Wer als Landwirt seine Wiesen nachhaltig bewirtschaftet, zieht damit Insekten an. Das belegt eine Untersuchung der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Konkret erforschte die Studie, die am Freitag mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) bei Starnberg vorgestellt wurde, wie sich Agrarumweltmaßnahmen auf Biodiversität im bewirtschafteten Grünland auswirken. Grundsätzlich gelte: Je extensiver die Bewirtschaftung, desto mehr Artenvielfalt konnte nachgewiesen werden.
Vorbild Berchtesgaden: Bis zu 70 Pflanzenarten pro Fläche
Auf Flächen, die intensiv bewirtschaftet würden, konnten die Forschenden auf 25 Quadratmetern Fläche rund zehn verschiedene Pflanzenarten nachweisen, auf extensiv bewirtschafteten Flächen im Mittel 46 Arten, im Berchtesgadener Land teils gar 70. Ab 25 Arten gilt eine Wiese als artenreich.
Auch beim Vorkommen von Insekten machten Umweltmaßnahmen, für die der bayerische Staat aktuell rund 40 Millionen Euro im Jahr als Ausgleichszahlungen bereitstellt, einen Unterschied. Auf Grünlandflächen mit Umweltmaßnahmen sind laut LfL 17 Prozent mehr Insektenarten unterwegs als auf Flächen ohne.
Schmetterlinge profitieren von Gewässerrandstreifen
Vor allem Schmetterlinge profitierten durch die im Zuge des Volksbegehrens Artenvielfalt eingeführten Randstreifen an Gewässern. Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL, sagte, dass hier die Artenvielfalt um 45 Prozent zunahm.
Laut Landwirtschaftsministerin Kaniber beteilige sich aktuell rund jeder zweite Landwirt an einer Agrarumweltmaßnahme. Perspektivisch wolle man den Ökolandbau auf 30 Prozent erhöhen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um die Hälfte reduzieren. Weiteres Grünland langfristig stillzulegen sei hingegen nicht zielführend, so die Ministerin. Biodiversität und Nutztierhaltung ginge in Bayern Hand in Hand.
LfL-Präsident: Artenvielfalt "punktuell gestiegen"
Die Daten der LfL zeigten jedoch auch, dass vor allem in der Mitte Bayerns, wo weiterhin viel intensive Landwirtschaft betrieben wird, wenig Artenreichtum nachgewiesen werden konnte. Letztendlich bedeuteten die Ergebnisse insgesamt also noch keine Trendwende, der Präsident der LfL Stephan Sedlmayer betonte jedoch, die Artenvielfalt könne mit Hilfe von gezielten Umweltmaßnahmen zumindest stabil gehalten werden.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass weltweit in jedem Jahr ein Prozent der Insekten verschwinden. Auch eine Untersuchung in drei Bundesländern zeigt, dass die Insektenpopulation hierzulande in weniger als 30 Jahren um 75 Prozent zurückging. Als besonders drastisch gilt der Schwund bei Heuschrecken und Schmetterlingen.
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