die Flächen, auf denen Ziegen weiden können, würden immer knapper und lägen immer weiter entfernt. Bei den gestiegenen Dieselpreisen ein Problem für die Lieberts.

Große Ziegenlandesschau am Pfingstwochenende in Illerbeuren

Dieses Wochenende hat Tobias Liebert allerdings nicht so viel Zeit für seine Ziegen: Am Pfingstsonntag und Pfingstmontag feiert der schwäbische Bezirksverband der Bayerischen Ziegenzüchter sein 100. Jubiläum nach. Wegen Corona war das Fest zwei Mal verschoben worden. Die große Landesschau findet im Freilichtmuseum Illerbeuren statt. Die Besucher können sich dort ein Bild von der bayerischen Ziegenzucht und -haltung machen. Verschiedene Rassen werden vorgestellt und es gibt regionale Ziegenprodukte zu kaufen. Beginn ist am Pfingstsonntag um 11 Uhr.

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