Bildrechte: picture-alliance/dpa

Kinderlosigkeit hat häufig auch psychische Ursachen - im Bild: junges Paar bei der Beratung mit einer Ärztin

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Viele Krebspatienten ohne Chance auf eigene Kinder

Junge Krebspatienten werden oft geheilt, aber viele von ihnen können nach Chemotherapie oder Bestrahlung nie wieder Kinder bekommen. Präventive Maßnahmen wie das Einfrieren von Keimzellen, müssen sie selbst bezahlen. Von Gloria Stenzel

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

In Deutschland erkranken nach Angaben der Uniklinik Erlangen rund 17.000 Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren an Krebs. Durch den Fortschritt der Medizin liegen die Heilungschancen bei über 80 Prozent. Die Behandlung führt aber oft zu Unfruchtbarkeit. Eizellen oder Spermien davor einzufrieren wäre die Lösung. Doch das scheitert oft an schlechter Aufklärung und hohen Kosten.

Reproduktionsmedizin kann Krebspatienten helfen

Vor der Krebsbehandlung können den Patienten Spermien beziehungsweise Eizellen entnommen und eingefroren werden. Bei Männern geht das ganz schnell, Frauen brauchen dafür oft eine Hormonstimulierung über einige Wochen. Es muss also sofort gehandelt werden, damit die Krebstherapie nicht warten muss.

Fortschritt in Reproduktionsmedizin

Ohne Stimulation geht es mit einer neuen Methode, die das Fortpflanzungszentrum der Uniklinik Erlangen anwendet. Eierstockgewebe wird entnommen und Jahre später wieder transplantiert. Wenn der Krebs dieses Gewebe nicht befallen hat, kommt diese Methode auch für Krebspatienten in Frage.

Krebs-Patienten werden oft zu schlecht aufgeklärt

Es gehört bislang nicht zum Standard, dass Onkologen über fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen aufklären. Oft fehlt den Ärzten das Fachwissen oder die Zeit für eine Beratung. Die Folge: Viele Patienten wissen nicht, dass sie Keimzellen entnehmen lassen können, um die Chance auf eigene Kinder zu bewahren. Eine ärztliche Leitlinie soll nun dafür sorgen, dass mehr Onkologen ihre Patienten darüber aufklären.

"Über 80 Prozent der Patienten überleben. Es muss ein Umdenken stattfinden, damit alle Ärzte realisieren, dass der Kinderwunsch enorm wichtig ist." Prof. Anja Borgmann-Staudt, Kinderonkologin Charité Berlin

Krankenkassen zahlen nicht

Das Sozialgesetzbuch V regelt, was die Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen müssen. Die Fruchtbarkeit vorsorglich zu erhalten zählt nicht dazu. In der Regel werden deshalb die Kosten nicht übernommen. Frauen zahlen für Entnahme und Einfrieren im Schnitt 3.500 Euro, Männer 500 Euro, plus die Lagerung im Stickstofftank von jährlich rund 300 Euro.

Kein Geld für fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen bei Krebs-Patienten

Nicht alle Patienten können dieses Geld aufbringen, gerade wenn sie noch sehr jung sind. So erging es auch Andrea Voß. Sie erkrankte zweimal an Lymphdrüsenkrebs und bekam Chemotherapie. Heute gilt sie als geheilt, kann aber keine Kinder mehr bekommen.

"Kinder kriegen zu können, sollte jedem zustehen. Egal, ob man unfruchtbar ist ohne Krebs, oder weil man es durch eine Krebsbehandlung wird." Andrea Voß, Betroffene

Gesetzesänderung gefordert

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs fordern von der Politik deshalb eine Gesetzesänderung. Droht durch Krankheit und Therapie die Unfruchtbarkeit, müssten präventive Maßnahmen ebenso übernommen werden.