Frau spült sich den Mund aus.
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Viele nutzen Mundspülungen. Sie stehen in Verdacht, Resistenzen zu fördern.

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Fördern Mundspülungen Bakterien-Resistenzen?

Das Desinfektionsmittel Chlorhexidin ist in vielen Mundspülungen enthalten. Es wird im zahnmedizinischen Bereich eingesetzt und in Apotheken verkauft. Nun besteht der Verdacht, dass es krankmachende Bakterien resistent machen könnte.

Über dieses Thema berichtet: nano am .

Bisher ist das Desinfektionsmittel Chlorhexidin ein starker Gegner im Kampf gegen Bakterien wie den Karies-Erreger Streptococcus mutans. Nun soll untersucht werden, ob die falsche oder zu häufige Anwendung von Antiseptika in Mundspülungen Bakterien im Mundraum resistent machen könnte.

Bakterien in der Mundflora

Auf den Zähnen, der Zunge und der gesamten Mundschleimhaut befinden sich etwa 700 Arten von Bakterien. Nicht alle sind schädlich, die meisten harmlos. Doch manche können Entzündungen oder auch Karies verursachen. Die krankmachenden Bakterien werden sehr gut mit dem Desinfektionsmittel Chlorhexidin bekämpft, wenn dieses System an Mikroorganismen im Gleichgewicht ist. Chlorhexidin ist ein Wirkstoff, der Bakterien abtötet und am häufigsten als lokal wirkendes Desinfektionsmittel in der Zahnmedizin eingesetzt wird.

Mundspülungen aus der Apotheke

Dabei geht es nicht um Mundspülungen, die in Drogerien verkauft werden. Medizinische Mundspülungen mit Chlorhexidin gibt es auch frei verkäuflich in der Apotheke. In der Zahnmedizin dienen sie nicht nur dem frischen Atem, sondern werden auch als Desinfektionsmittel - beispielsweise nach einer Zahnbehandlung wie Parodontitis - eingesetzt. An einer schweren Form dieser Erkrankung leiden etwa elf Millionen Deutsche, so die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V.

Verdacht auf Resistenzen durch Mundspülungen

Schon seit Jahren besteht der Verdacht, dass Mundspülungen mit Desinfektionsmitteln wie Chlorhexidin eine Resistenz bei den Bakterien auslösen könnten - vor allem bei eigenen Anwendungsfehlern, also wenn sie falsch oder zu häufig eingenommen würden: Denn wie Antibiotika sollten auch medizinische Mundspülungen nur auf Anordnung eines Arztes und nur über einen bestimmten Zeitraum eingenommen werden. Bisher wurden Antiseptika-Resistenzen aber noch nicht abschließend erforscht.

„Antibiotika-Resistenzen wurden ja in den letzten Jahren medial vielfach thematisiert. Bei Resistenzen gegenüber Antiseptika sieht es ganz anders aus. Wir haben uns daher gefragt, aufgrund des breitflächigen Einsatzes von Chlorhexidin, ob es da eben auch das Risiko einer Induktion von Resistenzen gerade bei oralen Bakterien gibt und das wollen wir in diesem Projekt untersuchen." Fabian Cieplik, Universitätszahnklinik Regensburg

Bakterien vererben Resistenzen

Doch Bakterien können sich anpassen, wenn wir solche Antiseptika falsch einnehmen. Die große Gefahr besteht laut Mikrobiologe Professor Ali Al-Ahmad, Universitätszahnklinik Freiburg, darin, dass die Bakterien miteinander verbunden sind: „Bakterien geben ihre Gene vertikal zu ihren Tochterzellen, aber sie überspringen auch die Artgrenze, geben ihre Gene zu anderen Arten. Wenn diese Gene Antibiotika-Resistenz enthalten, dann verbreiten wir dadurch die Antibiotika-Resistenz durch die parallele Desinfektionsmittel-Resistenz.".

Desinfektionsmittel und MRSA-Keime

Mit Desinfektionsmittel-Resistenzen beschäftigen sich Al-Ahmad und Dr. Fabian Cieplik, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Regensburg, im Labor und im Klinikalltag mit Patienten. Sie wollen in dem dreijährigen Forschungsprojekt nicht nur untersuchen, wie solche Antiseptika-Resistenzen entstehen können, sondern auch, ob und wie sich die Entwicklung auf Antibiotika-Resistenzen auswirken könnte. Denn Chlorhexidin wirkte bislang auch gut gegen MRSA-Keime, die sogenannten Krankenhauskeime, die mit Antibiotika kaum noch bekämpft werden können.